Bündnis90/Die Grünen:Urwahl find' ich gut

Grüne Mandatsträger im Landkreis Dachau sind angetan von dem Beschluss, über das Spitzenpersonal zur Bundestagswahl direkt abzustimmen. Eine Übernahme des Modells zur Wahl des Landratskandidaten wird eher skeptisch beurteilt.

Rudi Kanamüller

- Urwahl find' ich gut: Bei den Grünen im Landkreis Dachau kommt die Entscheidung des kleinen Parteitags in Berlin, die beiden Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 in einer Urwahl zu bestimmen, ausgesprochen gut an. Das zeigt ein kleines Stimmungsbarometer der SZ in Dachau unter Grünen-Mandatsträgern.

Sonderparteitag der Grünen

"Je direkter, desto besser": Bei den Grünen im Landkreis Dachau kommt die Entscheidung des kleinen Parteitags in Berlin ausgesprochen gut an.

(Foto: dpa)

So hält die neu gewählte Sprecherin des Kreisverbandes der Grünen, die Dachauer Stadträtin Luise Krispenz, das Verfahren für "prinziell richtig". Krispenz: "Je direkter, desto besser." Gleichwohl sei die Urwahl, die ihrer Ansicht nach wahrscheinlich per Briefwahl durchgeführt wird, für sie selbst auch "Neuland". Was das Spitzenpersonal der Grünen betreffe, so habe jeder für sich natürlich "seine Präferenzen". Zum anderen stünden bei der Urwahl Kandidaten zur Debatte, die "schon ewig bekannt sind, und die sich kaum vorzustellen brauchen". Anders sei dies zum Beispiel bei Mitgliederversammlungen, wo man sich adhoc vorstellen könne.

Die frühere Sprecherin des Kreisverbandes, Kreisrätin Marese Hoffmann, findet die Urwahl eine "gute Idee". "Ich bin froh, dass ich meine Stimme jemanden geben kann, den ich gut finde." Außerdem sei es eine gute Möglichkeit bei mehreren Bewerbern, die Basis abstimmen zu lassen. Sie selbst hat ihre Kandidatin, der sie ihre Stimme geben wird, schon erkoren: Katrin Göring-Eckardt, die sie in vielen Gesprächen bereits kennengelernt habe und die ihrer Ansicht nach "durchaus auch für Nicht-Grüne wählbar" sei. Göring-Eckardt bringe auch ein "anderes Politikverständnis" mit und sei jünger als Claudia Roth. Hoffmann: "Es wäre schön, wenn dadurch die Grünen im Osten der Republik mehr Zuspruch bekommen würden." Das Verfahren der Urwahl, angewandt bei der Nominierung des Landratskandidaten, wäre nach Ansicht Hoffmanns grundsätzlich in Ordnung. Allerding stelle sich das Problem, dass es zu wenig Personen gibt, "die so einen Posten hier anstreben".

Die Karlsfelder Kreisrätin der Grünen, Eleonore Haberstumpf, lobt den "basisdemokratischen Charakter" der Urwahl. Auch sie muss nicht mehr überlegen, wem sie ihr Vertrauen bei der Urwahl aussprechen wird: "Ich werde für Jürgen Trittin und Claudia Roth stimmen." Mit etwas Skepsis betrachtet Haberstumpf bei der Urwahl die Kurzfristigkeit des Vorgangs, "der nicht so exotisch ist, wie er in der Öffentlichkeit dargestellt wird". Den Aufwand dafür erachte sie allerdings als groß, zudem müssen ja alle Stimmen noch ausgewertet werden. Eine Urwahl im Kreisverband ist für sie "irrelevant". Das passiere eigentlich ohnehin ständig, bei Mitgliederversammlung, wo sich die Basis treffe.

Als ein Befürworter der Urwahl gibt sich auch der Odelzhauser Grünen-Kreisrat Roderich Zauscher zu erkennen. "Warum nicht", sagt Zauscher, "das ist mal etwas anderes." Die Bestimmung des Spitzenpersonals per Urwahl durch die Grüne Basis sei auf jeden Fall besser, als wenn irgendwelche Kandidaten in irgendwelchen Hinterstübchen ausgemauschelt werden. Offenheit sei hier immer besser, weil es auch bei der Wahl mehr Rückhalt bringe.

Die Urwahl, angewandt zum Beispiel bei der Nominierung des Kandidaten für die Landratswahl im Landkreis Dachau, hält Zauscher unter bestimmten Vorraussetzungen für akzeptabel. "Das kann man schon übernehmen - aber nicht sofort." Was den möglichen Kandidaten betrifft, so Zauscher, sei man noch nicht fündig geworden, obwohl man "einige mögliche Aspiranten schon im Auge" habe.

Wie berichtet, haben ihren Anspruch auf die Spitzenkandidatur bei den Grünen für die Bundestagswahl 2013 außer Claudia Roth und Jürgen Trittin zwei unbekannte Kommunalpolitiker, sowie die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt angemeldet. Aufgrund der Quotenregelung bei den Grünen, wird dem Spitzenduo auf jeden Fall eine Frau angehören. Die Grünen haben in Deutschland etwa 60 000 Mitglieder. Davon stellt der Kreisverband Dachau etwa 50.

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