Bilanz:Rekord-Wiesn

Bilanz: Das große Zelt auf dem Dachauer Volksfest war an vielen Tagen bis auf den letzten Platz besetzt. Die Zahl der Besucher schätzt die Stadt insgesamt auf deutlich mehr als 300 000.

Das große Zelt auf dem Dachauer Volksfest war an vielen Tagen bis auf den letzten Platz besetzt. Die Zahl der Besucher schätzt die Stadt insgesamt auf deutlich mehr als 300 000.

(Foto: Toni Heigl)

Mehr als 300 000 Besucher, 1300 Hektoliter Bier im großen Zelt, 30 000 halbe Hendl: Wirte und Schausteller ziehen eine sehr positive Bilanz des Dachauer Volksfests.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Das Dachauer Volksfest boomt, daran konnte selbst ein schweres Unwetter am Freitagabend nichts ändern. Der Sturm über Bayern hatte ja zu dem historischen Ereignis geführt, dass die Stadt Dachau erstmals in ihrer Geschichte das Volksfest vorzeitig abbrechen musste. Dennoch sprechen Wirte, Schausteller und Vertreter der Stadt Dachau rückblickend von einem außergewöhnlich erfolgreichen Volksfest mit deutlich mehr als den üblichen 300 000 Besuchern.

Die Stadt Dachau zieht als Beleg für das hohe Besucheraufkommen traditionell die Zahl der verkauften Lose an ihrem "Glückshafen" heran. Bis auf 500 hat die Stadt heuer alle ihrer 160 000 Lose verkauft. "Das haben wir davor nur einmal erreicht in den letzten 20 Jahren", schwärmt der für das Volksfest zuständige Amtsleiter Max Haberl. Die Zahlen von Festwirt Ewald Zechner lesen sich nicht weniger beeindruckend. Nach eigener Schätzung hat er im großen Bierzelt rund 1300 Hektoliter Bier verkauft, also fast 30 000 Mass mehr als 2016. Die Zahl der verkauften halben Hendl ist von 24 000 auf 30 000 gestiegen. Abgesehen von einigen Rangeleien in seinem Bierzelt zieht Zechner folglich eine positive Bilanz: "Das war wieder ein super schönes Volksfest. Ich werde für das kommende Jahr mit Sicherheit wieder eine Bewerbung bei der Stadt Dachau abgeben."

Ähnlich euphorisch klingt der Sprecher der Schausteller, Paul Tille. Er spricht gar von einer "Rekord-Wiesn". Speziell die beiden Sonntage hätten um ein Drittel höhere Umsätze als im vergangenen Jahr gebracht. Als besonders hilfreich für das Geschäft habe sich wieder mal der Kinderumzug erwiesen, der traditionell viele Familien auf die Ludwig-Thoma-Wiese lockt.

Negative Begleiterscheinungen

Doch der große Besucheranstrum hatte auch negative Begleiterscheinungen. Schon am ersten Wochenende hatte die Polizei alle Hände voll zu tun mit Schlägereien auf und besonders neben dem Volksfestplatz. Am ersten Samstag schlug ein immer noch unbekannter Täter einem 25-jährigen Indersdorfer ein Weißbierglas über den Kopf und verletzte einen Weichser mit dem abgebrochenen Glas an der Hand. Das Opfer wurde mit schweren Verletzungen abtransportiert. Danach schlug der Täter noch einen 19-jährigen Weichser nieder. Noch in der darauffolgenden Nacht biss ein 44-jähriger Mann aus Allershausen in einer Gaststätte einem Karlsfelder ins Ohr. Der 25-Jährige revanchierte sich mit einem Faustschlag und versetzte dem Beißwütigen einen Nasenbeinbruch. Beim Schlichten einer Auseinandersetzung im Bierzelt wurden zwei Mitarbeiter des Sicherheitspersonals am zweiten Wiesn-Samstag verletzt. Und nach einem Vorfall in der Nacht von Montag auf Dienstag ermittelt die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck gegen einen 20-jährigen Schläger aus Dachau sogar wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdeliktes.

"Das Rundherum um das Volksfest hat uns in der Masse sehr zu schaffen gemacht. Die Kollegen sind die ganze Nacht von einem Einsatz zum nächsten geeilt", bilanziert der Dachauer Polizeisprecher Roland Itzstein. Er merkt jedoch an, dass es auf dem Volksfest selbst recht friedlich zugegangen sei mit insgesamt 14 Anzeigen wegen Körperverletzungsdelikten. Zahlreiche Minderjährige hätten allerdings versucht, mit fremden Ausweisen in das Ziegler-Zelt zu gelangen, das unter 16-Jährige nicht besuchen dürfen. Auf sie kommen Anzeigen wegen des Missbrauchs von Ausweispapieren zu. An den Eingangskontrollen, die im vergangenen Jahr unter dem Eindruck mehrerer Terroranschläge und eines Amoklaufs in Bayern eingeführt wurden, hat das Sicherheitspersonal zudem Springmesser, einen Totschläger oder einen ausziehbaren Schlagstock sichergestellt.

Die zahlreichen "Wildbiesler", die sich heuer in Gärten und Garagen erleichtert haben, sind dagegen geradezu harmlos. Allerdings hat die Stadt mehrere Beschwerden von Anwohnern erhalten. Sie fordern mehr Toiletten für den Besucheransturm. Amtsleiter Max Haberl verspricht: "Wir werden uns die Situation noch mal anschauen."

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