Bergkirchen:Betriebsnahe Kinderbetreuung

Im Bergkirchner Gewerbegebiet Gada gibt es die erste privatwirtschaftliche Krippe im Landkreis,

Petra Schafflik

Bergkirchen: Erzieherin Anita Parkettny beim Morgenkreis mit ihrer Gruppe: Drei Gruppen wird die Kita im Gewerbegebiet Gada haben, wenn sie im September ihren vollen Betrieb aufnimmt.

Erzieherin Anita Parkettny beim Morgenkreis mit ihrer Gruppe: Drei Gruppen wird die Kita im Gewerbegebiet Gada haben, wenn sie im September ihren vollen Betrieb aufnimmt.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Wenn das flauschige "Krippentier" aus seiner Schlafhöhle kommt, ist die Spannung groß. Aufmerksam lauschen die zehn Mädchen und Jungen in der Kita "Denk-mit!-Zwerge", wie das niedliche Wesen in der Hand von Erzieherin Inge Trautwein jedes Kind freundlich mit Namen begrüßt. Paul knuddelt den Plüschgesellen noch ein wenig, bevor sich die Handpuppe aufs Regal zurückzieht. Dann starten die Kinder, die schon seit Mai in zwei Kleingruppen die gerade fertig gestellte Krippe im Gewerbegebiet Gada besuchen, in aller Ruhe mit ihren vier Erzieherinnen in den Tag. Die entspannte Atmosphäre hängt natürlich damit zusammen, dass das für 36 Kinder konzipierte Haus noch nicht voll belegt ist. Aber auch das durchdachte Raumkonzept des auf den ersten Blick nüchtern wirkenden Gebäudes trägt dazu bei. "Wir haben die Planung von Anfang an mitentwickelt", erklärt Karin Bader, die als Geschäftsführerin und Inhaberin der privaten Trägergesellschaft "Denk mit!" den Betrieb der Kita organisiert.

Mit der Kinderkrippe in Gada hat Bergkirchen gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten: Erstmals richtet sich ein Betreuungsangebot im Landkreis vorrangig nicht an die Gemeindebürger, sondern an die Mitarbeiter der gut 50 Betriebe, die im Gewerbegebiet ansässig sind. Neu ist auch, dass für Bau und Betrieb der Kita ein Unternehmen, nämlich die Betriebskrankenkasse BKK-ATU, als Partner gewonnen wurde. Die BKK, die im Gewerbegebiet ihren Unternehmenssitz hat, sichert sich durch die finanzielle Beteiligung das Belegungsrecht für zehn Plätze. "Wir wollen damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern", sagte dazu BKK-Vorstand Andreas Schöfbeck beim Spatenstich. Auch die Vergabe des Kita-Betriebs an einen privatwirtschaftlichen Träger ist ein Novum im Landkreis, wo Kitas bislang von Gemeinden, Kirchen, freigemeinnützigen Trägern oder Elterninitiativen organisiert werden. Mit Denk-mit! hat sich der Gemeinderat für ein erfahrenes Unternehmen entschieden, denn die ausgebildete Sozialpädagogin Karin Bader betreibt 20 Kitas im Großraum München und fünf in Baden-Württemberg.

Doch auch eine betriebsnahe Krippe mit privatwirtschaftlichem Träger orientiert sich in der pädagogischen Arbeit wie andere Kitas zuallererst an den Bedürfnissen der Mädchen und Jungen, wie Karin Bader betont. "Wir sind dem Wohl der Kinder verpflichtet." Alle Denk-mit!-Tagesstätten arbeiten nach einem ganzheitlichen Konzept, das sich in Bergkirchen auch im Gebäude widerspiegelt. "Natürlich sind wir eine Bildungseinrichtung", sagt Karin Bader, die mit Kita-Leiterin Petra Asam durchs Haus führt. "Aber wir dürfen Herz und Seele nicht vergessen." Deshalb stehe nicht das kognitive Lernen, die Förderung einzelner Fähigkeiten im Vordergrund. Vielmehr gehe es darum, mit den Kindern ein familienähnliches Umfeld zu gestalten.

Im Kita-Gebäude, wo alle Räume ebenerdig und barrierefrei angeordnet sind, wurden deshalb auch Nebenräume wie Flur, Küche und Bäder großzügig gestaltet. Genug Platz, um etwa in der Küche gemeinsam zu kochen. "Die Kinder sollen erleben, dass unsere Mahlzeiten nicht auf dem Servierwagen entstehen." Auf der Anrichte stehen Mehl und Zucker bereit, später wird ein Apfelkuchen gebacken. Die Kinder mit natürlichen Abläufen vertraut zu machen, ist Karin Bader in all ihren Einrichtungen wichtig: Gemeinsam werde aufgeräumt, nach der Brotzeit gefegt und gelegentlich marschiere die ganze Gruppe in den Supermarkt zum Einkaufen. "Denn spezifische kognitive Förderung kann solche Alltagserfahrungen nicht ersetzen", ist Karin Bader überzeugt. Deshalb wird auch der großzügige Kita-Garten mit Blick auf den See intensiv genutzt werden, sobald der gerade verlegte Rollrasen angewachsen ist. "Wir gehen mit den Kindern täglich raus, das ist Teil des Konzepts", so Bader. Der Eingangsbereich der Kita ist deshalb extra weitläufig konzipiert, "da läuft das Anziehen der Kinder viel entspannter." Und was die Betreuungszeiten angeht, orientiert sich die Kita ihrem Auftrag gemäß an den Bedürfnissen von Eltern und Betrieben, täglich zwischen sieben und 17 Uhr werden die Kinder versorgt. Das gibt Vätern und Müttern die Möglichkeit, ganztags berufstätig zu sein. Doch innerhalb dieser Zeiten, die nur wenige Familien komplett belegen, müsse die Krippe für Stabilität und Verlässlichkeit sorgen, das Wohl der Kinder im Auge behalten. Ein Konzept, das offenbar nicht nur in Bergkirchen überzeugt. Auch in Dachau, wo eine private Krippe am Bahnhof in Planung ist, soll Karin Bader den Betrieb übernehmen. Das wäre dann eines von noch fünf neuen Projekten, die sie in den kommenden Monaten anpacken möchte. Dann sei Schluss mit der Expansion.

Zunächst aber geht es jetzt darum, die Bergkirchener Kita von September an mit weiteren Kindern richtig in Betrieb zu nehmen. Von den 36 verfügbaren Plätzen sind bislang 31 gebucht. In die beiden Kleingruppen, die jetzt gestartet sind, kommen weitere Kinder dazu, eine dritte eröffnet. Das Mitarbeiterteam wird aufgestockt, so dass in jeder Gruppe drei Betreuungspersonen zur Verfügung stehen. Um die künftige Auslastung der Einrichtung macht sich Karin Bader keine Sorgen: "Wir haben bereits viele Anfragen von schwangeren Frauen, die ihre Kinder schon einmal für nächstes Jahr vormerken lassen."

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