Bergkirchen:Boa im Kartoffelacker

Bergkirchen: Tierpfleger Wolfgang Petrick mit der im Kartoffelacker bei Feldgeding gefundenen Boa Constrictor.

Tierpfleger Wolfgang Petrick mit der im Kartoffelacker bei Feldgeding gefundenen Boa Constrictor.

(Foto: DAH)

Eine 18-jährige Landwirtstochter entdeckt bei Feldgeding die völlig unterkühlte Schlange

Von Benjamin Emonts, Bergkirchen

Verena Fuchsbichler sortiert gerade mit ihrer Familie Kartoffeln, da erblickt die Landwirtstochter am Rand des Feldes eine weiß-gelbe Schlange. Die 18-Jährige bleibt cool. Denn aus zahlreichen Tierdokus weiß sie: Es ist eine Boa Constrictor, eine für den Menschen ungefährliche Würgeschlange. Anfangs denkt die Familie, das Tier sei tot. Doch dann beginnt die Schlange zu züngeln. Reaktionsschnell werfen die Fuchsbichlers einen Eimer über das Tier. Dann informiert der Vater per Handy das Dachauer Tierheim.

Tierpfleger Peter Sausen fährt am Donnerstagmittag sofort zu dem Feld nahe Feldgeding, legt die 1,20 Meter lange Schlange, ein Albino, in einen Kopfkissenbezug und bringt sie ins Tierheim. Dort kümmert sich zunächst Wolfgang Petrick um das Tier, der Pfleger kennt sich mit Reptilien bestens aus. So bemerkt er sofort, dass die Schlange unterkühlt ist. "Sie war mindestens 14 Tage draußen." Schließlich legt er das Tier in einen Heizungsraum, damit es sich bei Temperaturen um die 30 Grad aufwärmen kann. Als er die Boa aus dem Kopfkissenbezug holt, bläst sie auffällig ihren Kehlsack auf. "Die Schlange bekommt schwer Luft", sagt Petrick, "die hat eine Lungenentzündung."

Der Zustand des Reptils ist kritisch: Neben den Atmungsproblemen fallen Petrick auch schwere Hautverletzungen auf: "Sie ist von Kopf bis Fuß vernarbt." Dies könne mehrere Ursachen haben: "Die Boa kann sich durch stachliges Gestrüpp geschlängelt haben", sagt Petrick. Es sei aber auch denkbar, dass Raben oder andere Vögel auf das Tier eingepickt haben. "Jedenfalls braucht die Schlange mindestens drei bis vier Häutungen bis wieder alles gut ist". Der Ernährungszustand des Tieres sei indes gut, sagt der Tierpfleger, "es kann sein, dass die Schlange Wühlmäuse oder Maulwürfe gefressen hat". Gegen 15 Uhr ist die Boa bereits auf dem Weg in eine Auffangstation für Reptilien in München. Die Diagnose Lungenentzündung hat sich dort inzwischen bestätigt. Die Schlange wird medizinisch versorgt.

Das Dachauer Tierheim musste schon einmal mehrere Boa Constrictors aufnehmen. Vor ungefähr sechs Jahren fanden Spaziergänger zwei der exotischen Tiere am Rand eines Maisfeldes an der Bayernwerkstraße in Karlsfeld. Und noch am selben Tag und im selben Ort hatte ein Motorradfahrer auf der Kreuzung Wiesenweg/Krebsbachstraße beinahe eine Boa überfahren. Auch damals hatte Peter Sausen die Tiere ins Dachauer Tierheim gebracht. Angesichts der Häufigkeit der exotischen Funde kann er nurmehr mit dem Kopf schütteln. Denn 90 Prozent der Schlangen, so sagt er, würden von ihren Besitzern einfach ausgesetzt. Da die Tiere meist nicht registriert sind, gehen die Chancen, ihre Besitzer ausfindig zu machen, gegen Null.

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