Bauen im Hebertshausener Moos:Exklusive Lage

Olaf Klein will das historische Mooshäusl zu einem Hotel erweitern, aber das Landratsamt spielt nicht mit. Auch der Gemeinderat Hebertshausen hat Bedenken. Aber er will versuchen, für den Familienbetrieb eine Lösung zu finden. Denn Bauen im Außenbereich ist eigentlich nicht erlaubt

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Die Zeiten ändern sich: Als Benedikt Hohenester vom der Mariabrunner Bräu 1875 einen Bierausschank im Dachauer Moos eröffnete, war die kleine Gastwirtschaft "Mooshäusl" bald beliebt. Die vielen Bauern und Feldarbeitern, die täglich im Moos werkelten, kamen als Gäste, und das Geschäft florierte. Heute dagegen lässt sich von der kleinen Wirtschaft nicht mehr leben, als zweites Standbein hat die Inhaberfamilie Klein deshalb schon seit 2002 einen Pensionsbetrieb aufgezogen. Weil das Übernachtungsgeschäft anscheinend gut läuft, wollen die Wirtsleute expandieren: 30 weitere Zimmer sollen in einem Anbau entstehen.

Aber es handelt sich um ein Projekt, das dem Gemeinderat Hebertshausen einiges Kopfzerbrechen bereitet. Denn das Mooshäusl, vier Kilometer südlich von Ampermoching, liegt planungsrechtlich im Außenbereich. Und damit in einem Gebiet, in dem nur landwirtschaftliche Betriebe privilegiert sind. Nur sie dürften gebaut oder erweitert werden. Das Landratsamt Dachau als neben dem Gemeinderat maßgebliche Instanz für die Genehmigung von Bauprojekten hat beim Mooshäusl-Vorhaben deshalb schon abgewunken. Die Gemeinderäte wollen den Traditionsbetrieb aber nicht im Regen stehen lassen. Einstimmig sprachen sich die Kommunalpolitiker dafür aus, dass die Verwaltung mehrere Lösungsvorschläge erarbeiten und prüfen solle.

Mooshäusl Erweiterung

Soll, wie hier geplant, zu einem Hotel erweitert werden: das Mooshäusl. Allein, das Landratsamt spielt bei Olaf Kleins Plänen nicht mit.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie vor 150 Jahren liegt das Mooshäusl mitten in der weiten Landschaft. Aus einer Landwirtschaft hatte sich mit dem Bierausschank einst eine Gaststätte entwickelt, später kam der Pensionsbetrieb dazu. Heute bietet Inhaber Olaf Klein 28 Zimmer, die von Handwerkern und Geschäftsleuten gebucht werden, wie er im Gemeinderat erläuterte. Auch Sportler, die an der Ruderregatta trainieren oder Messebesucher übernachten gerne ruhig im Moos. Genau deshalb möchte Klein ausbauen. Als Alternativen hat er zwei Varianten mit 12 und 30 zusätzlichen Pensionszimmern ausgearbeitet. "Nur die große Variante ist wirtschaftlich sinnvoll, stellte Klein klar. "Nur so wird der gesamte Betrieb zukunftsfest" und stehe auf einer Basis, um später Jahren vom Sohn übernommen zu werden.

Doch der Bürgermeister ist skeptisch. Durch Anbauten und Austragshäusl sei aus dem ehedem einzigen Gasthaus-Gebäude heute schon "eine kleine Ortschaft geworden", gibt Richard Reischl (CSU) zu bedenken. Auch weiß Reischl um nicht immer positive Erfahrungen, die andere Gemeinden mit aktuell boomenden Boarding-Häusern machten. "Die Frage ist, welche Klientel bekommt man da". Auch Gemeinderat Klaus Wallner (FBB) warnte vor einer Zersiedelung der Landschaft und sorgt sich um den Erholungswert. Die Gefahr, hier einen Präzedenzfall zu schaffen, sprachen einige Räte an. "Aber eine Existenz muss der Betrieb dennoch bieten", findet Wallner. Auch Marianne Klaffki (SPD) plädierte für ein "gesundes, maßvolles Wachstum, das die Natur berücksichtigt". Ein Kompromiss zwischen den vorgestellten Varianten schwebt Klaffki vor. Das Mooshäusl als Traditions- und Familienbetrieb gelte es zu unterstützen, findet auch Elke Fiedel (CSU). "Wir sollten versuchen, etwas zu ermöglichen." Notwendig ist aus Sicht der Räte in jedem Fall eine rechtliche Absicherung, dass aus Pensionszimmern nicht irgendwann doch Wohnraum wird.

Mooshäusl Erweiterung

Olaf Klein würde sein Mooshäusl, das auf die Maiabrunner Brauerei im 19. Jahrhundert zurückgeht, gerne so erweitern, dass sein Sohn es einmal übernehmen kann.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Die Verwaltung wird nun gangbare Wege prüfen. Einer könnte in einer Änderung des Flächennutzungsplans und dem Erlass einer Außenbereichssatzung zu finden sein. Das wäre ein zeitaufwendiges Verfahren, darüber ist sich auch Mooshäusl-Inhaber Olaf Klein im Klaren. Für die mit 1,5 Millionen Euro kalkulierte Investition und den geplanten Betriebsübergang habe er zehn Jahre kalkuliert, erklärte er den Gemeinderäten. Geduld allein könnte aber nicht ausreichen. "Ich bin nicht sicher, ob das Landratsamt mitspielt", warnte Bürgermeister Reischl. Die Stellungnahme, die den Gemeinderäten vom Kreisbauamt vorlag, sei doch recht eindeutig negativ. Doch nach dem einstimmigen Votum des Gemeinderats ist nun die Verwaltung am Zug. Sie soll herausfinden, ob der Wunsch von Olaf Klein doch noch erfüllt werden kann.

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