Caritas:Neues Hilfsangebot für psychisch belastete Familien

In dem neuen Projekt "Kinderleicht" erhalten die Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe.

Von Petra Schafflik, Dachau

Wer sich den Fuß gebrochen hat oder mit der erschütternden Diagnose Krebs konfrontiert wird, erfährt aus seinem sozialen Umfeld sofort Unterstützung und Zuspruch. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der körperlich Leidende begleitet werden, fehlt oft im Umgang mit psychisch Kranken. Diese Vorbehalte der Gesellschaft machen verständlich, warum Betroffene ihre Erkrankung oft für sich behalten. Warum sie davor zurückscheuen, für sich und ihre Familie Hilfe zu suchen. Doch gerade auch Kinder psychisch belasteter oder suchtkranker Eltern brauchen dringend Unterstützung. "Eine gesunde und vor allem unbeschwerte Entwicklung ist für diese Buben und Mädchen keineswegs selbstverständlich", sagt Ursula Dangl vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas (SPDI). Gemeinsam mit der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder der Caritas bietet der SPDI deshalb jetzt unter dem Titel "Kinderleicht" ein besonderes Konzept, um psychisch belastete Eltern und ihre Kinder gezielt zu stärken.

Die erfahrenen Pädagogen und Therapeuten wissen um den oft schwierigen Alltag in belasteten Familien. Wenn Sohn oder Tochter den Haushalt schmeißen, weil die Mutter in einer depressiven Krise einfach nicht handlungsfähig ist. Wenn die Kinder in der Folge viel Verantwortung übernehmen oder auch Schuldgefühle entwickeln. Die Fachstellen bieten Eltern und Kindern die Unterstützung, die gewünscht wird und die passt. Das sind individuelle Gespräche wie auch Gruppenangebote oder die Vermittlung weiterer Hilfen. Dabei geht es nicht um Therapie, sondern um Begleitung. Gerade die Kinder werden gestärkt, ihre eigenen Ressourcen zu entdecken. Dafür gibt es eigene Treffs, aber auch Ausflüge oder Freizeitaktivitäten wie Reiten und Klettern. "Für die Mädchen und Buben ist es eine wichtige Erfahrung, einmal keine Pflichten zu haben und wirklich Kind sein können."

Hilfe auch für die Eltern

Weil es oft die Kinder sind, die in Kita oder Schule auffallen, die sich zurückziehen oder ungewöhnlich schnell aggressiv reagieren, bietet die Caritas auch Unterstützung und Schulungen für die dort tätigen Pädagogen. "Es gibt oft Unsicherheiten, wie Fachkräfte die Eltern ansprechen sollen oder welche Hilfestellung sie den Kindern unterbreiten können", sagt Sozialpädagogin Christina Mesarosch von der Beratungsstelle. Vor allem aber stehen die Experten psychisch belasteten Eltern zur Seite. Die Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht, eine Beratung kann auf Wunsch auch anonym erfolgen und ist immer kostenlos. Ein unverbindlicher Gesprächstermin, der telefonisch vereinbart werden kann, hat keinerlei Konsequenzen und benötigt keine speziellen Voraussetzungen, wie etwa eine Diagnose. Bei Bedarf bieten die Berater Hausbesuche an und unterstützen auch Angehörige. Besonders geschätzt wird von den Teilnehmern auch eine Elterngruppe, bei der sich Betroffene untereinander austauschen. Parallel zu diesem Elterntreff betreuen zeitgleich zwei Kunsttherapeutinnen die Kinder. Auch in dieser Gruppe ist der Einstieg für Interessierte zum Jahresanfang 2017 wieder möglich.

Wer psychisch belastet ist und für sich oder die Kinder Unterstützung benötigt, erhält Informationen oder einen Gesprächstermin unter Telefon 08131/298-1400 (SPDI) oder 08131/298-1500 (Jugend- und Elternberatung).

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