Bergkirchen:"Besser als bei der CSU"

Wirtschaftsministerin Aigner ist begeistert: Fast 40 Prozent der Mitarbeiter der Bergkirchener Firma GEV sind Frauen Der Ersatzteilhändler, der viel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tut, hat jetzt den "Partnerstein" erhalten

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

"Partnerstein" - diesen Begriff habe er zunächst gar nicht so recht zuordnen können, sagt Alexander Wiegand, Geschäftsführer des Bergkirchener Unternehmens GEV. Umso mehr freut sich Wiegand mit seinem Geschäftsführerkollegen und Firmengründer Juan Ramon Cortes Lara nun über diese besondere Auszeichnung. Denn mit dem Partnerstein ehren Arbeitnehmer-, Mittelstands- und Frauen-Union der Kreis-CSU jetzt zum 14. Mal ein Unternehmen im Landkreis, das sich besonders für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzt. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Ersatzteilhändler für Großküchen und Gastronomie (GEV), der seit 2012 in Bergkirchen seinen Firmensitz hat. Eine Entscheidung, die auch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) überzeugt, die am Dienstagabend zur Preisverleihung ins Bergkirchener Gewerbegebiet Gada gekommen ist. Nach einem Firmenrundgang bezeichnet die Ministerin in ihrer Festansprache vor vielen Gästen aus Kreispolitik und CSU-Verbänden den mittelständischen Betrieb in Sachen Familienfreundlichkeit als "echten Leuchtturm, der noch weiter ausstrahlt".

70 000 Ersatzteile stets abrufbereit

3429 Picks, 880 Pakete zeigt das Display in der Verpackungsabteilung, als der Besuchertrupp vorbeikommt. Interessiert lässt sich Ministerin Aigner erklären, wie die automatische Verpackung funktioniert, wie arbeitserleichternde Technik eingesetzt wird. Aus- und eingepackt wird enorm viel im Bergkirchener Unternehmen GEV, das als spezialisierter Händler Ersatzteile für Großküchen und Gastronomie vertreibt. Damit Servicetechniker weltweit defekte Spülmaschinen, Herde oder Kühlanlagen rasch wieder in Stand setzen können, damit der Betrieb in Edelrestaurants, Burger-Ketten oder Großkantinen nicht stockt, garantiert GEV seinen Kunden eine 24-Stunden-Lieferung. Damit das auch klappt, hält das Unternehmen in Bergkirchen ständig 70 000 Ersatzteile von 500 Herstellern auf Lager und abrufbereit. Tausende Pumpen, Filter, Schalter und Schläuche kommen täglich von den Geräteproduzenten herein, werden ausgepackt, verbucht, in Hochregalen verstaut, auf Bestellung wieder herausgeholt, rasch verschickt.

Bergkirchen: Geschäftsführer Alexander Wiegand zeigt der Bayerischen Wirtschafstministerin Ilse Aigner seinen Betrieb anlässlich der Auszeichnung als familienfreundliche Firma.

Geschäftsführer Alexander Wiegand zeigt der Bayerischen Wirtschafstministerin Ilse Aigner seinen Betrieb anlässlich der Auszeichnung als familienfreundliche Firma.

(Foto: Toni Heigl)

Wie eine Firma tickt

Und obwohl die Logistik nicht per se eine weiblich geprägte Branche ist, sind in dem als Zwei-Mann-Betrieb gegründeten Unternehmen heute 71 der 190 Beschäftigten weiblich. Eine Frauenquote "besser als bei der CSU" merkte Ilse Aigner schmunzelnd an. Was die Ministerin aber besonders überzeugt: Auch Führungspositionen sind bei GEV mit Frauen besetzt, vier von zehn Abteilungen werden von Chefinnen geleitet. Zudem werden im Betrieb unterschiedlichste Arbeitszeitmodelle angeboten, um Vätern und Müttern den Einstieg nach der Elternzeit so leicht wie möglich zu machen. Auch Homeoffice ist machbar, wenn die Kinderbetreuung spontan ausfällt. Oder Mitarbeiter nehmen ihren Nachwuchs kurzfristig mit ins Büro. Wobei einzelne familienfreundliche Aspekte gar nicht so ausschlaggebend sind. Für entscheidend hält es Ministerin Aigner, "wie eine Firma tickt", sprich die familienfreundliche Grundeinstellung zähle.

Tatsächlich sind alle Chancen und Wahlmöglichkeiten bei GEV nicht Ergebnis einer strategischen Programms, sondern hätten sich aus dem Unternehmensalltag heraus entwickelt, erklärt Geschäftsführer Alexander Wiegand, selbst Familienvater, erklärte den Festgästen. "Wir stellen uns nicht die Frage nach einer Frauenquote. Wir treffen Entscheidungen unternehmerisch, sehen dabei aber immer den Menschen und die menschlichen Belange im Vordergrund." Ein Ansatz, der auch dem wirtschaftlichen Erfolg des Betriebs durchaus förderlich ist, wie der GEV-Geschäftsführer betont. Denn ein Miteinander, bei dem alle Beteiligten Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen können, "ist entscheidend für die Leistung und die Stimmung im Unternehmen."

Bergkirchen: Aus- und eingepackt wird enorm viel im Bergkirchener Unternehmen GEV, das als spezialisierter Händler Ersatzteile für Großküchen und Gastronomie vertreibt.

Aus- und eingepackt wird enorm viel im Bergkirchener Unternehmen GEV, das als spezialisierter Händler Ersatzteile für Großküchen und Gastronomie vertreibt.

(Foto: Toni Heigl)

Einige Lehrstellen sind noch offen

Und Kinder wollen nicht nur von ihren Eltern betreut werden, wenn sie klein sind, sondern schlagen später auch einmal einen Weg ins Berufsleben ein. Da passt es gut, dass das Unternehmen großen Wert auch auf die Ausbildung eigener Fachkräfte legt. Zehn Jugendliche werden zurzeit als Büromanagement-Kaufleute und Lagerlogistiker qualifiziert, einige Lehrstellen für das kommende Ausbildungsjahr sind noch offen.

Mit dem Partnerstein wurde jetzt zum dritten Mal ein mittelständischer Betrieb im Bergkirchener Gewerbegebiet Gada für Familienfreundlichkeit ausgezeichnet. Davor hatte 2012 bereits die Apothekergenossenschaft Noweda die Würdigung erhalten. Erster Preisträger überhaupt war 2002 die Betriebskrankenkasse ProVita, die am Dienstag als direkter Nachbar von GEV ihre Vortragsräume für den Festakt bereitstellte. Bei der Betriebskrankenkasse, wo der "Partnerstein" als markante Steinskulptur gut sichtbar im Eingangsbereich aufgestellt ist, habe man die Auszeichnung "als Anerkennung und Ansporn" genommen, betonte Geschäftsführer Andreas Schöfbeck in einem kurzen Grußwort. Als Ansporn nämlich, noch flexibler die Bedürfnisse junger Familien zu berücksichtigen - und stärker Werte und Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu stellen.

Auch beim aktuellen Preisträger GEV soll die Auszeichnung nicht auf einem Regal verstauben. Der massive Stein, das haben die beiden Geschäftsführer schon entschieden, "kommt in die Mitte unseres Besprechungstischs."

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