Das Millionen-Dorf Odelzhausen:Aufschwung einer Autobahngemeinde

Kreisverkehr

Die Lage an der Autobahn 8 zwischen München und Stuttgart beschert Odelzhausen stetes Wachstum und sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die 5300-Einwohner-Gemeinde Odelzhausen verdient an ihren Gewerbegebieten an der Autobahn. Nun muss sie das Geld gut anlegen und investieren, um keine Negativzinsen zahlen zu müssen

Von Benjamin Emonts, Odelzhausen

Die Gemeinde Odelzhausen gehört zu den Aufsteigern im Landkreis Dachau. Eine neu ausgewiesene Gewerbefläche mit 90 000 Quadratmetern hat die Kommune kürzlich für einen zweistelligen Millionenbetrag zu einem "sehr guten Preis" veräußert, freut sich der parteilose Bürgermeister Markus Trinkl. Speziell für einheimische Unternehmer, die ihre Firmen erweitern wollen, wird der Gemeinderat zudem weitere 17 000 Quadratmeter auf einem Areal östlich der Autobahn A 8 ausweisen. Die 5300-Einwohner-Kommune stellt damit die Weichen für eine wirtschaftlich noch erfolgreichere Zukunft.

Die Zahlen sind verheißungsvoll. Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde allein 13 Millionen Euro an Gewerbesteuern eingenommen, der zweithöchste Wert im gesamten Landkreis nach der Stadt Dachau. Der Etat der Kommune hat im zweiten Jahr nacheinander einen absoluten Rekordwert erreicht und lag 2017 bei 28 Millionen Euro. An der Steuerkraft bemessen gehört die Gemeinde bereits zu den stärksten im Landkreis. Besonders die Gewerbesteuereinnahmen steigen kontinuierlich, auch wenn die 13 Millionen Euro aus dem Jahr 2017 ein deutlicher Ausreißer nach oben waren. Hinzu kommen im Haushalt der Jahre 2018 und 2019 etliche Millionen aus den Grundstücksverkäufen.

Günstige Lage an der Hauptverkehrsader zwischen München und Stuttgart

Der Erfolg der Odelzhausener kommt nicht von ungefähr. Auch die anderen beiden A 8-Gemeinden, Sulzemoos und Bergkirchen, gehören zu den wirtschaftsstärksten im Landkreis. Ausschlaggebend ist ihre günstige Lage an der Hauptverkehrsader A 8 zwischen München und Stuttgart. Sie ist für Unternehmen überaus attraktiv und gefragt. Als die 90 000 Quadratmeter Gewerbeflächen jetzt zum Verkauf standen, so erzählt Bürgermeister Trinkl, hätte die Gemeinde locker das Fünffache an Firmen und Investoren veräußern können.

Das bislang noch überschaubare Gewerbegebiet, in dem sich erfolgreiche mittelständische Unternehmen wie die Kiehl Group angesiedelt haben, sei schon jetzt leistungsfähig und werfe ordentliche Gewerbesteuern ab, betont Trinkl. Unter seinem Vorgänger Konrad Brandmair (CSU) kaufte die Gemeinde die neuen Grundstücke in Richtung der Ortschaft Lukka hinzu. Seit 2014 ist Trinkl Bürgermeister. In seiner Amtszeit wurden die Flächen schließlich als Gewerbegebiet ausgezeichnet. Mit ihrem Verkauf steigt die Gemeinde wirtschaftlich noch eine Liga höher. Vor den erfolgreichen Nachbarn wie Bergkirchen, sagt Trinkl selbstbewusst, müsse man sich keinesfalls mehr verstecken.

Auf etwa 40 000 Quadratmetern der neu ausgewiesenen Fläche wird sich das Ulmer Speditionsunternehmen Noerpel niederlassen. Das Unternehmen plant, seine Tochterfirma, die Spedition Ascherl, zumindest teilweise von München nach Odelzhausen zu verlagern. Laut Bürgermeister Trinkl sollen auf der Fläche größere Hallenabschnitte und ein Bürokomplex entstehen. Beschäftigt sein werden dort 250 Mitarbeiter, davon 170 im kaufmännischen Bereich. "Es ist eine familiengeführte Firma, die auf dem aufstrebenden Ast ist", freut sich Trinkl. Man könne von nachhaltigen Gewerbesteuereinnahmen ausgehen und mittelfristig auch von freien Arbeitsplätzen für Bürger aus der Gemeinde.

Den Rest der freien Gewerbeflächen nehmen ein örtlicher Unternehmer auf 7000 Quadratmetern und ein Logistikunternehmen ein, das Trinkl aus vertragsrechtlichen Gründen noch nicht nennen möchte. Das Unternehmen, so viel verrät er, werde sich nicht allzu stark auf den Verkehr auswirken und am Standort Odelzhausen Produkte weiterverarbeiten. Die Zahl der entstehenden Arbeitsplätze schätzt der Bürgermeister auf etwa 200.

In der Zwischenzeit müssen sich die Odelzhausener Gedanken machen, wie sie ihr ganzes Geld sinnvoll anlegen oder investieren können, um keine Negativzinsen zu bezahlen. "Aber das sind echte Luxusprobleme", räumt Bürgermeister Markus Trinkl ein.

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