Befragung zum Kaufverhalten:Der Dachauer: ein semi-analoger Kunde

Eine Umfrage zeigt: Die Dachauer shoppen gerne, aber wenn sie gezielt etwas suchen, bestellen sie lieber im Internet.

Von Petra Schafflik, Dachau

Vom Blumenstand weht der zarte Duft der ersten Frühlingsblumen, während am Käsewagen aromatische Spezialitäten locken und beim Bauern regionale Karotten und Kartoffeln über die Theke gehen. Wer am Samstag auf den Wochenmarkt geht, muss nicht rasch etwas besorgen, sondern sucht das entspannte Einkaufserlebnis. Aber nicht jeden Tag ist Markt, und der Mensch braucht mehr als Obst und Gemüse. Wo also kaufen die Dachauer ein, wenn eine Brille, Waschpulver oder ein T-Shirt gebraucht wird. Wo besorgen die Dachauer Urlaubslektüre, Kopfschmerztabletten oder eine Tintenpatrone für den Drucker? Wird im Internet bestellt oder ein Ladengeschäft aufgesucht?

Antworten gibt eine Umfrage der städtischen Wirtschaftsförderung, deren Ergebnisse jetzt im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats vorgestellt worden sind. Erstes Fazit: Nicht allein der Preis entscheidet. Von gutem Service und einem attraktiven Angebot lassen sich die Befragten ihrer eigenen Einschätzung nach durchaus überzeugen, im Geschäft zu kaufen. "Wir sollten die Studie den Dachauer Geschäftsleuten zur Verfügung stellen", forderte deshalb der Wirtschaftsreferent des Stadtrats, Florian Schiller (CSU).

Einkaufsbummel

Ein Einkaufsbummel mit Kaffeepause in der sonnigen Dachauer Altstadt macht immer noch mehr Spaß als Online-Shopping.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Der Online-Handel boomt, mehr und mehr geraten traditionelle Ladengeschäfte deswegen unter Druck. Die Frage, wie das Einkaufen übers Internet langfristig die Branche verändern wird, beschäftigt auch die Dachauer Geschäftsleute und Kommunalpolitiker. Denn wo Läden schließen, veröden Innenstädte. Die städtische Wirtschaftsförderung hat deshalb schon bei der Verkaufsausstellung Diva 2015 die Besucher am Infostand gefragt, wie sie sich beim Einkauf entscheiden. Online oder stationärer Einzelhandel?

Methodische Schwächen

Antworten gaben 1283 Messebesucher, die überwiegend aus Dachau und dem Landkreis stammen. Die Ergebnisse der Befragung lassen sich am ehesten mit einem "Sowohl-als-auch" umschreiben. Wenn es ums Shoppen, also den Erlebniseinkauf geht, streben die meisten Befragten ausschließlich oder doch überwiegen Läden an. 67 Prozent kreuzten an "nur im Geschäft" zu shoppen, weitere 15 Prozent nutzen beide Einkaufswelten, die wenigsten surfen ausschließlich im Netz.

Einzelhandel

Das größte Warenangebot gibt es im Gewerbegebiet Dachau-Ost.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Doch wenn es ums schlichte Einkaufen geht, wenn "ein Bedürfnis dahinter steht", wie Julia Schwarz von der städtischen Wirtschaftsförderung erläutert, dann sieht die Sache anders aus: Nur elf Prozent der Befragten besorgen nie etwas im Internet, alle anderen erwerben gelegentlich, häufig oder sogar immer Dinge online. Die Diva-Besucher kaufen nach eigenen Angaben per Mausklick, weil das Internet immer geöffnet hat, der Einkauf bequemer, die Auswahl größer und der Preis günstiger sei.

Was wird online, was im Geschäft gekauft? Und welche Einkaufsmeilen suchen die Bürger auf? Wer sich in Läden inspirieren lässt, tut dies überwiegend in Dachau und hier wiederum am häufigsten in der Münchner Straße. Ob der eine oder andere auch in einem Geschäft am östlichen Stadtrand nach etwas Passendem sucht, bleibt offen. Denn die Option "Gewerbegebiet Dachau-Ost" war im Fragebogen nicht vorgesehen, was Sören Schneider (SPD) als Manko moniert. Auch einige Umfrageteilnehmer sahen das offenbar so und haben handschriftlich den Dachauer Stadtteil im Fragebogen ergänzt. Ein Trost für alle Händler: Alles bis auf Reisen wird überwiegend vor Ort gekauft.

Einzelhandel

In der Umfrage der Wirtschaftsförderung zum Kundenverhalten wurde das Gewerbegebiet gar nicht berücksichtigt, wie Stadträte kritisieren.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Es zählt nicht der Preis allein

"Sogar Bücher", betont Wirtschaftsförderin Schwarz. So erwerben angeblich 67 Prozent der Befragten Computer oder Unterhaltungselektronik im Laden, noch mehr im Geschäft gekauft werde Kleidung (85 Prozent), Schuhe und Schmuck (90 Prozent). Bis auf wenige Ausnahmen erwirbt niemand Lebensmittel, Feinkost und Weine im Netz, hier liegt der Anteil der Online-Kunden im Promillebereich. Bücher dagegen kauft fast jeder Zweite mal im Netz, Reisen sogar 53 Prozent der Befragten. "Wir hätten vermutet, dass der Online-Handel schon mehr genutzt wird", sagt Schwarz. Die Studie liefere interessante Ergebnisse, befanden die Stadträte. Zwar mag die Befragung der Diva-Besucher nicht repräsentativ sein. Immerhin interessieren sich die Teilnehmer für analoge Verkaufserlebnisse, sonst hätten sie sich nicht eine Eintrittskarte für die Verbrauchermesse gekauft.

Dennoch liefert die Umfrage Daten, die ziemlich genau den Ergebnissen bundesweiter Erhebungen entsprechen, von denen Edgar Forster (FW) gerade eine als Studienarbeit betreut, wie er seinen Kollegen im Ausschuss erläuterte. Die Tendenz sei ähnlich: Lebensmittel würden kaum im Netz bestellt. Und je jünger die Befragten desto mehr Online-Käufe. Als wichtigen Trend sieht Forster, dass Online-Shops stationäre Geschäfte eröffnen und traditionelle Läden auch im Netz präsent sind. "Diese Vernetzung sollte man fördern."

"Überraschend ist, dass nicht der Preis allein zählt", erklärt Schwarz. Vielmehr schätzen die Teilnehmer guten Service und entscheiden sich durchaus bewusst für einen örtlichen Händler. Noch häufiger in Dachau einkaufen würden die Befragten, wenn etwa Geschäfte längere, durchgängige und einheitliche Öffnungszeiten anbieten würden, mehr Parkplätze zur Verfügung stünden und das Sortiment attraktiver und vielfältiger wäre.

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