Auf einem Kongress versammeln sich Befürworter der EU:Beeindruckende Begegnungen

Landrat Stefan Löwl und Kreisrätin Marese Hoffmann diskutieren auf einem Kongress in Krakau mit osteuropäischen Kommunalpolitikern über Europa

Von Daniela Gorgs, Dachau/Krakau

Das große Interesse an der europäischen Idee und die starke Motivation zusammenzuarbeiten - das hat die Kreisrätin Marese Hoffmann (Grüne) zutiefst beeindruckt, als sie vom dritten Europakongress der Regional- und Lokalverwaltungen vor Kurzem in Krakau berichtet. Die Teilnahme an diesem Kongress sei für sie eine persönliche Bereicherung gewesen. Das Treffen in Polen habe die osteuropäische Perspektive auf Europa in den Mittelpunkt gerückt. Und diese Sichtweise sei entgegen der sonst eher nationalistischen Darstellung in den Medien äußerst europäisch gewesen.

Zusammen mit Landrat Stefan Löwl (CSU) und der Dolmetscherin Bernadetta Czech-Sailer besuchte Marese Hoffmann den Europakongress, an dem knapp 2000 Kommunalpolitiker teilnahmen. Hoffmann reiste in ihrer Funktion als Beauftragte des Landkreises Dachau für die Zusammenarbeit mit dem Partnerlandkreis Oświęcimski an. In zahlreichen Diskussionsforen wurden Themen aus den Bereichen Finanzen, Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt und Innovationen aus der lokalen Perspektive aber mit gesamteuropäischen Ansätzen erörtert. Die Vertreter der Regional- und Lokalverwaltungen diskutierten, inwieweit die Regionen Europas den Fortbestand und Zusammenhalt der EU durch mehr Bürgerbeteiligung sicherstellen können, wie Integration vor Ort gelingt, wie "kreative Regionen" Beispiele für andere liefern können und inwieweit die Wirtschaft vor Ort grenzüberschreitend durch neue Infrastrukturmaßnahmen gefördert werden kann.

Europakongress der Regional- und Lokalverwaltungen

Beim Kongress in Krakau beteiligte sich auch Landrat Stefan Löwl (CSU) an der Diskussion (dritter von links).

(Foto: oh)

Landrat Löwl sprach zum Thema Auswirkungen des geschichtlichen Erbes auf die heutige Situation in Kommunen. Und erläuterte dabei die historische Verantwortung Dachaus, welche in alle Bereiche der Kommunalverwaltung ausstrahle. Beispielsweise auch bei der aktuellen Situation mit mehr als 1000 Flüchtlingen im Landkreis Dachau.

Ein polnischer Bischof erinnerte seine Landsleute an die Tausende von polnischen Auswanderern und Flüchtlingen während der kommunistischen Zeiten, die oft in anderen europäischen Ländern Aufnahme und Heimat fanden. Besonders fasziniert hörte Hoffmann, wie sie sagt, dem Danziger Bürgermeister Paweł Adamowicz zu, der sich für Offenheit und Aufnahme von Flüchtlingen in Polen aussprach. "Ein unglaublich weltoffener und engagierter Mensch, der tolle Flüchtlingsprogramme organisiert", sagt Hoffmann. Löwl lud ihn zur Tagung des deutsch-polnischen Ausschusses des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) im Mai nach Dachau ein. Mit seiner Haltung steht der Bürgermeister von Gdańsk im Gegensatz zur PiS-geführten Regierung, die Fremdenfeindlichkeit schürt.

Beeindruckend fand Hoffmann auch viele Berichte, etwa mit welchen Problemen Mazedonien bei der Versorgung von circa einer Million Flüchtlingen bei einer Bevölkerung von gerade einmal zwei Millionen zu kämpfen hatte, zusätzlich zu noch immer großen ethnischen Konflikten im eigenen Land. Viele Kongressteilnehmer aus Russland, Weißrussland und der Ukraine zeigten großes Interesse an einer europäischen Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene, forderten jedoch auch das Gespräch auf Augenhöhe. Kritisch wurde ein "high und low speed"-Europa gesehen. Die Aufspaltung in arme und reiche EU-Staaten betrachten laut Hoffmann viele als Anfang der Auflösung Europas. Der Wille, die EU als friedensstiftende Vereinigung durch lokale Aktivitäten mit den Bürgern zu stärken, war bei allen spürbar.

Auf einem Kongress versammeln sich Befürworter der EU: Grünen-Kreisrätin Marese Hoffmann besuchte den dritten Europakongress der Regional- und Lokalverwaltungen in Krakau.

Grünen-Kreisrätin Marese Hoffmann besuchte den dritten Europakongress der Regional- und Lokalverwaltungen in Krakau.

(Foto: Toni Heigl)

Auch dass so viele Frauen aus Osteuropa auf dem Kongress waren, begeisterte Hoffmann. Auf dem Panel "Women in high heels in local and regional government" erfuhr sie, dass die Führung der polnischen Kohleindustrie in der Hand einer Frau liegt. "Können Sie sich das vorstellen?", fragt sie. Die Kommunalpolitiker pflegten einen offenen Dialog miteinander - nur so lasse sich Europa gestalten, meint Kreisrätin Marese Hoffmann.

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