Bergkirchen:Ganz bei sich

Der Grund-und Mittelschule Bergkirchen gelingt gemeinsam mit der Neuhäusler-Schule in Schönbrunn eine faszinierende Inszenierung über Kindheit und Erwachsensein. Damit sind sie jetzt bei den Bayerischen Schultheatertagen dabei

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Die Fronten sind schnell klar: In schwarzen Hosen und T-Shirts erscheinen im Rhythmus der Musik steppend die Erwachsenen. Eine Tageszeitung wird sogleich entfaltet und geschäftig vors nachdenklich-sorgenvolle Gesicht gehalten. Ganz anders die Kinder. Sie springen, hüpfen und sausen als lärmend quirlige Meute in farbenfrohen Klamotten herbei. Schwingen eine simple blaue Ikea-Einkaufstüte, die ihnen im Spiel zum Hüpfsack, Auto oder Fesselballon wird. Bis die Welt der Erwachsenen hereinbricht ins fröhliche Treiben: Räum dein Zimmer auf! Steig rasch ins Auto! Mach deine Hausaufgaben!

Wie Donnerschläge knallen die Anweisungen ins kreative Chaos der Kinder. Bis es zur Rebellion kommt: "Nein - Ich will nicht erwachsen werden." Nach dem Motiv des Märchenklassikers Peter Pan hat die kooperative Theater-AG an der Grund- und Mittelschule Bergkirchen ihr Stück "Eine blaue Tüte voller Abenteuer" entwickelt. Beim Schulfest präsentierte die Truppe, in der behinderte und nicht behinderte Schüler zusammen Theater spielen, nun ihre Inszenierung, die mit Fantasie und Kreativität begeisterte.

Schon im zweiten Jahr machen viele der 14 Nachwuchsschauspieler mit bei der besonderen Arbeitsgemeinschaft, in der Schüler der Grund- und Mittelschule Bergkirchen gemeinsam mit Mädchen und Buben der Johannes-Neuhäusler-Schule Theater spielen. Ihre wachsende Erfahrung und Routine kam den Schülern sicher zugute, als sie sich in diesem Jahr ein ehrgeiziges Projekt vorgenommen haben. Erneut wollten sie nicht ein fertiges Stück einstudieren, sondern eine Inszenierung nach eigenen Ideen entwickeln.

Als Leitidee haben die jungen Leute sich den Märchen-Klassiker Peter Pan gewählt. Doch um aus dem Motiv eine 30-minütige Aufführung zu entwickeln, war es ein weiter Weg. Erst haben sie mit Körperarbeit, Atemübungen und gruppendynamischen Spielen ihre Ausdrucksmöglichkeiten entdeckt, dann Ideen gesammelt, Szenen erdacht, reflektiert und schließlich einstudiert. Angeleitet wurden die Kinder von Katrin Siegl, die in Bergkirchen die offene Ganztagsschule leitet, von Sonderschullehrerin Ingrid Karlitschek und Förderlehrerin Eva Colomé.

Entstanden ist so über viele Wochen die Geschichte der Kinder, die nicht erwachsen werden wollen, im Traumland sagenhafte Abenteuer erleben, bevor sie dann froh ins vertraute Leben zurückkehren. "Ein blaue Tüte voller Abenteuer" setzt dabei stark auf die Kraft der Körpersprache. Wenn die Erwachsenen ihre zusammengerollte Zeitung drohend wie Säbel schwingen, während die Kinder sich hinter ihren blauen Tüten als Schild verschanzen, zeigt ein Workshop seine Wirkung, den die jungen Schauspieler in der Vorbereitungsphase mit Tänzern des Münchner Gärtnerplatztheaters absolvieren konnten. Wenn die Erwachsenen im Gleichklang ihrer Schritte auf die Bühne walken, die Kinder dagegen wild und frei herumspringen, wird der Kontrast von Disziplin und Fantasie auch ohne Worte augenfällig. Nur einzelne Sätze werden mit großer Signalwirkung herausgeschleudert. Wie das Leitmotiv: "Ich will nicht erwachsen werden!"

Mit der "Blauen Tüte voller Abenteuer" ist es der jungen Truppe gelungen, das weltbekannte Motiv in ihre eigene Erfahrungswelt zu holen. Auf die Bühne brachten die Schüler die selbst erdachten Szenen dann nicht nur mit großer Spielfreude, sondern auch mit beeindruckender Konzentration und Präsenz. Eine überzeugende Inszenierung, die in Bergkirchen inmitten des lärmenden Schulfests noch ein wenig mehr Wertschätzung und ein aufmerksameres Publikum verdient gehabt hätte.

Doch die Aufführung an der Schule war für die Theater-AG zwar wichtiger Meilenstein, aber noch nicht das Ziel. Denn mit ihrer "Blauen Tüte voller Abenteuer" sind die Schüler schon am Montag nach Bayreuth zu den Bayerischen Schultheatertagen gereist.

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