Auszeichnung für Ehrenamtliche:Mit dem Herzen dabei

Landrat Stefan Löwl zeichnet 18 Ehrenamtliche für ihr besonderes Engagement aus. Ohne sie wäre das kulturelle und soziale Leben im Landkreis Dachau sehr viel ärmer

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die geballte politische Prominenz des Landkreises ist im Landratsamt Dachau versammelt, darunter die neuen Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler (CSU) und Michael Schrodi (SPD) sowie etliche Bürgermeister aus den Gemeinden. Sie alle wollen sich bedanken bei den Menschen, die sich seit Jahren oder Jahrzehnten in besonderer Weise ehrenamtlich engagieren. Moderator und Landrat Stefan Löwl (CSU) betont, wie unbezahlbar ihre Leistungen seien. Er schätzt, dass mehrere 1000 Vollzeitkräfte nicht genügen würden, um sie zu ersetzen. Anschließend holt Löwl 18 Ehrenamtliche aus 13 Kommunen zu sich nach vorne und verleiht ihnen eine Urkunde und die Ehrennadel mit dem Wappen des Landkreises Dachau. Die Bürgermeister hatten die Geehrten für die Auszeichnung in den meisten Fällen eigens vorgeschlagen.

Auszeichnung für Ehrenamtliche: Alle 18 Geehrten bekommen eine Ehrennadel und eine Urkunde verliehen.

Alle 18 Geehrten bekommen eine Ehrennadel und eine Urkunde verliehen.

(Foto: oh)

In diesem Jahr kommen auffällig viele aus dem Bereich Kultur. Da wäre der allseits bekannte Wolfgang Möckl. Der Theaterregisseur und Schauspieler wohnt in Markt Indersdorf. Für die Kulturlandschaft in Dachau aber hat er so viel geleistet, dass er nun unter den Dachauer Geehrten aufgeführt wird. Möckl wurde bereits in den Neunzigerjahren Mitglied der Ludwig-Thoma-Gemeinde. Nachdem er zunächst meist selbst auf der Bühne stand, begann er von 2000 an immer öfter Regie zu führen. Er inszenierte Werke von Autoren wie Ödön von Horváth, Rainer Werner Fassbinder, Arthur Schnitzler und selbstverständlich Ludwig Thoma. Zu dessen 150. Geburtstag übernahm er im Stück "Thoma - eine Selbstzerstörung" vom ehemaligen Kreisheimatpfleger Norbert Göttler die Rolle des Ludwig Thoma und führte dem Publikum grandios die ambivalente Persönlichkeit des 1921 gestorbenen Schriftstellers vor Augen. Mit der Thoma-Gemeinde hat sich Möckl auch an modernere Schriftsteller herangewagt.

Auszeichnung für Ehrenamtliche: Jonny Weissmüller prägt mit dem Kulturkreis die Haimhausener Kulturlandschaft.

Jonny Weissmüller prägt mit dem Kulturkreis die Haimhausener Kulturlandschaft.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Um das kulturelle Leben in der Gemeinde Haimhausen hat sich Johann "Jonny" Weissmüller sehr verdient gemacht. Der Namensvetter des berühmten Tarzan-Darstellers hat den Haimhausener Verein Kulturkreis im Jahr 1984 mitbegründet und ist seit Jahrzehnten die treibende Kraft. Er unterstützte und organisierte mehr als 500 Veranstaltungen wie die legendären Open Airs am Heiglweiher, Theaterstücke, Kabarettabende oder Rock-, Klassik- und Jazzkonzerte. Bei Theater-Eigenproduktionen gab er den Techniker und Organisator, wenn er nicht selbst auf der Bühne stand. "Er ist einfach ein Allrounder, der sehr viel Freizeit für den Haimhausener Kulturkreis opfert", lobt Landrat Löwl.

Auszeichnung für Ehrenamtliche: Regisseur und Theaterschauspieler Wolfgang Möckl im Stück "Plattling" von Herbert Achternbusch.

Regisseur und Theaterschauspieler Wolfgang Möckl im Stück "Plattling" von Herbert Achternbusch.

(Foto: Toni Heigl)

Als Allrounder bezeichnet er auch Eckhard Czerny aus Petershausen, der sich seit Jahrzehnten im Bereich der Kulur- und Heimatpflege, aber auch sozial engagiert. Czerny war von 1982 bis 2015 erster Vorsitzender der Blaskappelle Petershausen, die mit 92 Jahren die älteste im ganzen Landkreis ist. Er managte die Auftritte, organisierte Konzerte und plante die Auslandsbesuche der Musiker. Und das waren so einige. Unter Czernys Leitung spielte die Blaskapelle in Frankreich, Italien, China, Weißrussland, Bulgarien, Rumänien, der Slowakei, auf den Seychellen, Hawaii und nicht zuletzt in Togo. In das westafrikanische Land reisten sie zuletzt häufiger. Mit Spenden aus Konzerten finanzierten sie den Bau einer Schule. Czerny hat an alldem maßgeblichen Anteil. Die Petershausener Blaskapelle zählt inzwischen 70 Mitglieder. Czerny spielt seit 1966 Tuba.

