Ausweisung einer Frischluftschneise :Nicht ohne die Gemeinden

Ausweisung einer Frischluftschneise : Die grünen Flächen sollen ins Landschaftsschutzgebiet.

Die grünen Flächen sollen ins Landschaftsschutzgebiet.

(Foto: karte: landratsamt)

Landkreispolitiker finden einen Minimalkonsens für das Landschaftsschutzgebiet im östlichen Dachauer Moos. Die CSU will die kommunale Planungshoheit nicht beschneiden, die ÖDP sieht die Lösung als "Armutszeugnis"

Von Robert Stocker, Dachau

Flächen rein und Flächen raus, hinzufügen oder abspecken: Die Planungen für das Landschaftsschutzgebiet im östlichen Dachauer Moos ziehen sich jetzt seit Jahren hin. Die Ausweisung des Areals soll den Grünzug und die Frischluftschneise zwischen Dachau und Karlsfeld sicher stellen. Über dieses Ziel sind sich Landkreis und Naturschützer einig, doch über den Weg gibt es unterschiedliche Ansichten. Während der Landkreis kein übergeordnetes Areal festlegen will, das die Entwicklung der Gemeinden behindern könnte, fordern die Naturschützer und die Bürgerinitiative "Grünzug Dachau und Karlsfeld" ein umfassendes Landschaftsschutzgebiet. Der Umwelt- und Kreisausschuss hat jetzt die Einleitung eines Verfahrens beschlossen, dem eine erneute Änderung der Schutzflächen zugrunde liegt. Dabei werden die Gebietsvorschläge der Gemeinden berücksichtigt. Die Kommunen haben aber die Möglichkeit, über ihre Flächennutzungspläne weitere Gebiete unter Schutz zu stellen.

Der Minimalkonsens aller Beteiligten

Das Landschaftsschutzgebiet "Amperauen mit Hebertshauser- und Inhauser Moos" sieht jetzt neben den Bestandsflächen das Krenmoos auf Karlsfelder Gebiet, eine Fläche östlich der geplanten Dachauer Ostumfahrung und ein Areal südlich der geplanten Südumfahrung von Hebertshausen vor. Im Gegenzug wird eine Fläche westlich der Dachauer Ostumfahrung aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen. Flächen südlich der Schleißheimer Straße fallen aus dem Schutzgebiet heraus. Die Gemeinde Karlsfeld ist damit nicht einverstanden; sie will diese Flächen als Erweiterung des Landschaftsschutzgebiets in ihren Flächennutzungsplan aufnehmen. Die neuen Flächen für das geänderte Landschaftsschutzgebiet decken sich mit dem Gebietsvorschlag der Stadt Dachau und sind laut Alexander Wolfseder von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt "der Minimalkonsens" aller Beteiligten.

Aus Sicht von Landrat Stefan Löwl (CSU) ist die Ausweisung eines umfassenden Landschaftsschutzgebiets problematisch, weil sie die Planungshoheit der Gemeinden beschneide. "Es ist nicht vorstellbar, dass ein Landschaftsschutzgebiet gegen den Willen der Gemeinden ausgewiesen wird", betonte der Landrat. Ein besseres Instrument, um unerwünschte Bautätigkeit zu verhindern, ist für ihn der Flächennutzungsplan. Dieser berücksichtige die gesamte Entwicklung, während ein Landschaftsschutzgebiet nur Regelungen für Teilflächen biete. Löwl wandte sich auch gegen die Petition mit 5000 Unterschriften, die Naturschützer und Bürgerinitiative ihm vor einigen Tagen vorgelegt haben. "Sie bringt in ihrer Absolutheit Probleme, weil sie den Gemeinden Entwicklungsmöglichkeiten nimmt." Haimhausens Bürgermeister und CSU-Kreisrat Peter Felbermeier sieht das ebenfalls so. "Die Gemeinden sollen ihre Planungshoheit nutzen und Flächen im Nutzungsplan einbringen", sagte er. Ursula Kohn (Bündnis 90 / Die Grünen) wies dagegen darauf hin, dass die Petition auch von der Erzdiözese unterstützt werde. Es gehe darum, die Lebensgrundlagen der Menschen zu schützen. Für Kreisrätin Mechthild Hofner (ÖDP) ist der neue Vorschlag für das Landschaftsschutzgebiet "ein Armutszeugnis". Die bisherige Planung sei schon eine Minimallösung gewesen. Der Landkreis sollte zum Wohl kommender Generationen entscheiden, "aber diese Vorlage hat nicht einmal das Wohl der nächsten Generation im Blick". Der Kreistag sollte ein Signal geben, dass die Kommunen das Landschaftsschutzgebiet beachten.

Der Erhalt des Grünzugs steht außer Frage

Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Offenbeck steht der Erhalt des Grünzugs außer Frage. "Es geht nur um die Methodik, nicht um Inhalte", betonte er. In diesem Fall wäre die Ausweisung eines umfassenden Landschaftsschutzgebiets eine untypische Praxis für den Landkreis. Sebastian Leiß (Freie Wähler Dachau) geißelte das Hin und Her um das Landschaftsschutzgebiet. Der neue Vorschlag sei aber ein fundierter Ansatz, um den Jahre langen Schlingerkurs zu beenden. Das Ziel, den Grünzug von Bebauung freizuhalten, sei richtig, sagte Löwl. "Das richtige Mittel ist die Planungshoheit der Gemeinden, ein großes Landschaftsschutzgebiet ist der falsche Weg."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: