Bergkirchen:Leises Jodeln im Kistenlager

Bergkirchen: Ungewöhnliche Band, ungewöhnliches Ambiente: Wegen der unsicheren Wetterlage wurde das Konzert kurzerhand nach drinnen verlegt.

Ungewöhnliche Band, ungewöhnliches Ambiente: Wegen der unsicheren Wetterlage wurde das Konzert kurzerhand nach drinnen verlegt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Fei Scho" und ihr ungewöhnliches Konzert in der Gärtnerei Klein

Von Renate Zauscher, Bergkirchen

"Fei Scho": Wer nicht in Bayern aufgewachsen ist, für den sind das zunächst zwei kryptische Worte. Wer allerdings in der Szene der modernen bairischen Volksmusik zu Hause ist, der weiß: Die Gruppe "Fei Scho", seit drei Jahren in neuer Zusammensetzung, gehört zum derzeit Besten dieses Genres. Sie besteht aus vier Männern und einer Frau, alle aus dem näheren oder weiteren Umkreis Münchens. "Jeder von uns bringt seine Hörgewohnheiten mit und das, was er gern macht", sagt Gitarrist und Sänger der Gruppe, Martin Lidl. "Das macht dann unseren besonderen Stilmix aus".

Am Samstag trat die Band bei einer Veranstaltung des Leierkasten Dachau in der Gärtnerei Klein in Eschenried auf: ein Spielort so ungewöhnlich und doch so passend wie der von gutem bairischen Sprach- und Selbstbewusstsein zeugende Band-Name. Eigentlich sollte im Freien musiziert werden, wegen der Warnung vor schweren Gewittern aber man war umgezogen in ein enges Kistenlager am Rand der Gewächshäuser. Das Publikum saß, Holzofen-Pizza in der Hand, auf Bierbänken unter der improvisierten Bühne, am Boden davor eine Kinderschar, die sich von der Musik mindestens so begeistern ließ wie die Erwachsenen.

Mit einem Jodler stimmten die fünf von "Fei Scho" das Publikum auf ihr Programm ein. Aber was heißt hier schon Jodler? Ganz leise ließen es Helmut Sinz am Akkordeon, Anschi Hacklinger am Bass, Schorsch Karrer am Schlagzeug und Martin Lidl an der Gitarre angehen mit Klängen, die an Nachtgeräusche der Natur erinnerten, dann mit Robert Alonsos Trompete und dem treibenden Rhythmus des Schlagzeugs langsam Fahrt aufnahmen, sich zum eigentlichen Jodler steigerten, um in swingenden Jazz zu münden - und zuletzt mit einem Hahnenschrei von Alonso zu enden.

Schon in diesem ersten Stück steckt viel von dem, was sich das Publikum in den nächsten zwei Stunden erwarten durfte: die Lust am genreübergreifenden Musizieren, am Wechsel von Gefühl und Stimmungslage, und nicht zuletzt die am ironisch gesetzten Kontrapunkt, das Oszillieren zwischen Übermut und Melancholie.

Zum Abschluss des Abends steigerte sich "Fei Scho" zu geradezu ekstatischen, orientalisch anmutenden Klängen, bei denen die Djembe, diesmal gespielt von Lidl, und die große türkische Davul den Rhythmus vorgaben, und Robert Alonso mit seiner Trompete die Melodieführung über die treibenden Rhythmen legte. Das Publikum klatschte mit und dankte zuletzt mit jubelndem Beifall. Als Belohnung gab es zwei Zugaben: das ganze neue, für die nächste CD eingespielte Stück, dessen weitgehend sinnfreier Text sich auf "Geht scho" reimt, und ein Walzer für den Frühling, der den schönen Sommerabend stimmungsvoll ausklingen ließ.

Zum Abschied gab es aber noch ein großes Lob für Frank Striegler vom Leierkasten: Hier fühle man sich "immer super aufgenommen", sagte Martin Lidl. Hinter Strieglers Arbeit stecke "so viel Idealismus und so viel Herzblut", dass auch das Publikum merke: "Das hier ist stimmig, das ist eine runde Sache."

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