Band "Boxhead":Die Rockerseele ruft nach mehr

Band "Boxhead": Ausnahmekönner Jan van Meeredonk.

Ausnahmekönner Jan van Meeredonk.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Das neue Album der Dachauer Gruppe Boxhead mit Songs ihrer Lieblingsbands

Von Rudi Kanamüller, Dachau

Sie kennen sich alle schon ziemlich lang und ziemlich gut. Gemeinsam haben sie ihre Schulzeit am Dachauer Josef-Effner-Gymnasium verbracht. In der Schule stellten sie fest, dass es neben Englisch und Mathematik noch was anderes gibt, dem man sich mindestens so leidenschaftlich verschreiben kann wie dem Pauken: die Musik. Sie war und ist immer noch ihre große Leidenschaft. Eine burning flame, die nicht ausgehen will und die vom Blues und vom Rock der 60-er und der 70-er Jahre dauerhaft am Brennen gehalten wird. Die Rede ist von der Dachauer Blues Rock-Formation Boxhead mit Mikey Wenzel (Vocals), Florian Ebner (Guitars), Andreas Pernpeintner (Hamond Organ), Martin Treppesch (Bass) und last, but not least, Jan van Meerendonk an den Drums.

Und was passiert, wenn sich so eine verschworene Truppe in ein Studio zurückzieht? Nun, das Ergebnis ist jetzt auf einer CD mit dem schlichten Titel Boxhead zu hören, auf der die Gruppe ihren Idolen wiederum ihre musikalische Reminiszenz erweisen. Wüsste man nicht, dass es sich hier um Blues und Rock made in der Amperstadt Dachau handeln würde, man müsste sich verwundert die Augen reiben. Wo bin ich jetzt? Dachau, Tokio? Tokio, die Stadt, in der Deep Purple bei unvergesslichen Liveshows 1972 ihren Highway Star auf die Straße schickten. Nicht weniger dynamisch gecovert von den Boxheads mit treibenden Bassläufen von Martin Treppesch und unverschämt kraftvollen Drums von Jan van Meerendonk. Darüber der ausdrucksstarke Gesang Wenzels, der bei Perfect Strangers schon verdammt nah an das Original von Ian Gillan herankommt, garniert von der original gespielten John Lord-Leslie-Hamondorgel, virtuos bearbeitet von Andreas Pernpeinter. Zum Niederknien.

Acht Songs ihrer musikalischen Vorbilder haben die Boxheads eingespielt: Perfect Strangers (Deep Purple), Roadhouse Blues (The Doors), Green Onion (Booker T.&The MG'S), Won't Get Fooled Again (The Who), Soul Sacrifice (Santana), Kaschmir (Led Zeppelin) und Since I've Been Loving You (Led Zeppelin).

Boxhead macht musikalisch kaum Kompromisse: Immer so nah an's Original, wie es geht. Ob es sich dabei um Jim Morrisons Roadhouse Blues handelt, die Led Zeppelin-Herausforderung Kaschmir oder das genial gecoverte Perfect Strangers von Deep Purple. Es wäre daher auch vermessen, zu bekritteln, dass der Sänger hin und wieder nicht wie original Morrison klingt oder stimmlich Höhen zu erklimmen vermag, wie einst der junge Ian Gillan von Deep Purple, der Drummer diesen und jenen Fill nicht so exakt nachspielt wie der Meister, Ian Paice, himself. Geschenkt.

Aber was Jan van Meerendonk an den Drums hinlegt? So würde man auch gerne spielen können! Sein Solo bei der Carlos Santana Nummer Soul Sacrifice brennt, es treibt, es zündet gewissermaßen ein Feuer unterm Arsch an, das sich immer weiter ausbreitet. Hier sind alle Löschversuche zum Scheitern verurteilt, zumal auch noch Andreas Pernpeintner mit dem Hamond-Leslie zusätzlich Öl ins Feuer gießt. Aber wer will dieses Feuer schon löschen, wo's gerade so schön ist? Das trifft im übrigen gleichermaßen auf Florian Ebner (Guitar) und den Bass-Mann Martin Treppesch zu. Die Rockerseele verlangt nach mehr Boxhead.

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