Bahnhof Dachau:Scherbenpark

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Der Bahnhof Dachau ist an den Wochenenden ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen und Obdachlosen. Zurück bleiben leere Flaschen und anderer Abfall - ein Dauerärgernis für Reisende und Ladenbetreiber.

Von Viktoria Großmann

Wer am Wochenende am Bahnhof Dachau ankommt oder abfährt, muss nicht selten über Scherben und leere Flaschen steigen. Der Bahnhof Dachau ist schon seit längerer Zeit ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche und für jene Obdachlosen, die sich am Sparkassenplatz an der Münchner Straße nicht mehr aufhalten dürfen, zumindest nicht, wenn sie Alkohol trinken. Ein Bahnsprecher räumt freimütig ein, der Bahnhof Dachau sei als einer von mehreren "Trinkertreffs" im Münchner S-Bahnnetz bekannt. Was von diesen Treffen übrig bleibt, ist jede Menge Müll.

Wenn die Bahnmitarbeiter am Montagmorgen um 8 Uhr ihr Reisezentrum öffnen, ist der Müll schon weg. Wenn Antje Bräuer, Filialleiterin des Presse-Kiosk am Bahnhof, spätestens 5.15 Uhr ihren Dienst antritt, ist er noch da. Die Reinigung komme ungefähr um sieben Uhr, sagt sie, dann wenn sich gerade noch Kinder und Jugendliche auf dem Schulweg durch den Dreck kämpfen müssten.

Antje Bräuer und ihre Kollegen im Kiosk sind neben den Bahnreisenden die Hauptbetroffenen der Verschmutzung des Bahnhofs und vor allem der aus ihrer Sicht unzureichenden Reinigung. Am vergangenen Wochenende sei es besonders schlimm gewesen. Auf dem Weg zum Kiosk hätten sie und ihre Kunden über mehrere Wodkaflaschen steigen müssen. Eine Reisende sagte der SZ, sie habe beobachtet, wie Hundehalter ihre Tiere über die Scherben tragen mussten. Antje Bräuer führt den Kiosk seit etwas mehr als drei Jahren. Am Bahnhof Dachau sehe es zum Teil mindestens so schlimm aus wie in den Dreckecken der Hauptstadt, wenn nicht gar schlimmer, findet die gebürtige Berlinerin. Die Mitarbeiter der Fastfoodkette, die ihr Lokal im oberen Teil des Bahnhofs betreibt, haben sich bereits daran gewöhnt, mehrmals am Tag die Treppen zu kehren, auch für einen Teil des Bahnsteigs sind sie zuständig.

Die Bahn reinigt, so erklärt ein Sprecher, die Empfangshalle, die Bahnsteige, Zugangstreppen und den Tunnel an jedem Werktag. Für den Bahnhofsvorplatz und die Park&Ride- und Bike&Ride-Anlagen ist die Stadt zuständig. Auch diese lässt am Wochenende offenbar nicht reinigen. Der Dreck von den Treffen ab Freitagnachmittag bleibt so bis Montag liegen.

Gewalttätig scheint es immerhin an diesem Wochenende am Bahnhof nicht zugegangen zu sein. Für die Polizei habe es keinen einzigen Einsatz gegeben, sagt Polizeisprecher Michael Richter. Seine Kollegen sind am Bahnhof regelmäßig auf Streife. Der Bahnsprecher erklärt, der Bahnhof Dachau stehe "unter besonderer Beobachtung der DB-Sicherheitsmitarbeiter". Jedoch könne nicht für jeden der 150 S-Bahnhöfe im Großraum eigenes Sicherheitspersonal eingestellt werden. Die Sicherheitsmitarbeiter gingen zudem absichtlich in unregelmäßigen Abständen auf Streife, "damit sich die einschlägigen Gruppen nicht darauf einstellen können".

Kiosk-Betreiberin Bräuer ist weniger ängstlich als ärgerlich. "Die Stadt Dachau versagt hier in Sachen Tourismus", sagt sie. Nicht nur, weil sie ihren Besuchern einen ziemlich dreckigen ersten Eindruck biete. Bräuer verkaufe nicht nur Kaffee und Zeitungen, sondern gebe zugleich Auskünfte auf Fragen nach dem Weg zur Gedenkstätte und den Bus-Abfahrtszeiten. Das sei ebenso Sache der Stadt, wie den Jugendlichen einen vernünftigen Treffpunkt anzubieten.

© SZ vom 14.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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