Baumfällung in Dachau:Krank, morsch und gefährlich

Die alte Weide auf der Scheierlwiese in Dachau ist gefällt worden. Und das, obwohl der Eigentümer sie unbedingt erhalten wollte.

Petra Neumaier

Rund 100 Jahre hat sie gebraucht um zu wachsen, nur gut eine Stunde dauerte es, bis sie wieder verschwunden war: die Weide an der Scheierlwiese. Am vergangenen Freitag wurde sie gefällt. Vorausgegangen waren jahrelange Bemühungen seitens des Grundstückseigentümers, der Sparkasse Dachau, den von Pilzen befallenen Baum zu retten. Bis Anfang April ein Gutachter feststellte: Die Weide ist so stark befallen, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann.

Baumfällung in Dachau: Auf der Scheierlwiese in Dachau wurde eine hundert Jahre alte Weide gefällt.

Auf der Scheierlwiese in Dachau wurde eine hundert Jahre alte Weide gefällt.

(Foto: www.joergensen.com)

19 Meter hoch war der Baum zuletzt, 17 Meter seine Krone im Durchmesser, 3,60 Meter der Umfang seines Stammes. Und Arthur Fischer, Leiter der Abteilung Marketing, tut es immer noch leid, dass er nun weg ist. "Aber als wir nach der Fällung gesehen haben, wie morsch der Stamm war, da waren wir doch alle entsetzt." Sieben Jahre lang hatte die Sparkasse mit allen Mitteln versucht, den Baum zu retten, der über eine so lange Zeit das Straßenbild maßgeblich geprägt hat.

Der Standort der Weide war aber im Laufe der Jahre alles andere als artgerecht geworden. Denn Weiden gehören zu den Auengehölzen und eine Au gibt es hier schon lange nicht mehr. Aufgrund der starken Bebauung stand er nur mehr auf einem kleinen Grünstreifen, nur 1,5 Meter von der Straße entfernt. Regelrecht eingekesselt war er zwischen jener und dem Fußweg.

Diese schlechten Lebensbedingungen waren wohl auch der Grund, weshalb sich der Baum nicht mehr gegen Parasiten wehren konnte. 2008 und 2009 wurde ein massiver Befall mit Schwefelporling festgestellt. Dieser Parasit dringt über Wunden in den Baum ein und zersetzt das Holz, wodurch eine erhöhte Anfälligkeit bei Wind entsteht. Um dem entgegenzuwirken und die beiden Stämme zu sichern, ließ die Sparkasse vor sieben Jahren und noch einmal 2009 die Krone kürzen und zwei Seilverspannungen befestigen. Doch schon zwei Jahre später, als noch einmal die Seile angespannt wurden, mussten zwei Baumgutachter einen sehr schlechten Gesamtzustand der Weide feststellen: Teilweise waren Rindenbereiche bereits abgestorben, die Restwand war nur noch 12 bis 14 Zentimeter dick, innen morsch und ohne statische Funktion. Ein weiterer Gutachter befand, dass der Baum nur noch durch einen starken Rückschnitt sicherer werden könnte. Allerdings habe der Pilz die Weide schon so stark befallen, dass er ohnehin nicht mehr lange überleben könne. Abgesehen davon würde der Baum durch einen weiteren Schnitt noch mehr geschwächt und biete dem Parasiten neue Angriffsflächen, warnte der Gutachter.

Lange wird die Fläche jedoch nicht ohne Gehölz bleiben. Bereits heute wird in das frisch aufgebrachte Erdreich der mit sechs Metern größtmöglich verpflanzbare Baum gesetzt. "Aber diesmal einer, der sich aufgrund seiner Ansprüche hier auch heimisch fühlen kann", betont Fischer.

Und das wird eine amerikanische Gleditschie sein. Zwar nicht unbedingt ein einheimischer Baum, wenn er auch schon vielerorts in Dachau anzutreffen ist. Dafür eignet er sich hervorragend für so beengte Erdreiche an Straßen, wie hier. "Er ist außerdem hitzetolerant, genügsam und breitet seine Wurzeln auch nicht so stark aus, sodass die Beläge und Leitungen nicht beschädigt werden", betont Johann Grannersthauser von der Abteilung Bau- und Facility-Management. 18 Meter soll der Weiden-Ersatz einmal hoch werden, und zehn Meter breit in der Krone. "Ein richtiger Baum halt", betont Grannersthauser.

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