Altomünster:Ein Schlüsselwerk

Das Museum Altomünster erwirbt ein barockes Porträt der Heiligen Birgitta. Gemeinsam mit der originalen Kupferstichvorlage bildet es das Zentrum der Ausstellung religiöser Kultur und Geschichte des dortigen Klosters

Von Wolfgang Eitler, Altomünster

Das Museum für religiöse Kunst und Kultur in Altomünster hat ein Exponat ersteigert und restaurieren lassen, das künftig das Zentrum der gesamten Ausstellung bildet. Es handelt sich um ein Porträt der Heiligen Birgitta, das vermutlich im ersten Quartal des 18. Jahrhunderts gemalt wurde und auf eine Kupferstichvorlage des Augsburger Künstlers Georg Andreas Wolfgang zurückgeht. Auch dieses Original befindet sich im Besitz des Museums, sodass jetzt beide Porträts der Heiligen Birgitta gleichzeitig und gemeinsam zu sehen sind. Der Museumsverein bewertet die Neuerwerbung als enormen Gewinn, welcher die gesamte Ausstellung aufwertet. In deren Mittelpunkt steht das Leben und Wirken der Heiligen Birgitta und des Altomünsterer Klosters, das den von ihr gegründeten Orden beherbergt.

Papst Johannes Paul II. hatte die Mystikerin aus Schweden im Jahr 1999 zur Patronin Europas erhoben, vor allem weil sie ihr Leben dem Frieden gewidmet hatte. Deswegen wird sie nicht nur von der katholischen Kirche verehrt, sondern auch von der protestantischen und anglikanischen. Die Visionen der Heiligen Birgitta haben bis in das 19. Jahrhundert hinein die Bild- und Symbolsprache religiöser Kunst bestimmt; maßgeblich von Albrecht Dürer oder Matthias Grünewald.

Altomünster: Priorin Apollonia und Schwester Walburga vor dem Porträt ihrer Ordensstifterin, der Heiligen Birgitta.

Priorin Apollonia und Schwester Walburga vor dem Porträt ihrer Ordensstifterin, der Heiligen Birgitta.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Porträt aus dem frühen 18. Jahrhundert eines unbekannten Künstlers besticht nicht nur durch die Malerei in pastellfarbenen, lasierten Tönen, sondern vor allem durch den Rahmen. Er ist nicht bloß goldenes und opulent dekoratives Beiwerk, sondern nimmt sämtliche zentrale Symbole auf, die das Wirken und Leben der im frühen Mittelalter als Pädagogin und Ordensstifterin tätigen Adligen repräsentieren. Dazu zählen die Wundmale Christi und Rosen, die das Lied der Birgittinnen "rosa rorans bonitatem" bildhaft zitieren.

Priorin Apollonia und Schwester Walburga singen es vor dem Gemälde in klarem Sopran und lassen erahnen, wie nah ihnen Bild und Persönlichkeit der Frau sind, die am 23. Juli 1373 in Rom starb. Der Vorsitzende des Museumsvereins, Wilhelm Liebhart, durchbricht die andächtige Stimmung mit der sanft ironisch vorgetragenen Anekdote eines Kunsthistorikers namens Wilhelm Hausenstein, der beim Anblick der Kirche Sankt Alto und des Birgittinnen-Kloster "Engelsstimmen" vernommen haben soll. Liebhart: "Da ist schon was dran."

Altomünster: Der Museumsverein hat die Ordenshaube farblich verändert. Im Original des Porträts sind die Punkte als Zeichen für Wundmale Christi schwarz.

Der Museumsverein hat die Ordenshaube farblich verändert. Im Original des Porträts sind die Punkte als Zeichen für Wundmale Christi schwarz.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ansonsten zeigen sich die maßgeblichen Vertreter des Museumsvereins weltlich begeistert. Peter Fink, von Beruf Antiquitätenhändler und Klassizismus-Experte, erzählt von dem mulmigen Gefühl bei der Versteigerung und der Hoffnung, mit der ihm vorgegeben Summe von 3000 Euro auszukommen. Er brauchte 1400 Euro. Allerdings war die Restauration des Bildes und vor allem des Rahmens dann so aufwendig, dass insgesamt 5000 Euro investiert werden mussten. Fink geriet in München nicht in einen befürchteten Bieterwettkampf, weil die anderen Interessenten nur den original barocken Rahmen im Visier hatten. Er sagt erleichtert: "Das Bild ist direkt auf uns zugesteuert."

So viel Mystik ist wohl angesichts der Freude des Museumsvereins angebracht, dieses Werk dorthin zurückgebracht zu haben, woher es stammt. Denn 1803 ist es im Zuge der Säkularisation verkauft worden, wie die komplett vorhandenen Listen aller damals veräußerten Gegenstände des Klosters belegen. Finks mystische Spekulation wird dadurch bestärkt, dass der Museumsverein nur durch einen Zufall von dem Gemälde und der Versteigerung erfahren hatte. Heike Ehrenberger wollte beim Auktionshaus Ruef ein Werk von Kalkreuth versteigern lassen und erfuhr, dass dabei auch dieses Porträt aufgerufen wird. Sofort informierte sie den Ehrenvorsitzenden des Museumsvereins, Peter Schultes, der Nachfolger Wilhelm Liebhart kontaktierte, der Peter Fink einschaltete.

Außerdem fand sich schnell ein Kreis von Förderern, der die Kosten von 5000 Euro übernahm: der Maierbräu, Ruth Cramer von der Firma TBS, Thomas Myslik, Hannegret Neuwinger und ihr Ehemann Franz Schieri sowie der Bezirk Oberbayern, dessen Präsident Josef Mederer in Altomünster lebt.

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