Auf der Homepage läuft der Countdown:Das neue Siedlerfest

Lesezeit: 3 min

Rückläufige Besucherzahlen und Umsatzeinbrüche in den vergangenen Jahren - jetzt wollen Veranstalter und Festwirt Peter Brandl mit vielen Attraktionen wieder mehr Besucher an den Karlsfelder See locken

Von Maxi Köhler, Karlsfeld

Die Festwirt-Familie Manuela und Peter Brandl mit Tochter Julia (rechts) sowie Siedlerfestreferentin Christa Berger-Stögbauer(zweite von rechts). (Foto: Toni Heigl)

Auf der Homepage des Karlsfelder Siedlerfests läuft ein Countdown, bis es am Freitag, 7. Juli, endlich losgeht. Er zählt Tage, Stunden, Minuten, sogar Sekunden. Überspitzt gesagt, soll er auf dem Karlsfelder Siedlerfest so etwas ein neues Zeitalter einläuten, nachdem die Umsätze und Besucherzahlen in den vergangenen Jahren immer weiter in den Keller gesunken waren: Das Traditionsfest will sich künftig jugendlicher und dynamischer präsentieren.

Dabei helfen soll nicht nur eine extra eingerichtete Webseite, die durchaus ansprechend durch das Programm führt. Nachdem im Jahr 2016 bei Getränken Umsatzeinbußen von bis zu 21,5 Prozent verzeichnet wurden, zogen die Veranstalter die Reißleine und trennten sich vom langjährigen Festwirt Burkhard Greiner. Ihre Hoffnung legt die Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord nun in den neuen Festwirt Peter Brandl, einen gebürtigen Karlsfelder, der jede Menge Erfahrung im Festefeiern vorweisen kann.

Sein Vater, Josef Brandl, hat bereits in den Siebziger- und Achtzigerjahren das Karlsfelder Siedlerfest mehrere Jahre bewirtet. Das traditionelle Familienunternehmen mit Sitz in Karlsfeld besteht bereits seit 1925. Es baut die Festzelte selbst zusammen und bewirtet sie, beispielsweise auf der berühmten Cannstatter Vasen oder dem Maimarkt in Mannheim.

Von der neuen Wirtsfamilie erwarten sich die Siedler frischen Wind. Als größtes Problem machte Gerhard Proske, der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, das Fehlen der Jugend im vergangenen Jahr aus. Brandls Tochter Julia will diesem Trend mit Marketing-Aktionen auf Facebook und der Webseite des Unternehmens entgegenwirken. Bei Gewinnspielen können Tische und Freimarken gewonnen werden. Außerdem setzt Brandl auf ein völlig neues Musikprogramm mit bekannten Bands vom Münchner Oktoberfest: der Högl Fun Band, der Münchner Zwietracht und den Cagey Strings beispielsweise.

Anlocken wollen die Brandls ihre Gäste auch mit günstigen Angeboten und einer "hochwertigen, bürgerlichen Speisekarte", wie der Festwirt verspricht. An den ersten fünf Volksfesttagen offeriert er ein klassisch bayerisches Menü mit einem halben Hendl und einer Mass Bier für 9,90 Euro. Davon profitiert allerdings nur, wer bereits vorher auf der Siedlerfest-Homepage einen Gutschein erwirbt. Bei der Bierprobe, die am 7. Juli das Volksfest einläutet, wird die Mass nur 5,90 anstatt 7,80 Euro kosten. Wie schon die vergangenen Jahre liefert das Bier der Sorte Ur-Typ die Münchner Brauerei Paulaner, die in der vergangenen Woche traditionell zu einer Verköstigung mit Brotzeit eingeladen hatte. Das Bier hat einen Alkoholgehalt von 5,6 Prozent und ist deutlich schwächer als das Wiesn-Bier, das bis vor acht Jahren noch ausgeschenkt wurde. Ins Schwärmen gerät Wirt Peter Brandl, wenn er über sein offenbar außergewöhnliches Festzelt spricht. Auf der Bierprobe am vergangenen Mittwoch sprach er von einer ganz besonderen Überdachung seines Biergartens, also einer maßgeblichen Designänderung. Wie genau die ausschauen wird, wollte er nicht verraten, um einen Überraschungseffekt zu bewahren.

Eine andere Besonderheit kennt man bereits vom Münchner Oktoberfest: Die Bühne in Brandls Festzelt wird sich in der Mitte befinden, damit Musik und Stimmung wirklich bis in den letzten Winkel des Festzeltes und zu jedem Gast vordringen. Außerdem soll eine Verfeinerung des Essensangebotes mehr Menschen zum Siedlerfest, einem der größten privat organisierten Volksfeste in ganz Bayern, locken. Und Überschneidungen mit einem großen Fußballturnier, wie es im letzten Jahr stattfand, müssen die Veranstalter in diesem Jahr zumindest nicht fürchten.

Das allererste Karlsfelder Siedlerfest fand 1957 statt und dauerte nur einen Tag. Damals feierten die Siedler noch zusammen mit Freunden und Verwandten ein Sommerfest, bei dem drei Musiker der Jugendkapelle Sankt Anna spielten und dazu getanzt wurde. Volksfest-Charakter bekam die Veranstaltung erst zehn Jahre später, als das Siedlerfest an den Karlsfelder See verlegt wurde und von fortan als Karlsfelder Siedler- und Seefest firmierte. Heuer kehrt es aber zumindest namenstechnisch zurück zu den Wurzeln und heißt wieder schlicht Siedlerfest. Am Karlsfelder See findet es natürlich trotzdem statt.

Erklärtes Ziel von Festwirt Peter Brandl, seiner Frau Manuela und Tochter Julia ist heuer, dass sich die Menschen auf dem Siedlerfest wohlfühlen. "Die Leut' sollen sagen: Ui, da gefällt's mir, da ist Stimmung", sagt Bradl. Festreferentin Christa Berger-Stögbauer klingt drei Tage vor dem Volksfestauftakt sehr optimistisch. Für einen Tag seien bereits bis zu 1000 Reservierungen eingegangen. Sie hat das Gefühl, dass der neue Festwirt erfolgreich Werbung für das Siedlerfest macht.

Besonders verrückte Fahrgeschäfte wie der "Disco Flyer", bei dem man in einer Gondel im 45-Grad Winkel durch die Luft gewirbelt wird, sollen Adrenalin-Junkies anlocken. Für weniger wagemutige Besucher stehen aber auch ein Kettenkarussell sowie zahlreiche Spiele- und Essensbuden bereit. Insgesamt hat der Siedlerverband 43 Schausteller gebucht, wobei das besondere Augenmerk darauf lag, dass für jeden Besucher etwas dabei ist. Beworben hatten sich allerdings ungefähr 250 Schausteller und Fieranten. "Man muss die richtige Mischung finden", sagt Festreferentin Christa Berger-Stögbauer.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: