Bildung:Das bisschen Lehrermangel

Zwar fehlt es zum Schuljahresbeginn an Pädagogen, aber die Rektoren von Grund- und Mittelschulen erklären sich mit der Personalausstattung zufrieden. 1521 Kinder, mehr als im Vorjahr, betreten heute erstmals ein Klassenzimmer

Von Petra Schafflik, Dachau

Auch die traditionell langen Sommerferien gehen einmal zu Ende, und so beginnt nun wieder das neue Schuljahr. Besonders spannend wird der erste Schultag wohl für 1521 Mädchen und Buben im Landkreis, die als Schulanfänger zum ersten Mal ihr Klassenzimmer betreten. Mehr Kinder als im Vorjahr starten damit heuer ihre Schullaufbahn. Dies ist kein statistischer Ausreißer, vielmehr gehen die Schülerzahlen allgemein an Grund- wie Mittelschulen im Landkreis leicht nach oben. All diese jungen Leute werden ordentliche Lernbedingungen vorfinden, auch wenn Schulamtsleiterin Agnes Brunner einige Probleme bei der Lehrerversorgung einräumt. So habe die Zuteilung von Pädagogen für den Landkreis zunächst "recht gut ausgesehen." Kurzfristig hagelte es dann aber Absagen. Ihr Fazit: "Die Versorgung ist nicht überschwänglich, aber gesichert." Auch die mobile Reserve, eigentlich gedacht als Personalpuffer für Krankheitsfälle, schrumpft mit jedem Pädagogen, der seinen Dienst im Landkreis nicht antritt. "Aber noch sind wir ganz gut aufgestellt."

Die Personalplanung beschäftigt Schulrätin Agnes Brunner schon seit Wochen. Denn immer wieder sagen Lehrer ab, die in den Landkreis versetzt werden sollten. "Das liegt an unserer Region", weiß die Schulamtsleiterin. Viele junge Pädagogen kommen aus Franken oder der Oberpfalz, scheuen den langen Fahrweg ebenso wie die hohen Mieten in Dachau. Sorge bereitet ihr speziell auch der Mangel an Fachlehrern, sowohl für Hauswirtschaft/Werken, wie auch Technik/Wirtschaft. Ein langfristiger Trend, der dazu führt, dass im neuen Schuljahr landkreisweit nicht Werklehrer, sondern Grundschulpädagogen die Erstklässler unterrichten müssen. Nicht optimal, weiß Brunner, weil doch gerade bei den Jüngsten der Grundstock gelegt werde. "Gemeinsam mit den Schulleitern werden wird das Thema angehen, um eventuell Lehrer weiterzuqualifizieren", erklärt Brunner. Alles in allem seien die Schulen aber ganz ordentlich mit Lehrkräften versorgt.

Eine Einschätzung, die Schulleiter bestätigen. "Passt schon", sagt Cordula Weber, Schulleiterin der Volksschule Odelzhausen. "Wir sind versorgt, auch wenn ein bisschen mehr schön gewesen wäre." Auch Weber weiß, dass in ganz Bayern Grund-und Mittelschullehrer fehlen. Deshalb freut sich Rektorin Andrea Noha, dass an ihrer Grundschule-Ost in Dachau eine ganze Reihe neuer, engagierter Lehrerinnen und auch ein Lehrer starten. Die Schule betreut viele Schüler mit Förderbedarf und hat deshalb das Schulprofil Inklusion erhalten. Die Lehrerzuweisung sei "super", betont Noha. "Wir können unser Schulprofil Inklusion gut umsetzen."

Zehn Übergangsklassen

Mit dem neuen Schuljahr wird auch das integrative Angebot im Landkreis erweitert: Die Zahl der Übergangsklassen für Kinder, die ohne deutsche Sprachkenntnisse aus dem Ausland zuziehen, wird erneut aufgestockt auf dann zehn Klassen. Damit entsteht die notwendige Kapazität, um im laufenden Schuljahr alle etwa 100 Kinder aufzunehmen, die erfahrungsgemäß während eines Schuljahres neu in den Landkreis kommen. Eine zusätzliche Klasse reicht, weil zahlreiche Schüler nach wenigen Wochen oder Monaten in reguläre Klassen übertreten, so dass in den Ü-Klassen immer wieder Plätze frei werden. Standort von Übergangsklassen sind wie bisher die Grundschulen Dachau-Ost und Karlsfeld, dazu die Mittelschulen Dachau-Ost, Karlsfeld, Erdweg und Haimhausen.

Weil es bei steigenden Schülerzahlen nicht nur mehr Lehrer, sondern auch ausreichend Klassenzimmer braucht, werden auch Schulen erweitert oder errichtet: In Odelzhausen entsteht ein neues Schulzentrum für die Grund-, Mittel- und Realschule. Weil für den Neubau ein Teil des alten Gebäudes abgerissen wurde, heißt es in der Volksschule jetzt zusammenrücken. "Wir haben einige Räume verloren, da mussten wir kreativ werden", erklärt Schulleiterin Weber. Aber die Aussicht auf das geplante "tolle neue Schulhaus" lasse die aktuelle Enge leichter schultern. Platzmangel ist auch ein Thema an der Grundschule-Ost in Dachau, wo eine Anbau-Erweiterung nicht pünktlich zum Schulbeginn, sondern erst in einigen Wochen fertig wird. "Es ist beengt, aber wir können uns behelfen", betont Rektorin Noha. Die Verzögerung gilt schon als gute Nachricht, denn kurze Zeit wurde befürchtet, dass bestehende Klassenzimmer wegen Brandschutzauflagen nicht nutzbar sein könnten. Eine Hiobsbotschaft, die sich zum Glück als Missverständnis erwies. Alle Mädchen und Buben werden am ersten Schultag ein Klassenzimmer vorfinden, für Gruppenangebote und Fachunterricht wird man sich behelfen. Aber alles bleibe eine Notlösung, erklärt die Rektorin. Erst der geplante Erweiterungsbau, der 2021 stehen soll, wird langfristig Entlastung schaffen.

Saniert und erweitert wird in Dachau auch die Mittelschule-Süd. Deren 347 Schüler werden von heute an in der alten Thoma-Schule auf der Volksfestwiese unterrichtet, einige lernen in einer kleinen Container-Anlage direkt daneben. Die Schulfamilie hat den Umzug offenbar gut bewältigt, wie die Schüler ihren neuen Schulweg bewältigen, wird sich zeigen. Das Lehrerteam sieht dem Start in der neuen Umgebung entspannt entgegen, erklärt René Volbert von der Schulleitung. "Alles ist gut geplant und vorbereitet, die Praxis wird zeigen, ob es klappt."

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