Altomünster:Vatikan verzögert sozialen Wohnungsbau

Altomünster: In Rom muss ein Rechtsnachfolger für das Birgittenkloster und seine Grundstücke bestimmt werden.

In Rom muss ein Rechtsnachfolger für das Birgittenkloster und seine Grundstücke bestimmt werden.

(Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde Altomünster will ein Areal erschließen, das zur Hälfte dem Kloster gehört. In Rom muss aber erst entschieden werden, was mit dem Besitz des aufgelösten Birgittenordens passieren soll

Von Robert Stocker, Altomünster

Im Zuzugslandkreis Dachau sind Grundstückspreise und Mieten hoch. Geringverdiener sind auf günstigen Wohnraum wie Sozialwohnungen angewiesen. In der Stadt Dachau und in den Landkreisgemeinden gibt es dafür einen großen Bedarf. Das Problem sind oft die fehlenden Grundstücke für solche Bauvorhaben. In Altomünster gibt es ein 2,5 Hektar großes Areal, auf dem sich die Gemeinde sozialen Wohnungsbau vorstellen kann. Der Haken: Die Hälfte des Grundes gehört dem Kloster, das aufgelöst wird. Der Vatikan hat noch nicht entschieden, was mit dem Besitz des Ordens passieren soll. Die Planung liegt derzeit auf Eis.

Die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens in Rom setzte vor einem Jahr Schwester Gabriele Konrad zur Apostolischen Kommissarin des Klosters St. Birgitta ein. Die Franziskanerin aus Schönbrunn hatte die Aufgabe, die Situation der Gemeinschaft zu regeln und die Auflösung des Klosters vorzubereiten. Konrad erstellte auch einen Inventurbericht über das Vermögen des Klosters. Er liegt mittlerweile im Vatikan vor.

Die Hängepartie wirkt sich auch auf die Planungen der Gemeinde aus. Wie Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle (CSU) in der Bürgerversammlung im "Maierbräu" berichtete, will die Gemeinde im geplanten Baugebiet "Sandgrubenfeld" Grundstücke im Einheimischenmodell verkaufen. Eine weitere Option ist Geschosswohnungsbau, bei dem Sozialwohnungen entstehen könnten. Die Gemeinde denkt an eine Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises. Das 2,5 Hektar große sogenannte Sandgrubenfeld besteht aus 140 Grundstücken.

Die Hälfte davon ist noch im Besitz des Klosters; die Gemeinde erwarb vom Orden und von einem Privateigentümer Grund. Zusammen mit den Planungskosten hat die Kommune bisher etwa eine Million Euro in das Baugebiet investiert. Dazu kommt der große Arbeitsaufwand, der in das Projekt gesteckt worden ist. Kerle: "Wir haben viel Manpower im Rathaus verwendet und uns auf dieses Baugebiet fokussiert."

Doch jetzt ist erst einmal Sendepause. Die Erschließung des Geländes kommt nicht voran, solange es keine Entscheidung aus dem Vatikan gibt, wer für den Klosterbesitz rechtlich zuständig ist. Die Apostolische Kommissarin habe ihm gesagt, dass sie nicht befugt sei, Rechtsgeschäfte abzuschließen, sagt Bürgermeister Kerle. Auch die Erzdiözese München-Freising habe erklärt, dass sie derzeit keine rechtsverbindlichen Geschäfte im Zusammenhang mit dem Klosterbesitz abschließen könne. Diese wären für die Erschließung des Baugebiets nötig. Der Gemeinde sind bis auf weiteres die Hände gebunden. "Die Kirche denkt in anderen zeitlichen Dimensionen", sagt Kerle. Dem Bürger sei dies nur schwer zu vermitteln. Der nächste Schritt sei die Klosterauflösung. Wann sie komme, wisse keiner. Dann wird die Rechtsnachfolge des Klosters geklärt. Vermutlich läuft es auf die Erzdiözese hinaus. "Man kann keinem eine Schuld zuweisen", sagt der Bürgermeister. "Die Auflösung des Klosters war nicht vorauszusehen."

Ein Geschosswohnungsbau ist laut Kerle auch nahe der Gärtnerei Blank geplant. Nachfrage nach solchen Wohnungen gebe es besonders bei jungen Leuten, weil Grundstückspreise und Einfamilienhäuser immer teurer würden. Kerle: "Außerdem will sich die junge Generation nicht mehr um einen Garten kümmern."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: