Altstadt:Die Schranne ist kaum wiederzuerkennen

"Leichter, frischer, wärmer. Wie ein Stadtwohnzimmer." Ein Besuch am Eröffnungstag.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Der Dachauer Stadtrat Horst Ullmann (Bürger für Dachau) ist bestens aufgelegt am Freitagvormittag. Einerseits mag das an den hübschen jungen Damen liegen, denen er gerade ein Ständchen singt. Andererseits, das ist das allgemein Erfreuliche, dürfte es das Ambiente sein, das Ullmanns Stimmung hebt. Die völlig neu gestaltete Dachauer Kulturschranne, auf deren Terrasse viele Stadträte sitzen, ist innen wie außen nicht wiederzuerkennen. Die Gäste sind bei der Eröffnung am Freitag durchweg positiv überrascht. Stadtrat Edgar Forster (FW) findet: "Es gibt zwar kein dunkles Bier. Aber die neue Einrichtung ist das beste, was ich hier bisher gesehen habe."

Um seine Einschätzung einordnen zu können, muss man wissen, dass die Kulturschranne inmitten der historischen Altstadt lange Zeit einen ziemlich bescheidenen Ruf bei den Dachauern hatte. Der kostspielige Umbau der ehemaligen Kirchenschule in eine Kulturschranne im Jahr 2002 erwies sich bislang als Flop. Die Bewirtung durch die vorhergehenden Pächter, ob Hofbräuhaus Traunstein oder Bargenuss und Esskultur GmbH, ließ allzu oft zu wünschen übrig. Relativ beliebt und gut besucht waren einzig die Kulturveranstaltungen der Stadt Dachau auf der Kleinkunstbühne im Obergeschoss. Doch auch sie litten zuweilen unter der unzulänglichen Bewirtung der Pächter, deren kulinarisches Angebot zuletzt über simple Snacks nicht mehr hinausging.

Altstadt: Das Frühstück in der umgestalteten Schranne können sich die Gäste selbst zusammenstellen. In einer großen Glasvitrine liegen Sachertorte und Erdbeerkuchen aus.

Das Frühstück in der umgestalteten Schranne können sich die Gäste selbst zusammenstellen. In einer großen Glasvitrine liegen Sachertorte und Erdbeerkuchen aus.

(Foto: Toni Heigl)

Völlig neues Konzept

Ende vergangenen Jahres gab die Stadt Dachau schließlich der jungen Dachauerin Christiane Liebhart den Zuschlag. Dem ersten Eindruck nach zu urteilen, ist es der 28-Jährigen gelungen, die Schranne architektonisch wie gastronomisch völlig neu zu konzipieren.

Schon beim Betreten des Lokals steigt einem der Duft von geröstetem Kaffee in die Nase. In einer Glasvitrine auf der großzügigen Theke steht eine bunte Auswahl an Torten. In Holzkörben liegen Brezen, Brote und Croissants. Ein wenig mutet das alles an wie ein "französisches Bistro", sagt eine Besucherin aus Oberschleißheim. Stadtrat Edgar Forster fühlt sich an ein Wiener Kaffeehaus erinnert.

Rein optisch ist die Schranne völlig verändert. "Wir wollten sie heller und freundlicher gestalten und die Verweildauer der Gäste damit verlängern", sagt Architektin Katharina Kassner, die sichtlich zufrieden durch die Räume führt. Ein heller Keramikboden in Holzoptik ersetzt nun den dunklen Steinboden, der einst für viel Geld eingebaut wurde. Links vom Eingang befindet sich auf einem Sockel mit handbemalten Fliesen eine lounge-artige Sitzecke. An den Wänden wurden für mehr Komfort große Polster über den Holzbänken angebracht. Als Tischchen in einer der Nischen dienen massive Eichenblöcke.

Altstadt: Pächterin Christiane Liebhart.

Pächterin Christiane Liebhart.

(Foto: the)

Olivgrün und Petrolblau

Farblich ist die Schranne in hellem Olivgrün und Petrolblau gehalten. Über einem Stehtisch vor der Theke hängen Efeugewächse von der weiß gestrichenen Decke. Es ergibt sich insgesamt ein farblich stimmiges Gesamtbild, das an eine Landhausvilla erinnert. "Die Schranne ist jetzt leichter, frischer, wärmer. Wie ein Stadtwohnzimmer", sagt Architektin Katharina Kassner.

Oben in der Kleinkunstbühne fügt sich das Möbeldesign nahtlos in das Konzept ein. Die alten Tische wurden komplett umgearbeitet und neu bestuhlt. Die Theke ist etwas kleiner und befindet sich quer am Ende des Raumes vor dem Eingang zur Küche. Die Bühne, auf der ein Flügel steht, konnte so um zwei Meter erweitert werden. Bei den Kulturveranstaltungen, die hier von September an wieder stattfinden, finden nach wie vor 100 Gäste Platz.

Auch die bislang recht wackeligen Sitzgelegenheiten auf dem unebenen Kopfsteinpflaster im Freien sind Geschichte. In die massiven Holztische wurden verstellbare Metallfüße verschraubt, die einen sicheren Stand garantieren. Zudem wurde im Innern der Schranne die Lüftungstechnik erneuert. Der Luftdruck dort ist nun höher als im Außenbereich. So soll das Eindringen kalter Luft durch die große Eingangstür verhindert werden. Früher klagten Gäste oft, dass es ihnen zu kühl war.

Profis am Werk

Kulinarisch ist das Kerngeschäft der neuen Pächterin Kaffee, Kuchen und Frühstück. Dazu gibt es täglich zwei wechselnde Mittagsgerichte. Permanente Posten auf der Karte sind Gerichte wie Wiener Schnitzel, Spareribs und verschiedene Brotzeitplatten - zu moderaten Preisen, das finden jedenfalls die ersten Gäste.

Pächterin Christiane Liebhart und ihr Personal sind an diesem Freitagvormittag gut beschäftigt. Schließlich aber findet die Chefin doch noch zwei Minuten Zeit. "Ich bin wunschlos glücklich, ein richtig tolles Gefühl", sagt sie und strahlt. Der Dachauer Kulturamtsleiter Tobias Schneider ist sich sicher: "Hier sind Profis am Werk. Das wird funktionieren - und für die Kleinkunstbühne und die KVD-Galerie eine Bereicherung sein."

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