Krimi aus Dachau:Mörderische Distanz

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Autor Michael Böhm und sein Protagonist Herr Petermann haben einige Gemeinsamkeiten - vom Verbrechen mal abgesehen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Frühpensionär Herr Petermann meuchelt fröhlich weiter: Michael Böhm legt seinen zweiten Kriminalroman vor.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Herr Petermann meuchelt wieder. Der Dachauer Michael Böhm, der vor zwei Jahren seinen Roman "Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe" veröffentlichte, hat nun das Buch "Herr Petermann und das Triptychon des Todes" vorgelegt. Die Geschichten um den gebildeten und höflichen Frühpensionär, der ein Vermögen in der IT-Branche gemacht hat und Probleme gern durch Morden löst, sind als Trilogie angelegt.

Im ersten Teil hatte Protagonist Leo Petermann die Stille über seinem Rosengarten und seinen Seelenfrieden in finanziellen Angelegenheiten auf seine endgültige Art wieder hergestellt. Im zweiten Buch nun verteidigt der leidenschaftliche Schachspieler und Liebhaber schöner Frauen die Ehre seiner Geliebten und erwehrt sich der Betrügereien eines früheren Geschäftspartners.

Michael Böhms Romane sind keine üblichen Kriminalgeschichten, eher Mördergeschichten. Es gibt zwar Morde, aber nicht die Frage: Wer war's? Der Mörder läuft dem Leser die ganze Zeit vor der Nase herum. Der Leser kennt Motive und Ausführung - ahnungslos ist nicht das Publikum, sondern das Umfeld des Herrn Petermann in dessen nicht näher beschriebenem Wohnort an einem See nahe München. Die Nachbarn halten ihn für einen distinguierten, freundlichen, älteren Herrn.

Was Petermann fehlt: ein Gewissen

Auch in seinem zweiten Buch greift Böhm zu dem Kunstgriff, bei den Mordszenen vom Ich-Erzähler in die dritte Person zu wechseln. Das hat zwei überraschende Effekte. Zum einen können diese kursiv gedruckten Sequenzen als Auszüge aus Petermanns Romanen gelesen werden - denn der Protagonist hegt eine Vorliebe für das Schreiben; ab und an besucht er im Verlauf des Geschehens mal seinen Verlag in Schwabing. Zum anderen zeigen sie die Distanz, die Petermann beim Morden zu sich selbst entwickelt. Immer offensichtlicher wird auch, dass Petermann etwas fehlt, was andere Menschen haben: das Gewissen nämlich. Das ist zurückzuführen auf eine psychische Störung. Autor Böhm hat sich darüber belesen und sich mit einem befreundeten Psychotherapeuten beraten. Schließlich soll alles schlüssig erscheinen. Darauf legt Böhm wert.

Dass sein Protagonist mit ihm das Rentnerdasein, den früheren Brotberuf und ein paar Interessen teilt, liegt daran, dass Böhm - vom Verbrechen mal abgesehen - gern über Dinge schreiben möchte, die er kennt. Früher hat Böhm deshalb auch bereits Krimis geschrieben, die eindeutig in Dachau spielten. "Homer und der Tote vom Schlossberg" etwa. Böhm lebt seit Jahrzehnten in Dachau, mit dem Schreiben begann er schon in seiner Jugend, selbst seine Arbeit mit vielen Dienstreisen hielt ihn später nie ganz davon ab. Heute, im Ruhestand, ist er auch meist auf Reisen, aber mit seiner Frau, zum Vergnügen. Seine Frau ist auch seine erste Leserin und Unterstützerin.

Vom detektivischen Buchhändler Homer hat sich der Dachauer Autor allerdings gelöst. Heute braucht Böhm keinen Ermittler mehr. Spannend sind seine Romane auch ohne Spurensicherung, Laboranalysen und Stochern im Nebel. Denn natürlich fragt sich der Leser, der sich irgendwann einer gewissen Sympathie für den Mörder nicht mehr erwehren kann: Wird der Plan aufgehen, werden sie ihn schnappen? Die endgültige Antwort auf diese Fragen will Michael Böhm frühestens im nächsten Petermann-Roman geben.

Michael Böhm: Herr Petermann und das Triptychon des Todes, Bookspot Verlag, 192 Seiten, 14,80 Euro

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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