Auszeichnung für ehrenamtliche Leistung:Der weiße Engel von Dachau

Christa Vogelmeier

"Da gibt es andere, die sich noch mehr engagieren, als ich es tue", sagt Christa Vogelmeier bescheiden.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Gesundheitsministerin Melanie Huml hat die frühere Rektorin Christa Vogelmeier für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement für Kranke, Senioren, Einsame und Hilfsbedürftige ausgezeichnet

Von Annalena Sippl, Dachau

"Bevor ich faul zu Hause im Liegestuhl liege, kann ich auch anderen helfen", sagt Christa Vogelmeier und lacht. Obgleich die Aussage der Dachauerin recht lapidar klingt, steckt jahrelanges tatkräftiges Engagement dahinter. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml hat die frühere Rektorin der Grundschule in Dachau-Ost deshalb jetzt mit dem "Weißen Engel" ausgezeichnet. Doch als Huml ihr und weiteren zehn hochengagierten Bürgern aus Oberbayern die Urkunde als Anerkennung für ihre aufopfernden Dienste an der Gemeinschaft überreichen wollte, war Vogelmeier nicht da. Sie hatte einfach keine Zeit. Das Ehrenamt war wichtiger: "An diesem Tag fand der Seniorenclub statt, den konnte ich nicht ausfallen lassen", erklärt sie. Vertreter des Landratsamts Dachau nahmen für sie die Auszeichnung entgegen.

"Natürlich habe ich mich gefreut, als ich das erfahren habe, aber es hat mich schon auch überrascht, dass es mich erwischt hat", sagt Vogelmeier. Obwohl sie seit vielen Jahren mit ihren Initiativen die Gemeinschaft in Dachau bereichert. Die Dachauerin ist zum Beispiel Gründungsmitglied der "Grünen Damen und Herren". Als solches betreute sie jahrelang Patienten im Helios Amper-Klinikum. Nachdem die Klinik der Pfarrgemeinde die Regie über die ehrenamtliche Tätigkeit entzog, kam es jedoch zu Differenzen. Vogelmeier entschied sich, das Projekt zu verlassen. "Das Ganze gehört der Vergangenheit an", erklärt sie nun. Doch trotz aller Widrigkeiten setzte sie sich nicht zur Ruhe, sondern besann sich stattdessen auf eines ihrer ursprünglichen Projekte: die Nachbarschaftshilfe.

"Die Menschen sind so froh über die Gespräche"

Mehrere Freiwillige erledigen nun Fahrdienste für hilfsbedürftige Menschen, unternehmen gemeinsam mit ihnen Spaziergänge, kaufen ein oder haben einfach nur ein offenes Ohr für sie. "Die Menschen sind so froh über die Gespräche", sagt die Helferin. Vogelmeier organisiert diese Form der Nachbarschaftshilfe nämlich nicht nur, sondern macht auch selbst aktiv mit. Ein weiterer wichtiger Part in ihrem Wochenplan ist der Dachauer Seniorenclub. Außerdem ist sie in der Gemeindecaritas und als Wohnviertelhelferin tätig. "Es gibt so viele Menschen, die Hilfe benötigen", begründet Vogelmeier ihren Einsatz. "Das ist auch für einen selbst wichtig, denn man bekommt so viel zurück. Das Ehrenamt wirkt sich auch auf das eigene Leben positiv aus." Die Nähe zum Menschen schien für die Dachauerin schon immer von Bedeutung zu sein.

Die Auszeichnung des Freistaats ist übrigens nicht irgendeine Ehrung, die jeder bekommt, der nur ein bisschen aktiv ist. Der "Weiße Engel" wird nur einmal im Jahr an maximal 70 Personen vergeben. Er ist also etwas ganz Besonderes, auf den die Dachauerin richtig stolz sein kann. Im bundesweiten Vergleich steht das ehrenamtliche Engagement in Bayern sehr hoch. "Untersuchungen zeigen, dass allein in den vergangenen Jahren der Anteil der Ehrenamtlichen in Bayern von 36 auf 47 Prozent gestiegen ist", so Huml.

Christa Vogelmeier zeigt sich dennoch ganz bescheiden: "Da gibt es andere, die sich noch mehr engagieren, als ich es tue." In den Händen konnte sie ihre Urkunde aber bisher noch nicht halten. "Ich habe sie noch gar nicht", sagt die Dachauerin. Nachdem Mitarbeiter des Landratsamtes den Termin stellvertretend für sie wahrgenommen haben, sei es noch nicht zum Austausch gekommen. Eine Sache treibt die engagierte Frau dennoch um: "Ich frage mich, wer mich wohl für den Preis vorgeschlagen hat." Doch da das Ministerium darüber keine Auskunft gibt, wird das wohl weiter ein Geheimnis bleiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: