Anton Kreitmair:Vom Traktor ins Plenum

Schon 25 Jahre lang vertritt Anton Kreitmair die Interessen der Landwirte. Seit 2012 ist er Bezirkspräsident des Bauernverbandes. Jetzt wurde er in den Landtag gewählt - die Politik ist mittlerweile sein Hauptberuf.

Von Benjamin Emonts

Anton Kreitmair: Anton Kreitmair hat das Bauernhaus seiner Eltern auf dem Moslhof in Kleinberghofen abgerissen und ein neues gebaut. Zeit für die eigene Landwirtschaft bleibt dem 50-Jährigen aber nur noch wenig: Seit Mitte September ist der Kreisobmann des Bauernverbandes auch noch Landtagsabgeordneter.

Anton Kreitmair hat das Bauernhaus seiner Eltern auf dem Moslhof in Kleinberghofen abgerissen und ein neues gebaut. Zeit für die eigene Landwirtschaft bleibt dem 50-Jährigen aber nur noch wenig: Seit Mitte September ist der Kreisobmann des Bauernverbandes auch noch Landtagsabgeordneter.

(Foto: Toni Heigl)

Nach einem kräftigen Händedruck bittet Anton Kreitmair in sein Büro, gleich links hinter dem Seiteneingang seines Bauernhauses. Auf dem Schreibtisch stapelt sich das Papier, an der Wand hängt eine Luftaufnahme von Kleinberghofen, dem Ort, in dem er seit seiner Geburt lebt. Kreitmair spricht sofort los, langsam, aber jedes Wort mit Bedacht gewählt - man solle ihn einfach unterbrechen, wenn es Nachfragen gibt. Während er spricht, blickt er einem in die Augen. "Ich bin ein geradliniger Mensch", sagt er. Spätestens jetzt bekommt man eine Ahnung, was er damit meinen könnte.

Dann aber schweift sein Blick ab: Das Festnetz klingelt. Kreitmair hebt ab, nur kurz. "Ich ruf gleich zurück." Auch den Anrufer, der es wenig später am Handy probiert, vertröstet er. Kreitmair ist erreichbar - für jeden und fast immer. Und das muss er sein. Die Telefone des 50-Jährigen klingeln nämlich oft. Kreitmair ist gefragt - und noch gefragter, seitdem er neuerdings Landtagsabgeordneter ist. Auch noch. Denn außerdem ist Kreitmair Gemeinderatsmitglied, Kreistagsmitglied, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Bezirkspräsident des Oberbayerischen Bauernverbandes, Jagdvorstand und so dieses und jenes.

Dass Kreitmair es bis in den Landtag geschafft hat, ist durchaus beachtlich. Als Jugendlicher besuchte er die Hauptschule in Erdweg, täglich arbeitete er auf dem Hof seiner Eltern. "Ich war ein Spätzünder", gibt er zu, "anfangs wollte ich keine weiterführende Schule besuchen." Trotzdem: 1987 war der Spätzünder staatlich geprüfter Landwirtschaftsmeister. Als junger Mann beginnt Kreitmair, sich politisch zu engagieren. Hörbar stolz verweist er auf die nun schon 25 Jahre, die er auf allen Ebenen des Bauernverbandes tätig ist, er erinnert sich genau an jeden seiner Karriereschritte: An die Jahre 1987 bis 1991, als er Kreisvorsitzender der Jungbauernschaft war; an 1996, als er in den Erdweger Gemeinderat gewählt wurde; an die "mehr als überraschende" Wahl in den Kreistag im Jahr 2002. "Ich war damals noch kein CSU-Mitglied", blickt er zurück, "trotzdem bin ich über einen relativ schlechten Listenplatz rein gekommen".

Nachdem er 2005 zum Kreisobmann des Bauernverbandes bestimmt wurde, wählten ihn die Landwirte 2012 zum Bezirkspräsidenten des Oberbayerischen Bauernverbandes. Ein Einschnitt, der "mein Leben verändert hat", wie Kreitmair sagt. "Ich war Außenseiter und hab's einfach probiert. Das war eine andere Kategorie, so in der Öffentlichkeit zu stehen."

Einschnitt bedeutet aber auch, dass Kreitmair - von nun an - nur noch nebenbei Landwirt ist. Die Politik ist sein Hauptberuf, spätestens, seit er Mitte September über den CSU-Listenplatz 129 in den Landtag gewählt wurde. Zwei Tage warten, dann hatte er Gewissheit. Und wie so oft in seiner Karriere war Kreitmair vom eigenen Erfolg zwar überrascht, aber gleichzeitig wusste er: "Das ist der Lohn für mein langes, politisches Engagement". Kreitmair bezeichnet sich als durchsetzungsfähig, als jemanden, der nicht schnell aufgibt. "Außenstehende würden vielleicht sagen: Ich bin stur." Doch politischer Erfolg erfordert auch andere Qualitäten: "Ich bin hilfsbereit, immer lösungsorientiert und kann Menschen zusammenführen. Das sagen zumindest meine Freunde."

Irgendetwas muss jedenfalls an dieser Einschätzung dran sein: Vor knapp drei Wochen wurde Kreitmair im Maximilianeum vereidigt. Ein besonderer Moment für ihn, wie er sagt. Erst dann sei ihm bewusst geworden, welche Verantwortung er übernommen habe. Denn: "Es ist eine große Herausforderung, dem Bürger gerecht zu werden." Ob er aufgeregt war? "Nein. Aber man lernt viele neue, interessante Menschen kennen."

Kreitmair begreift sein Mandat als Chance. Die Politik soll weniger bürokratisch, offener und leichter verständlich für den Bürger werden, sagt er. Auch deshalb habe er in Schwabhausen bereits ein Büro gemietet, das dem Bürger halbtags als Anlaufstelle dienen soll - er selbst werde sich dafür Sprechzeiten frei halten.

Um den Moslhof am Ortseingang von Kleinberghofen kümmern sich derweil sein 20-jähriger Sohn und dessen Freunde, die Kreitmair als Hilfskräfte angemeldet hat. "Die können das inzwischen viel besser als ich", sagt Kreitmair. Wann er das letzte Mal geackert hat? "Schon seit Jahren nicht mehr." Trotzdem wünscht sich Kreitmair, dass sein Hof - ein Familienbetrieb in bereits fünfter Generation - sich weiterentwickelt, "zwar nicht flächenmäßig, aber durch Intensivierung und Modernisierung". Denn das, sagt Kreitmair, seien die Zeichen der Zeit in der modernen Landwirtschaft. Als Kreisobmann des Bauernverbands muss er es wissen.

Das Gemüse und die Eier des Moslhofs vertreibt Kreitmairs Frau im hofeigenen Laden. "Ich stehe für den Anbau gesunder und gentechnisch unveränderter Lebensmittel", sagt Kreitmair. Damit er im Landtag dafür einstehen kann, verzichte er auch auf "zwei, drei, vier kleinere Ämter".

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