Amperklinikum Dachau:Amperklinikum mit israelischem Partner

Dachauer Krankenhaus will mit dem Kaplan Medical Center in Rehovot zusammenarbeiten - die Kooperation könnte eine wichtige Signalwirkung haben.

Helmut Zeller

Es wäre nicht die erste Kooperation zwischen Krankenhäusern in Deutschland und Israel - aber für Dachau hätte es eine besondere Bedeutung. Und genau dazu scheint es jetzt zu kommen. Vertreter der Amperkliniken AG und des Kaplan Medical Centers in Rehovot treffen sich zu einem ersten Gespräch über eine künftige Zusammenarbeit. Der Dachauer Klinikchef Bernward Schröter will auf jeden Fall, wie er der SZ sagte, den Boden dafür bereiten. Dazu würde auch gehören, dass Ärzte und Pflegepersonal beider Kliniken im Austausch in Dachau und in Rehovot arbeiten. Darüber hinaus würde eine solche Kooperation die Beziehungen Dachaus zu Israel stärken, die Stadt in ihren Bemühungen um eine Städtepartnerschaft einen Schritt weiter bringen.

Amperklinikum Dachau: Gute Aussichten: Zur künftigen Zusammenarbeit würde gehören, dass Ärzte und Pflegepersonal beider Kliniken im Austausch in Dachau und Rehovot arbeiten. Der Austausch auf medizinischer Ebene ist eine Bereicherung für beide Seiten.

Gute Aussichten: Zur künftigen Zusammenarbeit würde gehören, dass Ärzte und Pflegepersonal beider Kliniken im Austausch in Dachau und Rehovot arbeiten. Der Austausch auf medizinischer Ebene ist eine Bereicherung für beide Seiten.

(Foto: DAH)

Das hat der Ärztliche Direktor Jacob Yahav jedenfalls in seinem ersten Briefkontakt mit dem Vorstandsvorsitzenden Bernward Schröter angedeutet. Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) reagiert besonnen: Er, so Bürgel, nehme das Signal von der israelischen Seite erfreut zur Kenntnis. Aber eine Städtepartnerschaft ist vor dem besonderen geschichtlichen Hintergrund Dachaus, dessen Name weltweit für die Naziverbrechen steht, eine sensible Sache. Auch aus diesem Grund lehnt es Bürgel ab, zum jetzigen Zeitpunkt darüber zu sprechen. Das wäre leichtfertig, wie er sagte. 2009 waren entsprechende Pläne mit der Stadt Rosh HaAyin auf den entschiedenen Protest von Holocaust-Überlebenden gestoßen. Aber inzwischen hat Bürgel auf seinen Israelreisen, unterstützt von Zeitzeugen wie Abba Naor und Uri Chanoch, weitere einflussreiche Freunde für sein Anliegen gefunden - darunter Shraga Milstein, Leiter des Holocaust-Forschungsinstituts Massuah, neben Yad Vashem die bedeutendste Einrichtung dieser Art in Israel. Eine Kooperation beider Kliniken beurteilt OB Bürgel denn auch als "eine Erweiterung der wichtigen Kontakte Dachaus zu Israel" an. Das war auch die Absicht von Abba Naor, der die Zusammenarbeit angebahnt hat, und sich seit vielen Jahren für Versöhnung einsetzt. Der 84-jährige Vertreter Israels im Internationalen Dachau-Komitee wurde dabei von Landrat Hansjörg Christmann (CSU) unterstützt, der von der Idee einer Kooperation beider Kliniken von Anfang an begeistert war - auch im Hinblick auf eine Wahrnehmung der Stadt Dachau in Israel, die über ihre Geschichte als Standort des ersten Konzentrationslagers der Nationalsozialisten hinausgeht.

Unabhängig davon sieht Bürgel den Austausch auf medizinischer Ebene als eine Bereicherung für beide Krankenhäuser. Die Amperkliniken AG sind leistungsstark und wirtschaftlich erfolgreich. 13 Fachabteilungen vereinen die Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf. Im kommenden Jahr wird mit einer Renovierung und dem Ausbau in einer Größenordnung von 20 Millionen Euro begonnen. Auch an den Aufbau einer Kinderabteilung ist im Rahmen des Gesamtkonzepts für eine noch bessere Versorgung der Landkreisbevölkerung und darüber hinaus gedacht. Das Kaplan Medical Center, das der Hebrew University in Jerusalem angegliedert ist, zählt zu den sechs führenden Krankenhäusern im Land. Im Januar eröffnete Direktor Jacob Yahav eine Kinderklinik, die neue Maßstäbe setzt.

Rehovot, das eine halbe Stunde Autofahrt südlich von Tel Aviv liegt, hat 114 000 Einwohner und gilt als Stadt der Wissenschaft und Kultur - und der Orangenplantagen. In Rehovot steht das Weizmann-Institut, das seit 1959 enge Beziehungen mit der Max-Planck-Gesellschaft unterhält und jährlich mit deutschen Wissenschaftlern an rund 90 Forschungsprojekte arbeitet. (Seite 3)

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