Auktion:Bommelmütze sucht neuen Besitzer

Der jährliche Fundsachenverkauf lockt am Samstag etwa 200 Bürger zur Schnäppchenjagd in den Bauhof.

Von Susanne Schröder-Bergen, Dachau

Die alljährliche Versteigerung der Stadt Dachau von Fundgegenständen hat bei strahlend blauem Himmel am Samstagmorgen etwa 200 Bürger zum Bauhof gelockt. Viele sind schon vor Beginn der Versteigerung um neun Uhr da, um sich einen Überblick über die Fundsachen zu verschaffen. Hauptversteigerungsgegenstände sind wie jedes Jahr Fahrräder, deren Besitzer die Polizei nicht zuordnen konnte. "Dieses Jahr sind es 86", sagt Christa Fink vom Stadtbauhof. "Letztes Jahr konnten wir mit dem Verkauf der Räder circa 4000 Euro verdienen."

Auktion: Die siebenjährige Fiona freut sich über einen neuen Roller, den ihre Tante für sie ersteigert hat.

Die siebenjährige Fiona freut sich über einen neuen Roller, den ihre Tante für sie ersteigert hat.

(Foto: Toni Heigl)

Es sind Räder für jeden Bedarf: günstige, die nur ein Startgebot von 30 Euro haben, und teure Mountainbikes für die Liebhaber mehr als 250 Euro bieten werden. Es gibt auch Kinderräder, Roller und selbst ein Fahrradgestell, bei dem das Vorderrad fehlt. Das will aber keiner kaufen, auch wenn der Startpreis nur zehn Euro beträgt.

Das Ersteigern geht ganz einfach: Man muss sich dafür nicht anmelden, die Zettel zum Zuordnen der Räder, Maschinen und Schmuckstücke liegen aus. Die Bürger können sich so vor der Versteigerung die Gegenstände ansehen, auf ihrem Zettel die interessanten markieren und so den Überblick behalten. Nicht so wertvolle Fundstücke werden zum Festpreis verkauft. "Wie viel kostet die Tasche?", fragt eine ältere Dame. Manuela Bartkowski, Mitarbeiterin des Bürgerbüros, antwortet mit einer Gegenfrage: "Wie viel würden Sie dafür zahlen?" Auf solchem Wege finden Schirme, Geldbeutel, Kinderspielzeug, Blumenvasen und Uhren einen neuen Besitzer.

Auktion: Der karnevalsmäßig ausstaffierte Auktionator Heribert Lorenz brachte die Fundsachen unters Dachauer Volk.

Der karnevalsmäßig ausstaffierte Auktionator Heribert Lorenz brachte die Fundsachen unters Dachauer Volk.

(Foto: Toni Heigl)

Es sind auch kuriose Dinge dabei wie eine Großpackung Windeln, eine ganze Box voll mit Schwimmsachen, die sich in den städtischen Schwimmbädern angesammelt haben, Trachtenhosenträger oder eine Zeichenplatte. Viele der Fundstücke stammen aus Bussen, was den großen Anteil an Kleidungsstücken, Taschen und Regenschirmen erklärt. Bartkowski sagt, der Erlös aus dem Verkauf der Fundsachen, der wieder zurück an die Stadt Dachau gehe, sei jedes Jahr unterschiedlich. Dieses Jahr werde er wohl etwas kleiner ausfallen, denn diesmal wird kein Goldschmuck versteigert. "Da starten wir manchmal schon bei 100 Euro. Es kommen auch Goldhändler, die dann mit ihrer Goldwaage die Stücke wiegen und dann fleißig mitsteigern".

Spontanes Geschenk von der Tante

Um zehn Uhr beginnt die Versteigerung. Die Interessierten scharen sich um ein kleines Podest, wo Auktionator Heribert Lorenz mit seinem Auktionshammer steht und die Regeln erklärt: "Die Räder kommen hoch zu mir, ich nenne das Mindestgebot, und es kann dann in zwei Euro-Stufen erhöht werden". Ungerade Gebote seien nicht möglich, dann käme er durcheinander. Ehepaare sollten sich einigen, damit es nicht zur Verwirrung komme. "Wichtig ist es auch, dass man sauber die Hand hebt. Sonst kann man durch Kopfkratzen schnell zu einem Rad kommen", erklärt Lorenz. Auf humorvolle Weise begleitet er die Versteigerung, teilweise gibt es noch Beigaben zu den Rädern. Eine Karnevalsmütze mit Rad wechselt so für 84 Euro den Besitzer.

Auktion: Ein ganzes Arsenal von Laubbläsern gehört zu den Stücken, die beim Fundsachenverkauf einen neuen Besitzer fanden.

Ein ganzes Arsenal von Laubbläsern gehört zu den Stücken, die beim Fundsachenverkauf einen neuen Besitzer fanden.

(Foto: Toni Heigl)

Draußen vor der Tür testen derweil die Leute ihre neuen Zweiräder. Die siebenjährige Fiona fährt stolz auf ihrem pinkfarbenen Roller, den ihr ihre Tante in einer "spontanen Aktion", wie die Mutter erklärt, als Geschenk ersteigert hat. Die 21-Jährige Deborah Portejoie kommt gerade mit einem roten Fahrrad aus der Halle. "Das ist schon das zweite Rad, das wir ersteigert haben. Mein Bruder und ich brauchten beide dringend ein neues. Unsere alten wurden gestohlen. Wir hatten jeder ein Limit, bis zudem wir hochgehen wollten."

Ihres kostete jetzt mit 40 Euro mehr als sie ursprünglich eigentlich zahlen wollte. "Aber wenn man lange bietet und immer Pech hat, möchte man irgendwann irgendeins haben", sagt die junge Frau. Wenn es aber nicht mehr schmutzig ist und auch gut fährt, dann habe sich der Preis ja auch durchaus gelohnt.

Um zehn Uhr wird die Fahrradversteigerung unterbrochen, und Lorenz beginnt mit der Auktion einiger Handys. "Man kann einfach eine neue PIN einstellen, und dann funktionieren die", erklärt er den Leuten. Anschließend kommen sechs Laubgebläse und zwei Freischneider unter den Hammer. Die Stadt Dachau hat bei allen zu versteigernden Gegenständen vorher abgeschätzt, wie viel sie wert sind. Sie will sie ja nicht komplett unter Wert abgeben. Trotzdem sind die Preise immer noch sehr günstig. Für einen neuen Laubbläser würde man mehr als 300 Euro zahlen, hier senkt sich der Auktionshammer bei 70 Euro. Auch ein Autoanhänger wechselt für nur 122 Euro den Besitzer. Ein Familienvater, der schon ein Rad ersteigert hat und ein weiteres für seine Kinder braucht, hat aus Spaß mitgeboten. "So einen Hänger zu dem Preis würde ich schon nehmen."

Das tut er dann auch.

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