Museum in Irchenbrunn:Telefonieren in eine andere Zeit

Telefonsammler

1200 solcher Schätze zeigt Peter Schmidt in seinem privaten Museum.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Mit Wählscheibe, Münzeinwurf oder Drehkurbel: Peter Schmidt zeigt 1200 Telefone in seinem privaten Museum.

Von Renate Zauscher, Altomünster

Die menschliche Sammelleidenschaft kennt bekanntlich keine Grenzen. Gesammelt werden Teddybären, Starwars-Figuren und Fingerhüte, Telefonkarten und Eislöffel, Paperweights und manchmal auch noch Briefmarken. Ein Sammelgebiet der eher ausgefallenen Art hat sich Peter Schmidt aus Irchenbrunn in der Gemeinde Altomünster ausgesucht: Seine Sammelleidenschaft gilt dem Telefon.

"Telefonmuseum Schmidt - Besichtigung: fast immer" steht auf einem nahezu zwei Meter hohen Handy-Nachbau in Schmidts Vorgarten. Wer der Einladung zum Museumsbesuch folgt, wird vom Sammler selbst, seiner Frau und gut einem Dutzend Katzen empfangen und steht gleich darauf in einem Nebengebäude: mitten unter Telefonen unterschiedlichster Baujahre und Serien, Formen und Materialien. Etwa 1200 Exemplare, davon 750 jeweils unterschiedliche Exponate, umfasst Schmidts eigenen Schätzungen nach seine Sammlung. Einige von ihnen stehen aus Platzmangel noch in Kartons verpackt im Flur.

Mit einem "Siemenst Masterset 111" hat alles begonnen

"Ich bin eigentlich kein Sammlertyp", sagt Peter Schmidt von sich: eine Selbsteinschätzung, die angesichts hunderter Telefone in Regalen und in jedem Eck der beiden Ausstellungsräume nicht so ganz glaubhaft klingt. Tatsächlich aber hat die heutige Sammlung eher zufällig begonnen: mit einem grünen Telekom-Exemplar des Typs "Siemens Masterset 111", noch mit Wählscheibe. Dieses bekam Schmidt 1975 geschenkt. Da er als Firmenberater beruflich viel mit Telefonen und Telefonanlagen zu tun hatte, kamen im Laufe der Zeit diverse andere, viele davon durch modernere Anlagen und Modelle ersetzte Teile aus Firmen- und Privatbesitz, zum ersten Sammlerstück hinzu.

Peter Schmidt begann, sich auf Flohmärkten umzusehen: In Aichach oder Pfaffenhofen beispielsweise, den bevorzugten Jagdgefilden vieler passionierter Sammler. Daneben nutzte Schmidt berufliche Kontakte: solche etwa zu einem Siemens-Mitarbeiter oder zu einer Recyclingfirma. Einen wahren Schatz konnte er heben, als an einem Bundeswehrstandort die dortige Telefonsammlung aufgelöst wurde.

Aus Schweden stammt das edle "Ericofon"

Aus dem ersten, oberflächlichen Interesse an allem, was mit Telefon und Telefonanlagen zu tun hat, wurde im Lauf der Zeit tatsächlich Leidenschaft. Mit ansteckender Begeisterung führt Schmid die schönsten, seltensten Exemplare seiner Sammlung vor: das noch aus Metall gefertigte Siemens-Modell W 28 in Schwarz aus dem Jahr 1928, ein Münztelefon mit Geldeinwurf, das in späteren Jahren in vielen Gastwirtschaften stand, oder das nur in geringer Stückzahl hergestellte Telekom-Modell "Artline", dessen Tastatur im Patchwork-Look gehalten ist. Oder auch das US-amerikanische Feldtelefon mit Drehkurbel von 1942, das auf einem Flohmarkt angeboten wurde.

Die meisten Exemplare in Schmidts Sammlung stammen aus Deutschland, ein paar Besonderheiten aber auch aus einigen anderen europäischen Ländern und den USA. Telefone in Form eines Pianos, einer Lokomotive oder eines Stöckelschuhs. Selbst mit einer "Cola-Dose" oder einem "Garfield"-Nachbau konnte man in den USA telefonieren, ein hierzulande nicht erlaubter Scherz. Aus Schweden stammt ein edles Designer-Telefon, das "Ericofon", dessen Wählscheibe sich im Fuß des Tischapparats befindet, von der Telekom dagegen ein elegantes Handy in Form einer kleinen Puderdose.

Ein Micky-Mouse-Telefon fehlt ihm noch

Nicht nur Moden und technische Entwicklungen spiegeln sich in Peter Schmidts Sammlung, sondern auch die politische Geschichte Deutschlands: Einige aus der DDR stammende Telefone, die Schmidt besitzt, konnten über eine Zusatzleitung abgehört werden. Mit Technik hatte der Betriebswirt Peter Schmidt anfänglich nichts zu tun.

Mittlerweile aber kann er Telefone in sämtliche Einzelteile zerlegen und auch wieder zusammenbauen: Ihm ist wichtig, dass die Exemplare in seiner Sammlung tatsächlich funktionieren. Platz für eine Museums-Erweiterung hat Schmidt eigentlich nicht mehr, trotzdem aber noch den ein oder anderen offenen Wunsch. Den etwa nach einem Micky-Mouse-Telefon aus den USA. Bei Ebay ist ihm das ersehnte Stück zu seinem großen Bedauern erst vor Kurzem durch die Lappen gegangen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: