Amperitiv-Festival:Besser geht's nicht

Das fünftägige Zeltfestival Amperitiv hat seinen Stil gefunden. Zuschauer und Künstler sind gleichermaßen begeistert.

Von Tobias Roeske, Dachau

Die Zuschauer drängen sich wie Zaungäste um das Hauptfestivalzelt, das Echodrom, um wenigstens einen Blick auf den Kinderzirkus Krullemuck zu erhaschen. Die Erwachsenen tanzen ausgelassen zur Musik von Boxhead und der Dachauer Bigband. Und bei wunderbarem Frühlingswetter genießen viele Besucher den Biergarten des fünftägigen Zeltfestivals Amperitiv auf der Dachauer Thoma-Wiese. Der Veranstalter, der Echo e.V. für Theaterpädagogik, staunte nur und freute sich. Endlich ist das Konzept aufgegangen. Nach Jahren des Experimentierens auch mit internationalen Stars hat das Festival seinen Weg gefunden: als regionales kulturelles Programm mit durchaus internationalem Flair.

Der Kindertag

In Meister Eders Kunstwerkstatt bemalen und lackieren Kinder gesammelte Kieselsteine. Der Circus Krullemuck bietet eine Vielzahl von Spielmöglichkeiten für die Kleinen an: Jonglieren, Balancieren oder Stelzenlaufen, die Kinder können sich austoben. Sie streicheln Zwergponys oder machen Riesenseifenblasen. In Showeinlagen auf der Außenbühne präsentiert das Taekwon-Do Center Dachau einen Schaukampf. Die Pferdeschule Isi Spirit and Soal Horsemanship lässt Pferde Fußball spielen. In der Blaulichtecke dürfen Kinder Rettungswägen von innen anschauen und Rettungshunde streicheln. Als Höhepunkt und Ende des Kindertags hüpfen sie als Mäuse, Grashüpfer oder Einhörner verkleidet akrobatisch durch das Echodrom.

Glückliche Missgeschicke

Am Donnerstagmorgen, also am zweiten Tag des Amperitivs, ist den Veranstaltern aufgefallen, "dass wir keine Band für die 22-Uhr-Vorstellung am Donnerstag gebucht hatten". Glücklicherweise können sie die Gruppe Six Elements motivieren aufzutreten. Jedoch gibt es ein kleines Problem: Die Gruppe hat sich vor vier Jahren getrennt und ist seither nicht mehr zusammen aufgetreten. So feiern sie an dem Abend im Gastrozelt praktisch ihre Wiedervereinigung. "Super", heißt es. Und dann jammt noch Sascha Seeleman von Lupin mit, und es entsteht eine richtige Party.

Bigband Dachau mit Boxhead

Am Freitag bebt das Echodrom. Die Leute tanzen und grooven, bis sie nicht mehr können. Bei der Coverversion von "Stairway to Heaven" von Led Zeppelin, gespielt von Boxhead, gibt es kein Halten mehr. Und so geht es mit der Bigband Dachau und ihrem enormen musikalischen Können weiter. Die Bläsersets klingen, als wären sie von einem einzigen Mann gespielt. "Da ist einfach Dampf dahinter", sagt ein 25-jähriger Besucher aus Karlsfeld.

Internationale Gäste

Ruhiger, aber nicht weniger faszinierender ist das Konzert am Abend drauf. Die glockenhelle Stimme von Sofia Talvik aus Schweden verzaubert das Publikum und sorgt bei so manchem Zuschauer für Gänsehaut. Der Australier Tim McMillan spielt virtuos auf der Akustikgitarre und schafft mit Elementen aus dem Elektrobereich komplexe Soundgebilde. Die ebenfalls aus Australien stammenden Hussy Hicks setzen ihre fulminanten Gesangsharmonien, gepaart mit Flamenco und anderen Gitarrentechniken, gekonnt in Szene. Dieses Konzert ist ein ganz besonderes, weil die ehemaligen und aktuellen Stipendiaten der Ruckteschell-Villa gemeinsam auftreten. Dachau vergibt in einem regelmäßigen Turnus dieses Stipendium.

Nur Hauptdarsteller

Nicht nur die Hauptattraktionen sind entscheidend für den Erfolg eines Festivals. Sondern auch die Künstler, die schon am Mittag für eine ausgelassene Stimmung sorgen. Gerade Bands wie Die Schöne und das Biest, mit ihrer schrägen Musik und ihren politischen Texten, oder Rotation 5, die nur eigens komponierte Songs präsentieren, machen das Amperitiv aus.

Erleichterung

"Noch nie war das Amperitiv so gut besucht wie dieses Jahr." Stefan Engleitner organisiert das Amperitiv seit sechs Jahren und freut sich über den disjährigen Erfolg: "Nach den vielen Problemen, die wir in der Vergangenheit hatten, haben wir endlich ein funktionierendes Konzept gefunden." Der junge Dachauer ist einer von vielen, die sich seit Jahren ehrenamtlich für den Echo e.V. engagieren. Das mittlerweile sehr junge Veranstaltungsteam hat heuer hauptsächlich regionale Künstler eingeladen, um den Kulturprojekten aus dem Dachauer Landkreis eine Bühne zu bieten. Stefan Engleitner sagt: "Die großen Bands haben uns bei dem letzten Festival kaputt gemacht." Die letzten fünf Tage dürften ein sehr gutes Argument für die Position des Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann gewesen sein, der das Amperitiv einen kulturellen Eckpfeiler nannte.

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