Beschwerden über zuviel Verkehr:Internationales Schwabhausen

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Auf der Bürgerversammlung im Ortsteil Rumeltshausen wird der Verlust des dörflichen Charakters beklagt

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Die Welt wird bunter - das gilt auch für eine vergleichsweise kleine bayerische Gemeinde wie Schwabhausen. 6748 Menschen leben hier, unter ihnen mehrere Hundert mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit: Sie sind Staatsbürger von 61 anderen Ländern. Die 57 Flüchtlinge und Asylsuchenden im "Conti-Dorf" an der Arnbacher Straße spielen in dieser Statistik laut Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) zwar eine gewisse Rolle, das Gros der Nicht-Deutschen in Schwabhausen aber kommt aus anderen EU-Ländern wie Rumänien, Polen, Ungarn oder Österreich. Auch Italiener und Kroaten sind stark vertreten. "Wir haben hier Multikulti ohne dass das besonders auffällt", sagte Baumgartner auf der Bürgerversammlung in Rumeltshausen.

Ein Thema war folgerichtig die Zukunft der Flüchtlingsunterkunft. In den Containern wohnen derzeit viele Menschen, deren Schutzgesuch akzeptiert wurde und die daher in Deutschland bleiben dürfen. Daher müssen und wollen sie auch aus den Containern ausziehen, haben aber kaum eine Chance, eine Wohnung zu finden, so sagte Baumgartner. Zudem läuft demnächst der Vertrag für die Grundstückspacht des Conti-Dorf-Geländes zwischen Gemeinde und Landkreis aus. Baumgartner erklärte, bei Vertragsverlängerung dem Landkreis einige "Vorgaben" machen zu wollen.

Nicht nur bunt ist Schwabhausen sondern auch jung: Es ist neben Altomünster die von seiner Altersstruktur her jüngste Gemeinde im Landkreis mit rund 20 Prozent unter 18-Jährigen. Neben demografischen Details seiner Gemeinde erläuterte Bürgermeister Baumgartner den Versammlungsbesuchern im Gasthof Göttler die wirtschaftliche Lage der Kommune, die nur über wenige Gewerbesteuereinnahmen verfügt und vor allem vom gemeindlichen Anteil an der Einkommenssteuer lebt. Erstere liegen dieses Jahr bei 1,25 Millionen Euro, letztere bei knapp 4,6 Millionen. Fast ein Drittel der Steuereinnahmen fließen weiter in den Haushalt des Landkreises. Die allgemeinen Schulden konnte Schwabhausen über die Jahre vollständig abbauen. Die zweckgebundenen Schulden für die Abwasserbeseitigung allerdings steigen auf mehr als drei Millionen Euro durch den Anschluss von Arnbach an die Indersdorfer Kläranlage, der für 2018 geplant ist. Die Finanzierung der Abwasserentsorgung erfolgt laut Baumgartner außerhalb des Haushalts über die Abwasserbeiträge.

Zu den Projekten, die in nächster Zukunft umgesetzt werden sollen, gehört der Bau einer Wasserringleitung zwischen Rumeltshausen und Stetten, ebenso der weitere Breitbandausbau für mehrere Ortsteile, darunter Rumeltshausen, Kappelhof oder Sickershofen. Im April soll das neue Kinderhaus an der Jahnstraße bezugsfertig sein. Über Erhaltung oder Abriss des Kindergartengebäudes an der Schwabhausener Kirchstraße sei hingegen noch nicht entschieden, zunächst würden Machbarkeitsstudien erstellt.

Zwar kamen nur etwa 30 Bürger, diese waren jedoch umso interessierter. Im Vordergrund standen Verkehrsthemen. Die Gefahr vor allem für Kinder an der Ortseinfahrt von Rumeltshausen durch zu schnelle und rücksichtslose Fahrer schilderte eine Mutter. Ein anderer Bürger erkundigte sich nach Anlagen für Geschwindigkeitsmessungen an den Ortseinfahrten. Mit insgesamt etwa 50 000 Euro für alle in Frage kommenden Standorte seien solche Anlagen sehr teuer, erklärte Baumgartner; er empfinde sie auch als sehr "nervig" und wenig effektiv. Warnschilder, die beispielsweise auf "spielende Kinder" hinweisen, würden, so der Bürgermeister, nicht beachtet. Der Schwabhausener CSU-Vorsitzende Josef Reischl will denn auch die Eltern "an die Kandare" nehmen: Es sei deren Aufgabe, die Kinder verkehrsbewusst zu erziehen. Der frühere CSU-Gemeinderat Heinrich Loderer hingegen plädierte für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 Stundenkilometer wie es dies andernorts auf Hauptstraßen gebe. Zunehmender Verkehr sei die Folge einer Entwicklung, bei der ländliche Gemeinden mehr und mehr ihren dörflichen Charakter verlieren und zu Wohnsiedlungen werden, sagte ein Mann. "Das müssen wir wohl schlucken. " Er plädierte für ein moderates Gemeindewachstum.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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