Bundespolizei:Vorsicht, Kamera

Beamte der Bundespolizei fahnden mit gestochen scharfen Fotos an Bahnhöfen und in Zügen der A-Linie nach den Tätern, die serienweise elektronische Fahrkartenautomaten und Schaukästen demolieren.

Robert Stocker

Bundespolizei: Wer kennt die abgebildete Person? Fahnder der Bundespolizei wollen Verdächtige anhand von Fotos identifizieren.

Wer kennt die abgebildete Person? Fahnder der Bundespolizei wollen Verdächtige anhand von Fotos identifizieren.

(Foto: © joergensen.com)

- So eine Aktion hat es im gesamten MVV-Gebiet bisher noch nicht gegeben: Beamte der Bundespolizei zeigen in den Zügen und Bahnhöfen der Linie A massive Präsenz und fahnden nach den Tätern, die seit Jahren immer wieder Fahrkartenautomaten oder Sitze in den Waggons zerstören. Die Bundespolizei ist zuversichtlich, dass sie fast alle Täter identifizieren kann. Die Fahnder haben gestochen scharfe Fotos von den Verdächtigen, die von Überwachungskameras aufgenommen wurden. Diese zeigen sie Fahrgästen in Bahnhöfen und Zügen und fragen, ob sie die abgebildeten Personen kennen. Zwölf Verdächtige wurden bereits ermittelt, weitere zehn bis zwölf hofft die Polizei noch identifizieren zu können.

Der Schaden, den die meist jungen Täter bisher angerichtet haben, ist beträchtlich. Seit Januar 2011 schlugen die Zerstörer 129 Mal zu, der Schaden seit dieser Zeit beträgt rund 35 000 Euro. In den vergangenen vier Jahren summierte sich der Betrag auf mehr als 100 000 Euro. Die Täter zerstörten die Displays der elektronischen Fahrkartenautomaten mit Feuerzeugen oder glühenden Zigaretten, in einigen Fällen auch mit roher Gewalt, schlitzten Sitze in den Zugwaggons auf oder zerschlugen die Scheiben von Schaukästen. Die Bundespolizei versuchte zunächst, den Spuk mit Plakataktionen und Zivilstreifen zu beenden. Auch die Jugendpfleger der Gemeinden an der Bahnlinie wurden mit dem Problem konfrontiert. Doch alle Bemühungen hatten keinen Erfolg. Jetzt will die Bundespolizei durchgreifen und so viele Täter wie möglich stellen.

Zwölf Verdächtige haben die Beamten schon identifiziert, davon drei am Dienstagnachmittag. Sie werden schon bald Besuch von der Polizei bekommen. Möglich wurde dies anhand von Fahndungsfotos, aufgenommen von Überwachungskameras, die an einigen Bahnhöfen versteckt aufgestellt wurden. Die Erlaubnis dafür erteilte das Dachauer Amtsgericht. "Die Genehmigung erstreckt sich nur auf diese Aktion, außerdem ist genau festgelegt, wie lange die Kameras installiert werden dürfen", erklärt Polizeihauptkommissar Berti Habelt, Sprecher der Münchner Bundespolizeiinspektion, die rechtliche Grundlage für die Aktion. Das Ergebnis der drei Monate langen Videoüberwachung sind Fotos von den Verdächtigen in Passbildqualität, die bei den Zerstörungen aufgenommen wurden. Die bisher ermittelten Täter sind zwischen 15 und 24 Jahre alt, auch Mädchen und ein Student sind darunter. "Wir haben keinen Hinweis darauf, dass es sich bei den Tätern um eine geschlossene Gruppe handelt", sagt Habelt.

Das Ausmaß der Zerstörungen entlang der Linie A sucht im MVV-Gebiet seinesgleichen. "Wir hatten einmal eine ähnliche Situation auf der Starnberger Linie, aber die Schäden sind nicht vergleichbar", begründet Habelt die Fahndungsaktion der Polizei. Rund 50 Beamte sind in den nächsten Tagen in den Bahnhöfen Dachau, Dachau-Stadt, Schwabhausen, Niederroth, Markt Indersdorf, Arnbach, Erdweg, Kleinberghofen und Altomünster im Einsatz. Außerdem sind sie in den Zügen der Linie A unterwegs. Auch Schulen und Jugendeinrichtungen werden sie besuchen. Dabei hoffen sie auf die Hilfe der Befragten, denen sie die Aufnahmen von den Verdächtigen zeigen. "Kennen Sie diesen Jugendlichen? Wissen Sie, wie er heißt und wo er wohnt?" So werden die Fragen der Beamten lauten. Die Bundespolizei setzt auch deshalb auf die Hilfe von Fahrgästen, weil diese von den Zerstörungen selbst betroffen sind. Denn an den kaputten Automaten können sie keine Fahrkarten lösen, die sie vor der Fahrt mit der S-Bahn kaufen müssen. Hinweise zu den Tätern nimmt die Bundespolizei unter Telefon 089/515550-111 entgegen.

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