Andreas Schwarzer, FDP:Kämpferisch sozialliberal

FDP

Der Rechtsstaat ist für Andreas Schwarzer das Gegenmodell zum Willkür- oder Polizeistaat. Dazwischen gebe es nichts, meint er kompromisslos.

(Foto: Günther Reger)

FDP-Bewerber Andreas Schwarzer scheut keine Konflikte

Von Gerhard Eisenkolb

Bei der Aufstellung der bayerischen FDP-Landesliste ging Andreas Schwarzer ein Wagnis ein: Er machte dem Landesvorsitzenden den ersten Platz streitig. Damit machte sich der Bruck-Dachauer Direktkandidat Feinde. Die Delegierten straften ihn mit dem vorletzten Listenplatz 51 ab. Hätte der im vergangenen Jahr wieder von Zankenhausen nach München gezogene Liberale die Machtprobe gegen Alfred Duin gewonnen, wäre ihm ein Sitz im Bundestag einigermaßen sicher gewesen. Der Stellvertretende Brucker FPD-Kreisvorsitzende verband mit seiner zweiten Bundestagskandidatur das Ziel, es diesmal zu schaffen. Nun ist sicher, dass der 55 Jahre alte Rechtsanwalt nach dem Wahltag tut, was er seit 25 Jahren macht: Straftäter verteidigen. Und es bereitet ihm sichtlich Vergnügen vorzurechnen, er könne nur noch Abgeordneter werden, wenn seine Partei 55 Prozent erreicht, was der Unterlegene lächelnd als aussichtslos bezeichnet.

Diese kleine Episode zeigt mehrere Seiten des drahtigen Münchners: die kämpferische, die humorvolle, seinen Realitätssinn und die Abneigung gegen ein ruhiges, ordentliches Lebens. Letzteres, also Ruhe und Ordnung, sei ja das große Versprechen vieler Politiker. Es müsse im eigenen Leben etwas Aufregendes geben, sagt der Liberale. Dass er sich nicht verbiegen lassen wolle, schon gar nicht um in einer Partei Karriere zu machen, müsste er nicht mehr beteuern. Auch nicht, nicht ängstlich zu sein. Schwarzer gehörte bis 2009 der SPD an und leitete in dieser Zeit sechs Jahre lang den Bezirksausschuss Ludwigvorstadt-Isarvorstadt.

Die FDP passe besser zu ihm, weil hier die persönliche Freiheit des einzelnen im Vordergrund stehe. Der 55-Jährige gehört zum sozialliberalen Flügel, eine nur wirtschaftsliberale FDP sieht er kritisch. Sozialpolitik ist für den Münchner vor allem eines: Bildungspolitik, die Menschen Chancen eröffnet. Die Abwendung von der SPD begründet er mit deren Regulierungswut. Den Wahlkampf führt Schwarzer entspannt als Parteisoldat, wie er beteuert. Mit dem Ziel, der FDP zu einer starken Fraktion zu verhelfen, damit andere "sinnvolle Dinge" umsetzen. Der Kandidat ist überzeugt, dass jeder auch ohne Mandat politisch etwas bewegen kann. In diesem Zusammenhang erinnert er an seine Initiative für ein Volksbegehren zur Richterwahl in Bayern. Den FDP-Generalsekretär konnte Schwarzer überzeugen, dass die Richterwahl nicht der Gewaltenteilung entspreche, sondern so organisiert sei, wie es der polnische Regierungschef einführen wolle. Weil das Thema zu sperrig und der Zeitpunkt unpassend war, sei der Vorstoß gescheitert. Aufgegeben hat Schwarzer noch nicht. Als Strafverteidiger erlebt er Menschen in Krisen und Dinge, die in einem bürgerlichen Umfeld unvorstellbar seien. Hier hat er Erfolg, wenn er Ermittlungsfehler nachweisen kann.

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