Altomünster:Heilige Familie im Scheinwerferlicht

Klaus Reinhardt zeigt zum 14. Mal Krippen aus aller Welt in den Schaufenstern von Altomünster. Und wie immer bewundern Kinder und Erwachsene die Exponate

Von Katarina Machmer, Altomünster

Der Ortskern erstrahlt im Lichterglanz der Vorweihnachtszeit, Girlanden über der Straße schmücken die Altstadt. Aber vor allem rund um den Marktplatz ist die Stimmung am ersten Adventswochenende besinnlich: Klaus Reinhardt, 79, eröffnet beim Marktplatzbrunnen seinen 14. Krippenweg, den er nach einjähriger Pause wieder auf die Beine gestellt hat - insbesondere für Kinder, wie er den jungen Gästen, die an diesem Abend ebenfalls anwesend sind, erklärt.

42 Krippen hat Klaus Reinhardt aus aller Welt, aus Peru, Spanien, Russland und Tschechien, aber auch aus Deutschland bezogen und in einigen Läden rund um den Marktplatz in niedrigen Schaufenstern installiert, so dass die Kinder sie bewundern können. Die Krippen sind Leihgaben von bayerischen Sammlern, die Reinhardt privat kennt, fünf Werke exponiert er jedes Jahr. Wie immer fuhr der 79-Jährige in der Gegend herum, wählte Krippen aus, besorgte Leuchtstrahler aus eigener Kasse und machte sich an die Arbeit. Doch glücklicherweise hatte er einige Helfer, die bei der Eröffnung gewürdigt werden: "Jetzt kommt die Abteilung Dankeschön sagen."

Krippenschauen und Glühweintrinken

Unter den Ehrwürdigen sind unter anderen Landrat Stefan Löwl, der die Schirmherrschaft übernommen hat und hofft, bei dem regnerischen Wetter nicht wortwörtlich zum Schirmherr zu werden, außerdem Pfarrer Winfried Stahl, der den Weg zu Eröffnungsbeginn segnet, und Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle. Sie alle halten eine kurze Rede - wirklich nur kurz, beruhigt der Bürgermeister die Anwesenden, um sich beliebt zu machen. Der Musikverein spielt Ständchen, und los geht's zum Krippenschauen oder Glühweintrinken. Zeitgleich öffnet der kleine Basar "Advent am Markt" mit ein paar Weihnachtshütten. Reinhardt, der diese Konkurrenz gegenüber dem Krippenweg ein wenig fürchtet, bangt aber zu unrecht, denn seine Aktion ist etwas ganz Besonderes.

Es handelt sich nicht nur um klassische Krippen: der Stall von Bethlehem, Figuren und Tiere, die Geburt Christi aus der Weihnachtsgeschichte. Die Krippen von Klaus Reinhardt sind anders. Kommt man zum Beispiel zum Rathaus, findet man dort in einem Schaufenster vier kleine Kisten ohne Deckel aus weißer Keramik. Sie sind so ausgestellt, dass man direkt hineinschauen kann, und unterteilt in einzelne Fächer, in denen unzählige winzige Figuren und Modelle "die Vermarktung der Geburt Jesu Christi" zeigen. Die Krippe stammt von Waltraud Milazzo aus Rottach-Egern und ist laut Reinhardt etwas, "worüber man nachdenken muss. Das schaut man sich nicht einfach nur an, sagt ,oh, schön' und geht weiter". Damit hat er recht. Denn auf den ersten Blick versteht man nicht so richtig, was Milazzo mit dem Werk ausdrücken möchte. Doch Reinhardt erklärt, dass "der Irrsinn, der um die Geburt Jesu Christi gemacht wird", dargestellt werden soll. Damit meint er die Fülle an Dekoration, Konsum und Trubel, wodurch die Weihnachtszeit heutzutage gekennzeichnet ist.

Handwerker leisten Erstaunliches

Im Schaufenster des ehemaligen Foto Baumann sieht man gleich mehrere Krippen, gesammelt von Barbara Baumann aus Altomünster. Das Besondere an ihnen: Sie bestehen aus Papier. Es gibt kleine und mittelgroße, die dreidimensional verschiedene weihnachtliche Szenerien präsentieren. So steht dort ein verschneites Dorf, davor ein Christbaum und Menschen, die sich unterhalten oder an Ständen etwas verkaufen. "Es ist erstaunlich, was die Handwerker aus diesem Sektor leisten, das ist eine Heidenarbeit", sagt Klaus Reinhardt. Schon allein deshalb würde er den Krippenweg als sehenswert bezeichnen.

Auch die Krippe eines Künstlers aus Peru beeindruckt mit Figuren aus Ton, die sich auf sandigem Boden vor Kakteen und einem als Hintergrundkulisse fungierenden Foto über das Christuskind beugen. Sterne, die an kaum sichtbaren Fäden oberhalb der Krippe montiert sind, stellen den freien und weitläufigen Himmel dar.

Innerliche Freude

Sehr minimalistisch dagegen ist eine orientalische Krippe von Kurt Regner aus Markt Indersdorf. Sie besteht lediglich aus zwei Figuren und zwei Palmen auf rotem Teppich. Der Mann, stehend, und die Frau, sitzend, mit einem Baby auf dem Arm, bilden die "heilige Familie aus Mallorca".

Sogar mehr als 42 Krippen hätte Klaus Reinhardt dieses Jahr zusammenbekommen, aber dafür reichten die zur Verfügung stehenden Schaufenster leider nicht, wie er bedauert. Trotzdem hat der Rentner ein beachtliches Repertoire ausgestellt. Wofür er das eigentlich macht? Ihm ist das Gemeinschaftserlebnis wichtig, dass die Besucher haben, wenn sie sich die Krippen anschauen. Insbesondere die Begeisterung der Kinder bereitet Reinhardt eine "innerliche Freude". Das Fazit lautet also: Reinhardt ist auf jeden Fall "aus Spaß dabei".

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