Auszeichnung:Einsatz für die Gesellschaft

Das Landratsamt stellt 64 Bürger vor, die sich freiwillig engagieren, und zeichnet damit das große Engagement im Landkreis aus.

Von Fam Marie Schaper, Dachau

Freiwillige Feuerwehr, Naturschutz, Kultur, Flüchtlingsarbeit, Nachbarschaftshilfe - es gibt viele Bereiche, in denen Ehrenamtliche aus dem Dachauer Landkreis tätig sind und den Kommunen kräftig unter die Arme greifen. Um das ohnehin schon große zivilgesellschaftliche Engagement der Bürger weiter zu erhöhen, organisierten Martina Tschirge vom Koordinierungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement und Christa Kurzlechner, tätig bei Demografie Managen im Landkreis Dachau, die Ausstellung "Gesicht zeigen! - Engagierte im Landkreis Dachau stellen sich vor", welche jetzt im Landratsamt eröffnet wurde.

In der Ausstellung und auch in einer Broschüre sind die Geschichten von 64 Bürgerinnen und Bürgern festgehalten. Sie wurden fotografiert und ihre Arbeit und Motivation erfasst. Ziel der Ausstellung ist es, ihnen zu danken und weitere Mitstreiter zu gewinnen. Zudem wollen die Organisatoren zeigen, welche Vielfalt in der freiwilligen Arbeit steckt. Die Eröffnung nahm Landrat Stefan Löwl zum Anlass, um stellvertretend für alle Engagierten im Landkreis die Teilnehmer der Ausstellung zu ehren, die nur einen Teil des freiwilligen Engagements im Landkreis darstellen.

Renate Berberich

Aus der Geschichte kann man für die Zukunft lernen. Die Erhaltung der Geschichte des Landkreises hat sich Renate Berberich zur Aufgabe gemacht. Sie ist Heimatforscherin der Gemeinde Petershausen und Kollbach und Mitglied der Geschichtswerkstatt des Landkreises Dachau. Um die Geschichte der Gemeinden zu bewahren, hat sie selbst Archive mit Bildern der Umgebung angelegt und ältere Menschen über ihre Jugend befragt, die heute schon gar nicht mehr leben. Sie will Erinnerungen erhalten und anderen den Sinn für die Wichtigkeit der Geschichte vermitteln. Renate Berberich will ihre Ergebnisse für jedermann zugänglich machen. Auch bei der Eröffnung der Ausstellung im Landratsamt will sie ihre Gedanken weitergeben. "Gehen Sie nach Hause und befragen Sie ältere Verwandte", fordert sie das Publikum auf. "Sie werden interessante Geschichten hören." Die Geschichte der eigenen Familie sei wichtig. Man solle die Chance nutzen, solange die Menschen noch leben, die man fragen kann. "Was verloren ist, ist verloren", sagt Berberich. Aber genau dagegen kämpft sie, gegen die Zeit. Gegen das Vergessen. Die Bedeutung von Geschichte reicht bis in die Zukunft hinein.

Axel Blanz

Axel Blanz holt internationale Jazzkünstler nach Dachau. Er ist Programmgestalter des Jazz e.V. Dachau und arbeitet mit fünf Gleichgesinnten an einem vielseitigen Jazzprogramm im Landkreis. Wie Christa Kurzlechner in ihrer Einführung sagt, trägt er maßgeblich dazu bei, dass Dachau sich wieder als Kulturstadt betrachten darf. Schon seit dem Jahre 1998 ist der Verein tätig. Die Künstler würden Dachau vor ihrem Besuch eher mit der dunklen Geschichte in Verbindung bringen, berichtet Axel Blanz, doch nach ihrem Auftritt verändere sich ihr Bild von Dachau schnell. "Viele sind begeistert von der Stadt", sagt er. Aber die Geschichte versuche er nicht vor den Künstlern und dem Publikum zu vertuschen. Ganz im Gegenteil, er setze sich auch durch das Programm bewusst damit auseinander. Blanz lädt israelische Künstler ein, um ihnen zu zeigen, wie sich die Stadt nach dem Krieg zum Guten gewandelt hat. Und die Künstler selbst, würden dazu beitragen, dass die Kultur der Stadt aufblühe. Blanz' Konzept bewegt sich außerhalb vom Mainstream, er bucht vor allem Avantgardekünstler - und ist damit erfolgreich. Blanz schließt mit seinem Engagement eine Lücke in der Stadt.

Andreas Frehner

Andreas Frehner ist erster Vorsitzender des katholischen Burschenvereins Pasenbach und außerdem stellvertretender Jugendleiter des Schützenvereins "Edelweiß Vierkirchen", weil es ihm wichtig ist, Jugendlichen Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, sagt er bei der Veranstaltung. Das Vereinsleben in der Gemeinde möchte er mit seinem Engagement aufrechterhalten. Auch das bayerische Brauchtum liegt ihm am Herzen. Das ist nicht nur wichtig für die Jugend, der Geist dahinter ist förderlich für das Allgemeinwohl. Es gibt mehr als 40 Burschen- und Mädchenvereine im Landkreis und das freut ihn, dass viele seinem Beispiel folgen. Natürlich organisierten sie viele Feste, das Hallenfest, das Dorffest, das Jaudus-Brennen, sie stellten den Maibaum auf, aber es gehe hier nicht nur darum, zusammen zu feiern. Bei der Organisation könnten die Jugendlichen Zusammenhalt erleben, das sei unglaublich wichtig, sagt Frehner. "Das begeistert sie." Deswegen, so schätzt er, erreichten sie mit ihrer Arbeit so viele Menschen. 35 Mitglieder hat der Burschenverein inzwischen. Die Begeisterung reißt bislang nicht ab und wird von Generation zu Generation weitergetragen. Genau diese Tradition will Andreas Frehner bewahren.

Marie-Agnes Klotz

Weil der Tod für sie kein Tabuthema ist, arbeitet Marie-Agnes Klotz als Hospizbegleiterin. Sie ist Mitglied beim Elisabeth Hospiz Verein Dachau e.V. und unterstützt mit ihren Besuchen und Gesprächen schwerstkranke Personen und ihre Familien in schwierigen Stunden, um ein Sterben in Würde möglich zu machen und die Trauer zu lindern. Die Geburt sei für sie ein heiliger Moment, genauso sei auch das Sterben, erläutert sie. In diesen Momenten gehöre sie nicht zu den Handelnden. "Das sind die Pfleger und Ärzte", sagt Klotz. "Mir geht es hauptsächlich darum, da zu sein." Ihre Aufgabe sei es, ein offenes Ohr und eine Schulter zum Anlehnen zu bieten. "Sie sollen spüren, dass jemand bei ihnen ist." Die Gefühle, die viele sich nicht anhören wollten, weil sie so erschütternd traurig sein könnten, diese Gefühle müsse sie aushalten, damit es den Betroffenen besser gehen könne. Und genau das sei ihr eine Herzensangelegenheit. Dass das Thema Tod so wenig behandelt und sogar totgeschwiegen werde, dem wolle sie entgegen wirken. "Ich wünsche mir eine bessere Sterbekultur im Altersheim und, dass das Thema nicht zur Seite geschoben wird."

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