Amtsgericht Dachau:Im Visier der Ermittler

Die Fahnder hörten Telefonate ab und observierten die Verdächtigen. Jetzt muss ein Pärchen wegen Heroinhandels ins Gefängnis.

Von Benjamin Emonts

Eine 34-jährige Frau aus München und ihr 37-jähriger Lebensgefährte sind am Dienstag vom Dachauer Amtsgericht zu drei beziehungsweise zwei Jahren Haft verurteilt worden, weil sie gewerbsmäßig mit Heroin gehandelt haben. Nach drei Prozesstagen sah es das Gericht als erwiesen an, dass die 34-Jährige insgesamt 160 Gramm des Opiats angekauft und zwischen März und Juni 2012 - teils gemeinsam mit ihrem Partner - an rund 20 Kleinkonsumenten aus dem Landkreis Dachau gewinnbringend verkauft hat.

Die Kripo Fürstenfeldbruck und später das Landeskriminalamt hatten das Pärchen, das vorübergehend auch in Dachau lebte, über einen längeren Zeitraum observiert: Auf rund 8700 Datenträgern - überwiegend Telefongespräche und Kurznachrichten - wurden Namen der Abnehmer, Verkäufer sowie Drogenmengen minutiös dokumentiert. Ein Kriminalbeamter sagte am ersten Prozesstag aus: "90 bis 95 Prozent aller Telefongespräche waren typisch für Betäubungsmittel. Es ging um Treffpunkte, Übergaben und Geldbeträge." Der Zeuge gab außerdem an, zwei Drogenübergaben selbst observiert zu haben. Nach Auswertung der Ermittlungen blieben insgesamt 183 eigenständige Tatvorwürfe, der Staatsanwalt benötigte zu Prozessbeginn am 7. Mai fast eine Stunde, umalle Anklagepunkte zu verlesen. Die verkauften Mengen bewegten sich dabei überwiegend im kleinen einstelligen Grammbereich, teilweise auch darunter. Das Heroin, das durchschnittlich einen Wirkstoffgehalt von 0,5 Prozent hatte, kaufte die 37-Jährige für 60 Euro pro Gramm bei einem Großdealer ein. Der wurde vom LKA inzwischen dingfest gemacht und sitzt in Untersuchungshaft. Der Dealer bezog seinen Stoff laut Aussage der Polizei von einem albanischen Drogenring, der schon geraume Zeit im Visier der Ermittler stand. Die 37-jährige Münchnerin ist nach Erkenntnissen der Ermittler lediglich das vorletzte Glied in der Handelskette gewesen. Sie streckte das Heroin und verkaufte es schließlich für einen Endpreis von 100 Euro pro Gramm. Die Handelsplätze befanden sich in fast allen Fällen in Dachau, Karlsfeld oder Markt Indersdorf.

Das Gericht verbrachte zwei der drei Verhandlungstage ausschließlich mit dem Anhören der abgehörten Telefonate. Im Urteilsspruch am vergangenen Dienstag blieben letztlich 147 Tatvorwürfe bestehen, die alle "offensichtlich waren", wie das Gericht mitteilte. Die beiden einschlägig vorbestraften Münchner müssen nun Haftstrafen von zwei und drei Jahren antreten. Aktuell werden sie substituiert, um clean zu werden.

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