Brigittenkloster Altomünster:In den Händen des Vatikans

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Die Gemeinde Altomünster wartet noch immer auf die Entscheidung Roms, wann das Birgittenkloster aufgelöst wird. Für eine neue Nutzung gibt es viele Ideen - Erzdiözese und Kommune wollen über sie gemeinsam reden

Von Robert Stocker, Altomünster

Die Rokokokirche Sankt Alto ist das Wahrzeichen Altomünsters. Das auf dem Klosterberg errichtete Gotteshaus überragt mit dem Birgittenkloster weithin sichtbar den Ort. Seit mehr als 500 Jahren prägen die ehrwürdigen Mauern das Bild der Gemeinde. Die Geschichte des Ordens ist in Altomünster präsent, im Klostermuseum, im Klosterladen, auf Straßenschildern - und sogar auf Bierflaschen für ein Pils, das die Brauerei Kapplerbräu herstellt. Auf den Etiketten ist Pater Simon Hörmann abgebildet, einst ein bedeutender Prior des Klosters. Doch jetzt sind die Tage des Klosters gezählt. In einem Dekret stellte die vatikanische Ordenskongregation am 14. November 2015 klar, dass eine Auflösung unvermeidlich sei. Priorin Apollonia Buchinger und eine Schwester, die außerhalb des Klosters lebt, könnten keine ordentliche Leitung mehr bilden. Die Nachricht schlug wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Sie bedeutet eine Zäsur für den Ort, dessen Geschichte eng mit dem Kloster verbunden ist.

Eine endgültige Entscheidung Roms steht immer noch aus. Sie wird auch die Zukunft des ehemaligen Klosters betreffen. Der Vatikan muss die Frage klären, in welche Hände der Besitz des Klosters übergeht und wer Rechtsnachfolger des Ordens wird. Die Gemeinde Altomünster wartet gespannt darauf. Das gilt auch für die Schönbrunner Generalvikarin Schwester Gabriele Konrad, die vom Vatikan als Apostolische Kommissarin eingesetzt wurde. Die Franziskanerin hatte die Aufgabe, die Auflösung des Klosters vorzubereiten. Als Vorsitzende der "Vereinigung geistlicher Schwestern" kennt sie die Situation der Orden in der Erzdiözese München-Freising genau. Aus Sicht von Schwester Gabriele Konrad war schon seit langem klar, dass der Birgittenorden in Altomünster keine Zukunft hat. Dem Orden fehlte es an Nachwuchs; für den Konvent sind mindestens drei Schwestern nötig, die es im Kloster nicht mehr gab. Die Apostolische Kommissarin wurde damit beauftragt, die Verwaltung des Klosters zu ordnen und sich einen Überblick über die laufenden Geschäfte zu verschaffen. Konrad listete den Besitz des Ordens auf und inspizierte den baulichen Zustand des Klosters. Dabei stellte sie erhebliche Mängel fest. "Eine genaue Analyse der Bausubstanz maße ich mir nicht an", sagt die Schönbrunner Generalvikarin. Ihr Inventurbericht liegt seit dem Sommer im Vatikan vor. "Jetzt warten wir auf eine Entscheidung."

Bettina Göbner, Sprecherin des Erzbischöflichen Ordinariats, erwartet sie in den ersten Monaten des neuen Jahres. Noch könne sie keine Aussagen über die künftige Nutzung des Klosters machen. "Eine Konzeptentwicklung wird es erst nach der Entscheidung des Vatikans geben." Was mit dem ortsprägenden Kloster im Zentrum Altomünsters geschieht, ist für die Gemeinde von großer Bedeutung. Unlängst habe er mit Schwester Gabriele Konrad telefoniert, sagt Bürgermeister Anton Kerle. Doch auch sie wisse nicht, wann sich Rom zu einer Entscheidung durchringt. Der Bürgermeister rechnet damit, dass die Erzdiözese Rechtsnachfolgerin des Ordens und damit neue Eigentümerin des Klosters wird. In der Gemeinde gebe es einen bunten Strauß an Ideen, wie das Kloster neu genutzt werden könnte. Der Gemeindeentwicklungsausschuss habe sich dazu Gedanken gemacht. Wie sie aussehen, will Kerle noch nicht erklären. "Wenn die Entscheidung Roms gefallen ist, wollen wir uns mit der Diözese zusammensetzen. Dann werden wir über die Ideen reden."

In ihrem Dekret vom November 2015 ordnete die vatikanische Ordenskongregation an, dass die Apostolische Kommissarin auch "die unzulässige Einmischung Dritter" zu kontrollieren habe. Rom war offenbar nicht verborgen geblieben, dass es auf weltlicher Seite eigene Pläne gab. Der damalige Klosterdirektor Jörg Fehlner fädelte eine Zusammenarbeit mit dem "Burnout Centrum" in Landsberg ein. Die Kooperation sollte neue Einnahmen erschließen. Seminare und Vorträge waren geplant, Teilnehmer hätten im Gästehaus des Klosters übernachten sollen. Als Referent wurde auch der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa angekündigt. Er war wegen der Misshandlung von Kindern seines Amtes enthoben worden. Fehlner hatte, wie er sagte, einige Zeit als Sekretär für Mixa gearbeitet. Der Klosterdirektor begann mit dem Umbau des Gästehauses - eigenmächtig, wie sich herausstellte. Es lag keine Genehmigung vom Denkmalschutz vor, das Landratsamt stellte den Umbau ein.

Unterstützt wurde Fehlner von einem Freundeskreis, der die Zukunft des Klosters sichern wollte. Diese Zukunft wird es jetzt nicht mehr geben. Der Gruppe "fratres et sorores ab extra" (Brüder und Schwestern von außerhalb), einem Kreis von Honoratioren, gehörte auch Bezirkstagspräsident Josef Mederer an. Als klar wurde, dass Fehlner Grenzen überschritt, zog er sich vor einem Jahr aus der Gruppe zurück. "Die Menschen brauchen jetzt eine Entscheidung", sagt Mederer. Über die künftige Nutzung des Klosters sollten Erzdiözese, Gemeinde, Landkreis und Bezirk gemeinsam beraten. Die Verantwortung liege aber beim Erzbistum. Mederer kann sich eine kirchliche, soziale oder kulturelle Einrichtung vorstellen. "Ein Tagungshotel wird es wahrscheinlich nicht."

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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