Amtsgericht Dachau:Bewährungsstrafe für Willy Teufelhart

Der Stadtrat versuchte, sein traditionsreiches Cafe in der Dachauer Altstadt zu retten - und griff dabei auch zu illegalen Mitteln.

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Amtsgericht Dachau: Das Cafe Teufelhart ist Geschichte.

Das Cafe Teufelhart ist Geschichte.

(Foto: Toni Heigl)

Im August 2012 ging in der Altstadt Dachau die Ära Teufelhart zu Ende. Viele Jahrzehnte lang hatte der Bäcker und Caféhausbetreiber, Stadtrat und Volksfestreferent Willy Teufelhart die Dachauer Kultur belebt. Das markante Gebäude in der Augsburger Straße, einst kulturelles Zentrum, steht seit vergangenem Sommer leer und wird derzeit saniert. Aus finanziellen Gründen musste der Familienbetrieb Teufelhart schließen, der Sprung aus der Insolvenz war misslungen.

Die Folgen des Existenzkampfes wurden am Dienstag vor dem Amtsgericht Dachau verhandelt. Willy Teufelhart musste sich wegen der Vorenthaltung und Veruntreuung von Arbeitsentgelten verantworten. Es war ein sehr kurzer Prozess. Vom Verlesen der Anklageschrift bis zur rechtskräftigen Verurteilung verging eine knappe halbe Stunde. Teufelhart hatte es dem Gericht sehr einfach gemacht und alle Vorwürfe vollständig eingeräumt. Es mussten keine Beweiszeugen gehört werden. Der Bäcker hatte im Zeitraum von Januar 2007 bis August 2011 in 160 Fällen zu Lasten von Mitarbeitern, Sozial- und Steuerkassen die Löhne nicht ordnungsgemäß abgerechnet. Dabei entstand ein Gesamtschaden von 65 000 Euro.

Das Amtsgericht unter dem Vorsitz von Richter Lukas Neubeck verurteilte Teufelhart zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten und entsprach somit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger bat angesichts einer "massiven Schuldenlast" um eine milde Geldauflage für seinen Klienten. 1500 Euro muss der Bäcker an den Sozialverein Brücke Dachau zahlen. Zudem trägt er die Gerichtskosten. Richter Neubeck honorierte Teufelharts umfassendes Geständnis. Glaubhaft habe dieser geschildert, wie sein Betrieb in eine finanzielle Schieflage geraten war und er trotz wirtschaftlicher Probleme versucht habe, das Café am Leben zu erhalten. Bis auf eine einschlägige Geldstrafe vor vier Jahren habe sich der Bäcker nichts zu schulden kommen lassen und arbeite zudem nun seine Vergangenheit auf.

Der Hauptamtsleiter der Stadt Dachau, Günther Domcke, teilte der Süddeutschen Zeitung mit, dass Willy Teufelhart Dachau verlassen hat und folglich sein Stadtratsmandat verlieren wird. Bereits in der kommenden Sitzung soll Robert Gasteiger (Freie Wähler) als Nachrücker vereidigt werden. Dass es mit dem Betrieb des Stadtrates bergab gegangen sei, bezeichnete Domcke als "absolut tragisch".

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