Auslösung des Klosters:Ein Sanierungsfall

Generalvikarin Gabriele Konrad aus Schönbrunn hat den Inventurbericht über die Situation des Birgittenordens und den Zustand des Klosters Altomünster nach Rom geschickt

Von Wolfgang Eitler, Altomünster

Die Auflösung des Klosters Altomünster als Heimat des Birgittenordens steht kurz bevor. Die Inventur durch die Schönbrunner Generalvikarin und Apostolische Kommissarin, Schwester Gabriele Konrad, ist abgeschlossen. Der Vatikan hat ihren Bericht erhalten. Das Kloster und der Orden sind Rom direkt unterstellt. Der Bericht der Generalvikarin zeigt auf, wie viel Arbeit auf dem künftigen Träger oder Eigentümer lasten wird. Denn die Bausubstanz der barocken Anlage ist erheblich angegriffen. Das Klostergebäude ist ein Sanierungsfall, dessen Ausmaß erst analysiert werden muss.

Generalvikarin Gabriela Konrad und Bürgermeister Kerle rechnen damit, dass Rom sich sehr schnell entscheidet. Beide erwarten, dass der Vatikan beschließt, das Kloster aufzulösen. Sie drängen auf ein zügiges Verfahren. Denn die andauernden Einmischungen eines nur noch anonym agierenden, selbst ernannten Freundeskreises des Birgittenordens müssen ihrer Ansicht nach gestoppt werden. Noch immer erreichen Schwester Gabriele Konrad Briefe ohne Unterschrift mit massiven Vorhaltungen, das Kloster und seine religiöse Geschichte zerstören zu wollen.

Auslösung des Klosters: Die Schönbrunner Generalvikarin, Schwester Gabriele Konrad, vor dem Eingang zum Birgittenkloster in Altomünster.

Die Schönbrunner Generalvikarin, Schwester Gabriele Konrad, vor dem Eingang zum Birgittenkloster in Altomünster.

(Foto: Toni Heigl)

Es fehlt der Nachwuchs

Seit ungefähr 25 Jahren ist aus Sicht der Schönbrunner Generalvikarin Gabriele Konrad klar, dass der Orden der Birgitten in Altomünster keine Zukunft hat. Denn es fehlt der Nachwuchs. Seit etwa drei Jahren besteht kein Konvent mehr aus mindestens drei Schwestern. Die Apostolische Kommissarin hat den Überblick über die Orden im Bistum München-Freising. Sie ist Vorsitzende der "Vereinigung geistlicher Schwestern". Sie weiß um die Situation der Orden, ihr Wirken, ihr Engagement in vielfältigen Bereichen, ihre Neu-Aufbrüche, auch um Gemeinschaften, die ihre Klöster nicht mehr erhalten können. Der neueste Fall sind die Ursulinen aus Landshut, die nach München umziehen, auch damit sie im Alter vernünftig betreut werden können. Wegen ihrer Funktion in der Diözese beauftragte der Vatikan Schwester Gabriele mit der Inventur in Altomünster.

Im Kern musste die Franziskanerin aus Schönbrunn drei Aufgaben bewältigen. Zunächst hatte sie den komplett undurchsichtigen Wust in der Verwaltung des Gebäudes zu ordnen. Der betraf die laufenden Geschäfte von der täglichen Post bis zu Verträgen aller Art. Der Vatikan ordnete in seinem Dekret vom Dezember 2015 über die "unvermeidliche Auflösung" des Klosters außerdem an, die "Einmischung Dritter" zu beenden. Damit war ein Kreis selbsternannter Freunde und Geschäftspartner des Klosters, auch der damalige Klosterdirektor Jörg Johannes Fehlner, gemeint, die das Kloster angeblich retten wollten. Es stellte sich heraus, dass persönliche Anliegen eine große Rolle spielten.

Auslösung des Klosters: Bürgermeister Anton Kerle aus Altomünster.

Bürgermeister Anton Kerle aus Altomünster.

(Foto: Toni Heigl)

Brandschutzmängel und feuchtes Mauerwerk

Ein sogenanntes Burnout-Center wollte sich im Klosterbereich langfristig ansiedeln, auf dessen Referentenliste der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa ganz oben stand. Er war von Rom wegen Misshandlung von Kindern in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen abgesetzt worden. Schwester Gabriele Konrad vermutet, dass eine Gruppe um Mixa das Kloster als Standort auserkoren haben könnte. Sie sagte: "Der Bischof ist nie persönlich aufgetreten. Aber ständig wurde auf ihn verwiesen." Der ehemalige Klosterdirektor Fehlner bekannte sich ganz offen zu ihm. Die Apostolische Beauftragte hat sämtliche Verträge gekündigt und die Personalsituation neu geordnet.

Bei der dritten Aufgabe, das Kloster insgesamt zu begutachten, verschaffte sie sich einen Überblick über dessen Bausubstanz und Zustand. "Da herrscht ein erheblicher Rückstau", sagt sie. Denn in den vergangenen drei Jahrzehnten ist ihrer Ansicht nach nicht einmal das Notwendigste unternommen worden, um die Bausubstanz zu erhalten. Die Mängel beginnen beim Brandschutz und enden beim feuchten Mauerwerk.

Ideen sammeln

Für den Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle (CSU) ist diese Nachricht die am meisten bedrückende. Zum Vergleich: Das Kloster in Markt Indersdorf wird gerade für etwa zehn Millionen Euro restauriert. Dabei war es im Gegensatz zu Altomünster kein Sanierungsfall. Dort ist eine Realschule untergebracht. Von der Relation der Kosten zum Nutzen hängt aus Kerles Sicht das Schicksal des Klosters und damit der Ortsmitte von Altomünster ab. Das Denkmalschutzgesetz gibt klar vor, dass der Staat finanziell mithilft, wenn die Zukunft solcher Gebäude gesichert ist.

Deswegen kündigt Kerle an, ein spezielles Gremium des Gemeinderats nach der Sommerpause zu aktivieren, das eigens für die Zukunftsfragen von Altomünster installiert wurde. "Wir werden mit einem Brainstorming beginnen und Ideen sammeln." Parallel dazu will Kerle den Kontakt mit der Diözese intensivieren, die er als neuen Eigentümer oder Träger der Klosteranlage erwartet. Erste Gespräche hätten gezeigt, dass sich die Verwaltung des Bistums bereits überlege, wie es weiter gehen könnte. Kerle hofft: "Ein Teil des Klosters wird sicherlich als geistliches Zentrum erhalten bleiben." Ungeklärt ist das Schicksal von Priorin Apollonia. Sie habe mitgeteilt, "die Entscheidung des Vatikans zu akzeptieren", sobald sie eintreffe, sagt die Apostolische Kommissarin. Eine andere als die Auflösung erwarten weder Schwester Gabriele Konrad, Bürgermeister noch Diözese.

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