Altomünster:Dornröschen erwacht

Ordinariat und Gemeinde wollen dem Klostergarten in Altomünster neues Leben einhauchen. Dort ist ein großes Pfarrheim geplant, das sich in das historische Ensemble einfügen soll

Von Robert Stocker, Altomünster

Kräutergarten, Torbogen, Barockgebäude - hier hält sich Anton Kerle besonders gern auf. Der Platz an der Westseite der Klosteranlage zählt zu den Lieblingsorten des Bürgermeisters in Altomünster. Am sogenannten Bischofshaus, das Ende des 17. Jahrhunderts als Gästehaus für hochrangige Besucher erbaut worden ist, nagt allerdings der Zahn der Zeit. Wegen der feuchten Mauern hat sich in den Räumen Schimmel gebildet, von den Fensterbrettern blättert die Farbe ab. Vor einigen Jahren war hier noch das Pfarrbüro untergebracht, das jetzt im Birgittenhof zu finden ist. "Wir konnten schon aus gesundheitlichen Gründen nicht im Bischofshaus bleiben", sagt Pater Michael De Koninck, Pfarradministrator der Kirchengemeinde St. Alto. Es gab Überlegungen, auf Erbpachtbasis das barocke Haus zu verkaufen und von einem Investor sanieren zu lassen. Doch das Kloster zog nicht mit. Jetzt aber wird das alte Gemäuer nach den Vorgaben des Denkmalschutzes instandgesetzt - im Rahmen einer großen Lösung, zu der auch der Bau eines neuen Pfarrheims gehört.

Altomünster: Hinter dem Bischofshaus soll im Klostergarten ein neues Pfarrheim entstehen.

Hinter dem Bischofshaus soll im Klostergarten ein neues Pfarrheim entstehen.

(Foto: joergensen.com)

Das wird in Altomünster dringend benötigt. "Ein Jahrhundertprojekt für die Pfarrgemeinde" nennt es Pater De Koninck. Auf der Wunschliste stehen ein großer Pfarrsaal und ein Jugendhaus, kirchliche Gruppen wie Frauenbund und Kolpingverein brauchen Räume, in denen sie sich treffen und die sie für Veranstaltungen nutzen können. Am liebsten würde der Pater schon morgen mit dem Bau beginnen: "Wir wollen so schnell wie möglich anfangen." Doch zunächst geht es um die Gestaltung des Projekts, das hohe Ansprüche erfüllen muss. Eine Entscheidung fällt voraussichtlich noch in diesem Jahr. Dann müssen Kirchenstiftung und Ordinariat ein Finanzierungskonzept erstellen. Der Bau im Klostergarten liegt in einem historisch bedeutenden und architektonisch sensiblen Umfeld. Derzeit läuft ein Architektenwettbewerb, den Kirchenstiftung und Ordinariat ausgelobt haben. Zwölf Büros waren im Rennen. Grundlage für alle Teilnehmer war ein Raumprogramm, das die Pfarrgemeinde erarbeitet hat. Zwei Entwürfe sind in die engere Auswahl gekommen: Die Arbeiten der Münchner Architektin Angela Girnghuber und des Augsburger Architekturbüros Titus Bernhard. Die Jury unter Vorsitz des Münchner Architekten Thomas Hammer vergab an beide jeweils einen zweiten Preis. Die Büros haben nun Gelegenheit, ihre Pläne nach den Vorgaben des Preisgerichts zu überarbeiten. Dann entscheidet die Kirchenverwaltung im Einvernehmen mit dem Erzbischöflichen Ordinariat, welcher Entwurf zum Zuge kommt.

Altomünster: Der Entwurf von Angela Girnghuber sieht ein rechtwinkliges Gebäude vor, das sich an die Remise anschließt.

Der Entwurf von Angela Girnghuber sieht ein rechtwinkliges Gebäude vor, das sich an die Remise anschließt.

(Foto: Girnghuber)

Die Klosteranlage in Altomünster mit ihren Innenhöfen und Gärten ist eine architektonische Besonderheit. Das neue Pfarrheim mit Funktionsräumen und einem großen Saal soll sich harmonisch in seine Umgebung einfügen, ohne das historische Ensemble zu stören. Eine Vorgabe für die Planer war es auch, den eigenständigen Charakter des Bischofshauses als frei stehendes Objekt zu bewahren. Vor Beginn des Architektenwettbewerbs wurden denkmalpflegerische Gutachten eingeholt, nicht nur zu den historischen Bauwerken selbst, sondern auch zu den Bodendenkmälern. Die Empfehlungen wurden mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt. "Die Experten waren früh eingebunden", betont Georg Götze vom Münchner Architekturbüro Götze und Hadlich, das den Wettbewerb betreut.

Altomünster: Titus Bernhard plant einen Bau, der parallel zu einer transparenten Remise liegt.

Titus Bernhard plant einen Bau, der parallel zu einer transparenten Remise liegt.

(Foto: Bernhard)

Die Denkmalschützer formulierten auch Kriterien für die Sanierung des Bischofshauses. Zudem mussten die Planer die Einbindung des neuen Pfarrheims in die Ortsentwicklung beachten. Götze: "Der Umgang mit den Denkmälern war klar formuliert. Die Vorgaben waren aber nicht so bindend, dass Teilnehmer, die sie nicht einhalten, deshalb ausgeschieden wären." Die beiden Entwürfe, die einen zweiten Preis erhielten, zeichnen sich Götze zufolge durch kompakte Lösungen aus. In den Planungen von Titus Bernhard werden die Remise frei gelegt und die alten Mauern sichtbar gemacht. Die Remise wird zum transparenten Entreé für das Pfarrheim. Beide Baukörper liegen parallel aneinander. "Eine flächensparende Lösung", wie Götze lobt. Im Entwurf von Angelika Girnghuber ist das Pfarrheim ein winkelförmiger Bau, der an die Remise andockt. So entsteht ein Eingangsplatz, der von dem neuen Gebäude umfasst wird. Bei beiden Lösungen werden die Pavillons nicht solitär in den Garten gestellt, um den Park mit seinen schützenswerten Bäumen zu schonen.

Das Projekt hat auch für die Gemeinde große Bedeutung. Die Sanierung des ehemaligen Bischofshauses brannte ihr schon lange unter den Nägeln. "Es ist wichtig, dass der alte Pfarrhof seinen alten Glanz zurückbekommt", betont Geschäftsleiter Christian Richter. Hier müsse wieder Leben einkehren. Die Pfarrgemeinde erhalte für viele Gruppen wieder eigene Räume. Andere Veranstaltungsorte würden dadurch entlastet. Der Pfarrsaal bietet 120 Besuchern Platz. Veranstaltungsorte dieser Größe gab es in Altomünster bisher nicht. Ein Gesichtspunkt ist für die Gemeinde besonders wichtig. Richter: "Der Klostergarten lag lange Zeit im Dornröschenschlaf. Mit dem neuen Pfarrheim kann ihn die Öffentlichkeit wieder nutzen."

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