Anhaltende Trockenheit:"Die Früchte leiden komplett"

Getreidefelder

Das Getreide vertrocknet wie hier bei Assenhausen. Es entsteht das Kümmerkorn, das nicht mehr zu Mehl verarbeitet werden kann.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Nicht nur Gemüsebauer Peter Großmann-Neuhäusler hofft, dass es bald regnet. Es müssten 60 bis 80 Liter pro Quadratmeter werden. Möglichst noch am Wochenende. Doch laut Prognosen bleibt es heiß

Von Benjamin Emonts, Dachau/Vierkirchen

Die Landwirte im Landkreis rechnen wegen der anhaltenden Hitze und Trockenheit mit erheblichen Ernteeinbußen. Der Dachauer Bauernobmann und CSU-Landtagsabgeordnete Anton Kreitmair befürchtet Mindererträge von mehr als 30 Prozent, sollte es nicht bald ausreichend regnen. Schon zum jetzigen Zeitpunkt weise das Getreide stellenweise "gravierende Schäden" auf und sei regelrecht vertrocknet. "Wenn man das sieht, weiß man, was los ist", sagt der Landwirt aus Kleinberghofen. "Die Einbußen werden gewaltig sein, wenn es diese Woche nicht mehr regnet."

Die schwarzen Wolken, die in den vergangenen Tagen abends immer wieder am Himmel auftauchten, brachten nicht die erhofften Niederschläge. Die staubtrockenen Felder, insbesondere jene auf Schotter- und Sandböden, sind bereits weitestgehend ausgetrocknet und können den Pflanzen kein Wasser mehr bieten. "Die Situation bei Pflanzen wie Raps oder Weizen ist jetzt schon dramatisch mit Ausnahme von den sehr guten Standorten", sagt der Landwirtschaftsrat Maximilian Dendl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck. Auf den schlechten Böden schätzt er die Ernte-Einbußen auf 40 bis 50 Prozent. Auf Löss- und Lehmböden, wie sie auch im Landkreis gebietsweise vorkommen, sei die Situation noch nicht ganz so prekär.

Auf etwa der Hälfte aller Agrarflächen im Landkreis wird Getreide, überwiegend Weizen gepflanzt. Die Gerste ist fast erntereif und von der Hitzewelle nicht mehr gravierend betroffen. Problematisch ist die Situation hingegen bei Weizen, Raps und zunehmend auch bei Mais. Die Raps- und Weizenpflanzen befinden sich derzeit in der Kornfüllungsphase, in der sich Stärke und Eiweiße in den Körnern bilden sollen. Dazu benötigen die Pflanzen ausreichend Feuchtigkeit, auf die sie wegen der hohen Verdunstung und Trockenheit aber nicht zugreifen können. Ihr Wachstum verlangsamt sich deutlich.

Es kommt zur sogenannten "Notreife". Die noch nicht reifen Körner erhalten zu wenig Nährstoffe und erhärten vorzeitig. Es entsteht das sogenannte Schmacht- oder Kümmerkorn. Anstatt Anfang August, muss das Getreide bereits Mitte Juli geerntet werden. Für die Herstellung von Mehl eigenen sich die verkümmerten Körner nicht mehr. Den Bauern bleibt nur noch übrig, ihre Ernte zu Futter zu verarbeiten. Sie erzielen deutlich niedrigere Preise mit ihrem Produkt.

Ein recht trauriges Bild geben derzeit auch die dünnen Mais-Pflanzen ab, die vor Durst ihre Blätter einrollen. Besonders jetzt in der Wachstumsphase benötigen sie genügend Wasser. Wenn in circa zwei Wochen die Blütephase beginnt, könne der Mais seinen Rückstand zwar noch aufholen, sagt Landwirtschaftsrat Maximilian Dendl. Doch dafür müsse es bald ausgiebig regnen.

Der Bio-Landwirt Peter Großmann-Neuhäusler aus Vierkirchen ist dieser Tage sogar froh, in sein Büro zu kommen, obwohl er viel lieber im Freien arbeitet. "Für unsere Breiten sind diese Temperaturen nicht normal", beklagt er angesichts von Temperaturen weit jenseits der 30 Grad. "Die Früchte leiden komplett darunter." Soll heißen: Sellerie, Zwiebeln oder Karotten wachsen deutlich langsamer als bei normalen Temperaturen. Seine Felder allesamt zu bewässern, wäre ein zu großer Kosten- und Zeitaufwand, sagt Großmann-Neuhäusler. "Und wir haben auch nicht überall Brunnen."

Seinen Kartoffeln geht es nicht viel besser. Normal im Monat Juni sind laut dem Landwirt etwa Niederschlagsmengen zwischen 60 und 80 Litern pro Quadratmeter. Die tatsächlich gefallene Regenmenge schätzt er aber auf höchstens 10 Liter pro Quadratmeter. Doch ausgerechnet jetzt benötigten seine Kartoffeln genug Feuchtigkeit, um ihre Knollen auszubilden. An Stelle von zwölf bis 15 Knollen pro Pflanze würden wegen des Wassermangels vielleicht nur noch drei bis vier wachsen, beklagt der Landwirt. "Es sind dringend 20 bis 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter nötig", sagt er. Doch selbst dann könnten seine Kartoffeln bereits optischen Schaden genommen haben.

Die Wetterprognosen machen für die kommenden Tage nicht allzu viel Hoffnung auf Regen. Es soll weiter sehr heiß bleiben bei Temperaturen um die 25 Grad. Die prognostizierten Niederschlagsmengen sind überschaubar. Die Bauern müssen hoffen, dass sich die dunklen Wolken endlich tüchtig abregnen.

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