Was für ein Jubiläum: 1000 Vorstellungen mit mehr als 122 000 Besuchern in knapp 33 Jahren. Gelungen ist diese bemerkenswerte Leistung der Kleinkunstbühne Leierkasten, unter der Leitung von Frank Striegler und seinem Team, die seit mittlerweile mehr als drei Jahrzehnten Kabarett und Schauspiel auf hohem künstlerischem Niveau für Erwachsene und Kinder anbieten. Seit langem schon ist der Leierkasten aus dem Dachauer Kulturleben nicht mehr wegzudenken: Er hat Maßstäbe und maßgebliche kulturpolitische und künstlerische Impulse gesetzt.
Gefeiert wurde das Jubiläum der tausendsten Vorstellung am Samstag zusammen mit der Gruppe Delta Q aus Berlin. Das sei reiner Zufall, sagt Frank Striegler, das habe sich einfach so ergeben. Gepasst hat das aber trotzdem ganz vorzüglich: So lebendig, so bunt wie das Leierkasten-Programm ist auch das, was die vier A-cappella-Sänger von Delta Q auf die Bühne bringen. Im Mittelpunkt ihres aktuellen Programms mit dem Titel Ohrwärmer steht thematisch der Winter mit seinen vielen Gesichtern: als kalte, graue Jahreszeit, als Zeit der Dämonen und Albträume, aber auch des wärmenden Kamins und der schönen Kindheitserinnerungen. Entsprechend vielfältig ist das, was musikalisch in Form von Medleys oder Mashups in dieses Winter-Programm mit einfließt: Popsongs ebenso wie alte Volks- oder Kirchenlieder, Zitate aus Beatles-Songs oder ein Stück von Herbert Grönemeyer.
Gegründet wurde die Vokalgruppe Delta Q, die bereits zweimal auf der Bühne des Leierkastens zu Gast war, vor fünf Jahren. Zwei Sänger der ursprünglichen Besetzung, Bariton Martin Lorenz und Countertenor Sebastian Hengst, sind immer noch mit dabei. Etwas später dazugestoßen sind Tenor Thorsten Engels und der US-Amerikaner Sean Haefeli (Bass). Jeder der vier bringt seine eigene Handschrift und seine ganz eigene Persönlichkeit mit ein.
Martin Lorenz etwa seine Erfahrung als ausgebildeter Tänzer und Jazz-Pianist, Sean Haefeli seine Nähe zum amerikanischen Jazz und Swing. In seinen Songs begibt er sich gern auf Sinnsuche und setzt sich mit den großen Fragen des Lebens auseinander, etwa dem von ihm komponierten Stück "Frames", das er gestenreich und sehr überzeugend vorträgt. Wie beängstigend eine Nacht bei Minusgraden auf einer Parkbank sein kann, teilt sich ganz unmittelbar in einem Solo von Martin Lorenz mit, in dem er die Begegnung mit seinen Dämonen in berückend schöne Klänge fasst.
Immer wieder aber kommen die vier Männer auf die versprochenen "Ohrenwärmer" gegen die kalte Jahreszeit zurück. Aus dem schönen alten Weihnachtslied Adeste Fideles werden heiße Rhythmen entwickelt, und in einem wunderbar witzigen Song von Thorsten Engels geht es um den Optimismus, den man sich auch in unverhofft misslichen Situationen bewahren soll.
Gebündelt werden diese so vielfältigen musikalischen wie persönlich bedingten Zutaten in einer höchst energiegeladenen Bühnenshow, bei der den Augen ebenso viel geboten wird, wie den Ohren. So makellos der Zusammenklang der vier Stimmen, so perfekt auf einander abgestimmt sind auch die tänzerischen und gestischen Bewegungen der vier Männer auf der Bühne. Für die Choreografie sorgt Martin Lorenz und neuerdings vermehrt auch der Regisseur und Choreograf Dominik Büttner. Das Publikum ist von beidem, der choreografischen wie der musikalischen Qualität der Show, begeistert. Es dankt immer wieder mit viel Applaus und zuletzt mit Standing Ovations.
Wie offen und spontan die vier Sänger von Delta Q auf ihr Publikum zugehen und es auf ihre musikalische Reise mitnehmen, das wurde auch nach dem Konzert noch einmal deutlich, als nur noch ein, zwei Dutzend Leute im Gespräch mit den Künstlern beisammenstanden: Thorsten Engels hatte sie binnen weniger Minuten zu einem vierstimmigen Chor zusammengestellt und mit ihnen ein kleines Abendlied einstudiert. Keiner, der da nicht mitgemacht hätte! Ein wunderbar stimmungsvoller Abschluss eines großen Abends.