Amtsgericht Dachau:Fahranfänger hinterlässt Trümmerfeld

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Ein 18-Jähriger raste mit dem BMW seines Vaters in den Gegenverkehr und verletzte zwei Menschen schwer. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten.

Daniela Gorgs

Die nächtliche Fahrt zum "Burger King" in Dachau endet in einem katastrophalen Unfall. Ein BMW fliegt in einer Unterführung aus der Kurve und rast frontal in den Gegenverkehr, einen Polo. Zwei Menschen kriechen schwer verletzt aus dem rauchenden, völlig zerstörten Kleinwagen heraus.

Amtsrichter Daniel Dorner verurteilt einen 18-Jährigen zu einem Arbeitswochenende: Dieser fuhr mit dem Auto seines Vaters zu schnell und verletzte zwei Menschen schwer. (Foto: dpa)

Eine Polizistin, die Minuten später am Unfallort eintrifft, spricht von einem "Trümmerfeld auf 100 Metern". Es war Mitte Juni 2010, als ein 18-Jähriger, zwölf Tage nach seinem Geburtstag, mit dem BMW des Vaters in der Erich-Ollenhauer-Straße in Dachau die Kontrolle über das 245 PS starke Gefährt verlor.

Viel zu schnell fuhr der BMW in die Bahnunterführung ein, schaffte die erste Kurve gerade noch, flog dann aus der zweiten und prallte mit voller Wucht auf den Kleinwagen, schlitterte danach 15 Meter entlang der Mauer den Berg hoch und kam oben zum Stehen. Auf drei Rädern.

Das vierte Rad samt Bremse und Vorderachse hatte sich bei der Kollision gelöst und in die Front des Polos gebohrt. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagt die Polizistin.

Neun Monate später muss sich der 18-Jährige vor dem Jugendgericht Dachau wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Körperverletzung in drei Fällen verantworten. Zu Beginn der Verhandlung erklärt er, dass er die Strecke unterschätzt habe und zu schnell gefahren sei.

Sein Fehlverhalten kommentiert er mit dem Satz: "Ich bin froh, dass der Unfall gut verlaufen ist. Alle sind lebend rausgekommen." Sein Anwalt merkt an, dass sein Mandant bereits 1800 Euro für den Feuerwehreinsatz bezahlt habe.

Von den fatalen Folgen des Unfalls berichten die Insassen des Polos. Der 21-jährige Fahrer war aus der Sägstraße in die Erich-Ollenhauer-Straße eingebogen und hatte gerade den zweiten Gang eingelegt, als es geschah. Seine 18-jährige Beifahrerin sagt: "Der BMW war wie ein Blitzschlag, er war von jetzt auf gleich da."

Der Fahrer erlitt Schnittwunden am Kopf, Prellungen, eine starke Gehirnerschütterung, und seine Hüfte hatte sich verschoben. Die Beifahrerin litt an Prellungen und Lähmungen. Der Angeklagte und sein 19 Jahre alter Beifahrer kamen mit leichten Blessuren davon.

Laut Sachverständigen muss der 18-Jährige mit mindestens 70 bis 110 Stundenkilometern in die Unterführung eingefahren sein. 50 Stundenkilometer sind erlaubt. Wie die anwesende Polizistin sagt, würden selbst geübte Kollegen in der unübersichtlichen Unterführung bei Blaulichtfahrten höchstens 70 fahren.

Der 18-Jährige hatte den Führerschein gerade sechs Wochen. Ein Polizeisprecher meint, er habe den "Rennwagen" nicht unter Kontrolle gehabt. Es wäre kein Einzelfall: 2010 ereigneten sich im Landkreis 656 Unfälle mit Verletzten, sechs Prozent davon gingen auf das Konto von Fahranfängern. Der Staatsanwalt nennt den Fahrfehler grob verkehrswidrig und rücksichtlos und fordert ein Arbeitswochenende bei der "Brücke" sowie den Entzug des Führerscheins und 15 Monate Sperrfrist.

Der Verteidiger bestreitet den Vorwurf: Die überhöhte Geschwindigkeit sei seinem Mandanten in dem hochmotorisierten Auto des Vaters nicht zu schnell vorgekommen. Vorsitzender Richter Daniel Dorner verurteilt den 18-Jährigen wegen fahrlässiger Gefährdung im Straßenverkehr und Körperverletzung zu einem Arbeitswochenende, zieht seinen Führerschein ein und ordnet eine sechsmonatige Sperrfrist an. Dann wendet er sich an den Angeklagten: "Sie haben Riesenglück, dass sie sich heute nicht wegen fahrlässiger Tötung verantworten mussten."

© SZ vom 21.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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