Auszeichnung für Ehrenamtliche: Christa Vogelmeier hat sich ehrenamtlich um Patienten der Dachauer Klinik gekümmert.

Christa Vogelmeier hat sich ehrenamtlich um Patienten der Dachauer Klinik gekümmert.

(Foto: Toni Heigl)

Siegfried Bradl setzt sich seit Jahrzehnten für die Kulturlandschaft im Markt Altomünster ein, insbesondere für die Brauchtumspflege und die Volksmusik. Seit 1981 organisiert er das jährliche, altbairische Adventssingen in der Pfarr- und Klosterkirche Altomünster. Sieben Jahre lang war er Vorsitzender des Kulturförderkreises. Er arrangierte zahlreiche Volksmusikabende wie "Hoagarten" und "Hutsingen". Schon immer setzt er sich für den Erhalt und die Pflege der altbairischen Sprache ein. Zudem engagierte er sich jahrzehntelang in der Altomünsterer Ortsgruppe des Bayerischen Roten Kreuzes, die er mit aufbaute und führte. Ende der Siebzigerjahre gründete er das "Jugendrotkreuz" in Altomünster mit 50 Jugendlichen. Er leitete die Ortsgruppe von 2005 bis 2017. Im vergangenen Jahr war Bradl beim damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Neujahrsempfang eingeladen - als einer von 70 Auserwählten aus ganz Deutschland.

Auszeichnung für Ehrenamtliche: Siegfried Bradl veranstaltet seit Jahrzehnten Volksmusikabende.

Siegfried Bradl veranstaltet seit Jahrzehnten Volksmusikabende.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Dachauerin Gästeführerin Anni Härtl "darf als Pionierin des Tourismus in der Stadt Dachau bezeichnet werden", sagt Landrat Löwl. Härtl kennt sich wie keine Zweite über die prägenden Persönlichkeiten und die kulturhistorische Entwicklung Dachaus aus. Wann immer man etwas über die Dachauer Geschichte wissen will, ist sie die perfekte Ansprechpartnerin. Das Konzept für die "Dachauer Gästeführer" hat sie 2003 erarbeitet. Heute, als Ehrenvorsitzende des Gästeführervereins, bringt sie immer noch Ideen ein und gibt Themenführungen etwa zu den Künstlergräben am "Alten Friedhof". Außerdem engagiert sie sich als Kassenprüferin des Frauenbundes und setzte sich lange für den Dachauer Kinder-Festzug ein.

Die Geehrten

Die 18 Ehrenamtlichen, die am Mittwochabend geehrt wurden, engagieren sich in verschiedensten Bereichen, von Sport über Kultur bis hin zur Feuerwehr. Häufig engagieren sie sich gleich in mehreren Vereinen. "Sie machen das nicht des Geldes wegen, sondern weil sie mit dem Herzen dabei sind", sagt Landrat Stefan Löwl (CSU). Die Namen aller Geehrten lauten wie folgt: Georg Reischl (Vierkirchen), Werner Mooseder (Schwabhausen), Adolf Mayr (Röhrmoos), Robert Schneider (Pfaffenhofen an der Glonn), Wilhelm Lamm (Markt Indersdorf), Maria Reiser (Bergkirchen), Renate Gründl (Hebertshausen), Josef Nagl (Hilgertshausen-Tandern), Elisabeth Guerzen (Odelzhausen), Josef Hoffmann, Siegfried Gattinger, Julia Tröger-Hierl, Anna Härtl, Wolfgang Möckl (alle Dachau), Siegfried Bradl (Altomünster), Eckhard Czerny (Petershausen). Christa Vogelmeier aus Dachau erhielt zudem die Auszeichnung "Weißer Engel". emo

Im Namen der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Hummel (CSU) erhält die Dachauerin Christa Vogelmeier vom Landrat die Sonderauszeichnung "Weißer Engel". Als Gründungsmitglied der "Grünen Damen und Herren" an der Helios-Amper-Klinik Dachau war sie von 20111 bis 2016 aktiv. Vogelmeier war immer da, wenn Patienten ängstlich waren, Beistand brauchten und keine Aussicht auf Besuch in der Klinik hatten. "Stets hat sie den Kranken das Gefühl gegeben, nicht alleine zu sein und ihnen Hoffnung und Mut geschenkt", sagt Löwl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: