Kita-Streik:Bergkirchener Eltern sind zunehmend genervt

Die drei Kindertagesstätten in Bergkirchen seit anderthalb Wochen zu. Eine Notfallbetreuung gibt es nicht. Die Gemeinde sucht nach Lösungen und richtet eine Sorgen-Hotline für Eltern ein

Von Julian Erbersdobler, Bergkirchen

Der Streik der Erzieherinnen und Erzieher in den drei gemeindlichen Kindertageseinrichtungen Bergkirchens geht weiter. Und die Lage spitzt sich zu. Das Kinderhaus Regenbogen, der Integrationskindergarten Wichtelburg sowie der Eulenhort werden nun schon seit dem 11. Mai bestreikt. Ein Ende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: "Der Streik wird bis zum bitteren Ende durchgesetzt", sagt Dana Michialidis klar. Die Elternbeiratsvorsitzende des Kinderhauses Regenbogen "steht persönlich hinter der Sache".

Natascha Stöss ist Erzieherin im selben Kinderhaus. Sie sagt: "Wenn wir jetzt nichts ändern, dann wird sich überhaupt nichts tun." Und dennoch sei sie im "Zwiespalt". Im Gegensatz zu den Lokführern oder den Piloten spiele die soziale Bindung in ihrem Beruf eine sehr wichtige Rolle. "Wir wissen, was die Eltern jetzt gerade durchmachen." Deshalb plane sie mit Kolleginnen aus den anderen beiden kommunalen Einrichtungen eine Kundgebung vor dem Bergkirchener Rathaus, die am Dienstag, 26. Mai, um 17 Uhr stattfinden wird. "Wir wollen uns stark machen, aber gleichzeitig auch den Eltern erklären." Viele seien verständlicherweise in einer Ausnahmesituation, sagt Stöss. Deshalb sei man von Seiten der Einrichtungen um Transparenz bemüht. "Am Mittwoch haben wir den Eltern noch eine Informations-Mail geschrieben", berichtet sie. Damit könne man aber natürlich auch nicht alle beruhigen.

E-Mails mit Beschimpfungen und Telefonate an der "Grenze des guten Geschmacks" erreichen auch Siegfried Ketterl, der im Bergkirchener Rathaus die Geschäfte leitet. Die Gemeinde suche fieberhaft nach einer Lösung, "teilweise sind wir aber einfach machtlos", gesteht er. Am Mittwochabend kamen Erzieherinnen der drei gemeindlichen Kindertageseinrichtungen mit Vertretern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an einem Runden Tisch im Rathaus zusammen. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob die Einrichtungen, ähnlich wie in Dachau, zumindest teilweise geöffnet sein können. In der großen Kreisstadt wird gerade nicht mehr gestreikt, zuvor auch nur in einem kleineren Umfang.

Bei der Abstimmung in Bergkirchen hätten Bürgermeister und Geschäftsleiter den Raum verlassen müssen, sagt Ketterl. "Das Ergebnis haben wir dann erst danach erfahren." Es wird keine Notfallbetreuung wie in Dachau geben. Elternbeiratsvorsitzende Michialidis kann diese Entscheidung nachvollziehen: "Wie soll man denn die Kinder dafür auswählen?" Das könne gar nicht funktionieren, sagt sie.

Geschäftsleiter Ketterl will sich aber dennoch nicht geschlagen geben. In einer E-Mail richtete er sich direkt an den Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV). Seine Forderung: "Macht jetzt endlich mal ein Angebot, damit der Streik ein Ende hat." Auf eine Antwort wartet er jetzt schon einen Tag. Telefonisch sei der Verband ohnehin schwer zu erreichen. Seine letzte Hoffnung: ein Haus der Gemeinde. Den konkreten Standort verrät er nicht. "Vielleicht lässt sich hier eine Notfallgruppe auf die Beine stellen", sagt er. Allerdings stehe auch hinter diesem Plan noch ein dickes Fragezeichen.

Besonders die versicherungstechnischen Aspekte seien zu klären. Die Betreuung könnten Erzieherinnen übernehmen, die nicht gewerkschaftlich organisiert seien, so Ketterl. "Damit bleiben aber noch sehr viele Fragen ungeklärt", sagt der Geschäftsleiter des Bergkirchener Rathauses. Immerhin seien von den Streiks mehr als 300 Kinder im Ort betroffen. Natascha Stöss und ihre Kolleginnen sind dennoch weiterhin fest entschlossen, sich für eine Aufwertung ihrer Berufsgruppe einzusetzen.

Die Elternbeiratsvorsitzende Dana Michialidis wünscht sich in diesem Zusammenhang vor allem eines: "Wir müssen alle an einem Strang ziehen: Erzieherinnen, Eltern und die Gemeinde." Das Rathaus stellt ab 10 Uhr eine Sorgen-Hotline unter der Rufnummer 08131/5697-72 für Eltern zur Verfügung. Zwei Erzieherinnen werden ein offenes Ohr für alle Anrufer haben, verspricht Geschäftsleiter Ketterl.

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