Am Valentinstag:Aus Eifersucht Wohnhaus angezündet

Wegen versuchten Mordes an 13 Menschen muss sich ein 34-jähriger Dachauer vor dem Landgericht München verantworten.

Von Benjamin Emonts, München/Dachau

Schwere Brandstiftung und versuchter Mord an 13 Menschen wird dem Angeklagten vor dem Landgericht München II vorgeworfen. Stark alkoholisiert und rasend vor Eifersucht hatte der 34-Jährige am 14. Februar 2016 einen Brandsatz mit Benzin vor das Hotel geworfen, in dem er seine getrennt lebende Ehefrau mit einem anderen Mann vermutet hatte. Dass dabei sein eigener Sohn und zwölf weitere Menschen hätten verbrennen oder ersticken können, soll der Mann laut Anklage billigend in Kauf genommen haben. Es kam zum Glück anders. Ein vorbei fahrender Taxi-Fahrer und seine Insassen hatten das Feuer um 4.30 Uhr bemerkt und alle Hotelbewohner durch Klingeln und Lichtzeichen geweckt. So erlitt letztlich nur der Betreiber der Pizzeria im Untergeschoss beim Löschen eine leichte Rauchvergiftung und eine Brandwunde.

Fünf Tage nach dem Brand nahm die Polizei den 34-jährigen Dachauer fest. Er muss sich seit Montag vor der ersten Strafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas Bott wegen versuchten Mordes in 13 Fällen, gefährlicher Körperverletzung und schwerer Brandstiftung verantworten. Im Gerichtssaal wirkt der kleine, kräftige Mann zunächst äußerlich gefasst. Den Pressefotografen winkt er in die Kamera und er lächelt, als der Prozess eröffnet wird. Sein Dachauer Anwalt Joachim Schwarzenau räumt die Tat seines Mandanten in einer kurzen Erklärung ein.

In der Nacht des 14. Februar 2016 war dem Angeklagten die Gelassenheit wieder einmal völlig abhanden gekommen. Am Nachmittag und Abend zuvor hatte er seiner Ehefrau den Geburtstag des gemeinsamen Sohnes gefeiert. Freunde des Kindes waren zu Gast. Weil der Angeklagte angefangen hatte, zu trinken, verließ seine Frau mit dem Sohn das Fest. Er wollte beide zum Bleiben bewegen. Er vermutete, dass die Frau sich später mit einem anderen Mann treffen würde und betrank sich mit Schnaps. Alkohol und Eifersucht sind eine explosive Kombination bei dem Angeklagten, wie er selbst einräumt. Im Verlauf des Abends rief er mehrmals bei seiner getrennt lebenden Frau an, doch sie nahm nicht ab und reagierte nicht auf SMS. Seine Eifersucht und seine Wut steigerten sich immer weiter. Gegen 1.30 Uhr kündigte er dann in einer letzten SMS an: "Wenn Du bis in drei Minuten nicht anrufst, werde ich kommen und das Hotel in Brand setzen."

Zwei Meter hohe Flammen

Er sollte seine Androhung in die Tat umsetzen. Bei der Aral-Tankstelle in der Alten Römerstraße holte er sich einen Kanister Benzin, das er zuhause in eine Bierflasche mit einem Küchenpapier als Zünder umfüllte. Anschließend fuhr er mit dem Fahrrad zu dem Hotel, in dem keine Lichter mehr brannten. Gegen 4.15 Uhr warf er den Brandsatz in Richtung eines überdachten Vorbaus zu dem Hotel aus Holz. Es gerieten dort gelagertes Holz, Sitzpolster und eine Kunststoffkiste in Vollbrand. Durch das direkt angrenzende Fenster zur Speisekammer des Hotels drang bereits Hitze und Rauch, der Rahmen hatte bereits Feuer gefangen. Als der Taxi-Fahrer hielt, will der Angeklagte sich zunächst versteckt und dann mit seinem Fahrrad geflüchtet sein. "Er hat sich keine Gedanken gemacht, dass er damit jemanden töten könnte", sagt sein Verteidiger Schwarzenau.

Nachdem der Taxi-Fahrer und seine Kunden mächtig Radau vor dem Hotel in Webling gemacht hatten, um alle zu wecken und zu retten, brachte der Betreiber der Pizzeria die zwei Meter hohen Flammen mit Wassereimern und einem Feuerlöscher unter Kontrolle und verletzte sich dabei. Die Feuerwehr löschte den Brand.

Am Donnerstag soll es das Urteil geben

Der 34-jährige Dachauer gibt sich zum Prozessauftakt am Montag sehr einsilbig in seinen Schilderungen zum Tathergang. Seine beiden Verteidiger sind darüber derart verärgert, dass sie das Gericht zweimal um eine kurze Unterbrechung bitten, um auf ihren Mandanten einzuwirken. Der Dachauer sagt, dass seine Frau ihn in der Vergangenheit mehrfach betrogen habe, ohne allerdings Beweise dafür zu haben.

Seine 31-jährige Noch-Ehefrau beschreibt, wie sehr die ständige Eifersucht und die täglichen Streitgespräche darüber die Beziehung belastet hätten. Besonders im alkoholisierten Zustand sei der Mann häufig aggressiv geworden. Im August 2015 zog sie schließlich aus der gemeinsamen Wohnung in Dachau aus. Seither habe der Angeklagte, wie er sagt, häufiger große Mengen Alkohol getrunken und unter Depressionen gelitten. Vom angeblichen Fremdgehen seiner Frau will er ein Trauma davon getragen haben. Der Prozess wird an diesem Dienstag fortgesetzt, es sollen mitunter noch ein Brandexperte vom Landeskriminalamt München und ein psychiatrisches Gutachten angehört werden. Ein Urteil wird am Donnerstag, 20. Juli, erwartet.

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