Auf einem Weg voller Hürden:Kurz vor dem entscheidenden Pass

Die Vorsitzenden des TSV Dachau 1865 und des FC Pipinsried äußern sich zu einem eventuellen Aufstieg in die Regionalliga und sprechen über die strengen Kriterien des Fußballverbands für die beiden Vereine

Von Benjamin Emonts, Dachau/Pipinsried

"Der Ball ist rund. Und im Fußball ist alles möglich." Wolfgang Moll, der Vorsitzende des TSV Dachau 1865, greift tief in die Phrasenkiste, um die Aufstiegschancen seines Vereins auszuloten. Dass er den legendären deutschen Bundestrainer Sepp Herberger ("Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten") dabei nur unzulänglich zitiert, sei dem Sportfunktionär verziehen. Im Kern geht es schließlich um die Frage, ob einer der beiden Landkreisvereine, der TSV Dachau 1865 oder der FC Pipinsried, tatsächlich in die Regionalliga Bayern aufsteigen wird. Es wäre der wohl größte Erfolg, den je eine Fußballmannschaft aus dem Landkreis erreicht hätte. Abgesehen von den sportlichen Hürden, die noch im Weg liegen, ist weiterhin unklar, ob die Vereine überhaupt eine Lizenz für die Regionalliga bekommen würden.

Doch zunächst zur sportlichen Ausgangslage: In der Bayernliga Süd stehen noch fünf Spieltage aus. Es werden ein direkter Aufstiegsplatz und ein Relegationsplatz vergeben, der zwei spannende Aufstiegsspiele verspricht. Der Tabellenerste Unterföhring liegt vier Punkte vor Pipinsried und neun vor dem TSV Dachau 1865. Der Zweitplatzierte Pullach spielt keine Rolle, weil er sich mangels einer geeigneten Spielstätte bereits gegen die Teilnahme an der Regionalliga entschieden hat. Der Drittplatzierte FC Pipinsried belegt folglich den Relegationsplatz und behält die Tabellenführung weiter in Sichtweite. Der TSV Dachau auf Platz 5 liegt dahinter in Lauerstellung.

Fussball Bayernliga Süd

Am Stadion des TSV Dachau 1865 müsste für die Regionalliga noch gearbeitet werden. Das letzte Duell mit dem FC Pipinsried entschied der TSV für sich.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Beide Vereine haben beim Bayerischen Fußballverband fristgerecht ihre Bewerbungsunterlagen für die Regionalliga, die vierthöchste deutsche Spielklasse, eingereicht. Um eine entsprechende Lizenz zu erhalten, müssen die Vereine mehr als 40 Punkte zur Zufriedenheit des Verbandes erfüllen. Maßgeblich geht es um Infrastruktur und Sicherheit rund um das Stadion. Bei sogenannten Risikospielen müssen die Vereine für die Fans der Gästemannschaft einen separaten und eingezäunten Bereich auf der Tribüne einrichten, mit eigenem Zugang, Toiletten und Bewirtung. Flucht- und Rettungswege müssen geschaffen und ausreichend Parkplätze zur Verfügung gestellt werden. Das Stadion muss umzäunt sein, der Innenraum zum Spielfeld durch eine geschlossene Rundumbande befriedet werden. Ein VIP-Bereich, eine anständige Lautsprecheranlage oder ein Antidopingkontrollraum sind da noch die kleinsten Anforderungen.

Konrad Höß, der Patriarch und Platzwart des Dorfklubs FC Pipinsried, zeigt sich überzeugt, dass sein Verein eine Lizenz erhalten würde. Sein Rasen ist ihm bekanntlich heilig und genießt einen exzellenten Ruf. Über Parkplätze, Fluchtwege oder Gästeblöcke spricht Höß erst gar nicht. Stattdessen weist er selbstbewusst daraufhin, dass sich der Verein vor drei Jahren schon einmal erfolgreich für die Regionalliga beworben habe, als die Mannschaft in der Relegation aber an Rosenheim scheiterte. Auch jetzt sieht sich Höß für den Aufstieg gewappnet: "Ich bin ehrgeizig und traue mir das zu." Gewisse Risiken eines Aufstiegs will aber auch der erfahrene Manager nicht leugnen: "Die Regionalliga ist auch ein Teufelskreis. Du brauchst bessere Spieler und musst mehr investieren. Und wenn du dann jedes Wochenende abgeschlachtet wirst, kommen weniger Zuschauer."

Auf einem Weg voller Hürden: Stiege der TSV Dachau 1855 in die Regionalliga Bayern auf, wäre es wohl der größte Erfolg einer Fußballmannschaft aus dem Landkreis. Das Stadion ist dafür noch nicht tauglich.

Stiege der TSV Dachau 1855 in die Regionalliga Bayern auf, wäre es wohl der größte Erfolg einer Fußballmannschaft aus dem Landkreis. Das Stadion ist dafür noch nicht tauglich.

(Foto: Toni Heigl)

Beim TSV Dachau beschäftigt man sich mit solchen Fragen noch gar nicht. Die sportliche Ausgangssituation ist deutlich komplizierter als die des FC Pipinsried. Um auf einen der begehrten Plätze zu klettern, ist die Mannschaft auf Niederlagen der anderen angewiesen. Dem parteilosen Stadtrat und TSV-Vorsitzenden Wolfgang Moll war es aber wichtig, "unsere Hausaufgaben zu machen". Mit der Stadt Dachau hat er sich deshalb frühzeitig zusammengesetzt, um zu prüfen, ob Regionalliga in Dachau möglich wäre. Ohne die finanzielle Unterstützung der Stadt, das hat Moll immer betont, seien die erforderlichen Baumaßnahmen am Stadion nicht realisierbar. Ein Gespräch mit Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und anderen Stadtvertretern endete "Unentschieden", sagt Moll.

Der Bayerische Fußballverband habe bereits geantwortet auf die Dachauer Bewerbung. Probleme stellen offensichtlich der Immissionsschutz und die Stellplatzregelung dar. Moll sagt: "Der Verband hält sich die ein oder andere Tür offen. Es kann entscheidend sein, was wir für Verbesserungen vornehmen." Fest steht für Moll, dass der Verein kein Geld in die Hand nehmen wird, bevor der sportliche Aufstieg nicht sicher sei. Rein sportlich warten nun spannende Wochen auf beide Vereine. Der TSV spielt am Samstag, Anstoß 14 Uhr, im Stadion an der Jahnstraße gegen den TSV Kottern. Der FC Pipinsried trifft am Sonntag, Anstoß 16 Uhr, im eigenen Stadion auf den Abstiegskandidaten Hankofen.

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