Altomünster:Erzbistum übernimmt Kloster Altomünster

Aus, Ende, Amen: Das Erzbistum München-Freising erklärt, dass die Auflösung des Klosters Altomünster vollzogen ist. Neuer Eigentümer des Ordensbesitzes ist die Erzdiözese. Die künftige Nutzung der Gebäude bleibt weiter offen

Von Robert Stocker, Altomünster

Aus Sicht des Vatikans war sie "unvermeidlich", jetzt ist die Auflösung des Klosters Altomünster beendet. Das Dekret der vatikanischen Ordenskongregation vom November 2015 ist am Dienstag, 17. Januar, vollzogen worden. Dies haben die Apostolische Kommissarin, Schwester Gabriele Konrad, und der Generalvikar des Erzbischofs, Peter Beer, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Erzbischöflichen Ordinariat verkündet. Rechtsnachfolger des Birgittenordens wird erwartungsgemäß die Erzdiözese. Die künftige Nutzung des Klosters bleibt weiterhin offen. Generalvikar Beer machte aber deutlich, dass das Kloster ein geistlicher Ort bleiben soll. In welcher Form, ist aber noch unklar. Für die einzig noch verbliebene Ordensschwester Apollonia Buchinger will die Kirche eine neue Gemeinschaft finden. Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle reagierte erleichtert auf die Entscheidung. "Die Rechtsunsicherheit ist damit beendet", sagte er. Die Gemeinde werde mit der Erzdiözese bald Gespräche über die Zukunft des Klosters führen.

Kloster Altomünster

Die Kirche Sankt Alto und die angrenzenden Klostergebäude prägen den Ortskern von Altomünster. Das Kloster ist endgültig aufgelöst, die Erzdiözese will jetzt Ideen für eine neue Nutzung entwickeln.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Viel Fingerspitzengefühl und großer Einsatz

Die vatikanische Ordenskongregation hatte die Schönbrunner Franziskanerschwester Gabriele Konrad per Dekret zur Apostolischen Kommissarin ernannt. Sie hatte die Aufgabe, die Auflösung des Klosters vorzubereiten. In dem Dekret stellte die Kongregation fest, dass Schwester Apollonia Buchinger und eine Ordensschwester, die in einem Münchner Altenheim lebt, keine ordentliche Leitung mehr bilden könnten. Außerdem sollte die Apostolische Kommissarin "die unzulässige Einmischung Dritter" kontrollieren. Gemeint waren damit Bestrebungen, im Kloster Veranstaltungen eines Landsberger "Burnout Centrums" abzuhalten. Zu diesem Zweck ließ der damalige Direktor des Gästehauses, Jörg Fehlner, einige Räume des Klosters umbauen - ohne Genehmigung der Denkmalschutzbehörden. Ihre Aufgabe sei eine Herausforderung gewesen, sagte Schwester Gabriele Konrad bei der Pressekonferenz. "Sie hat viel Fingerspitzengefühl und großen persönlichen Einsatz verlangt." Im Umfeld des Klosters habe es verschiedene Personen und Institutionen gegeben, "die nicht das Wohl des Klosters im Blick hatten, sondern ihre eigenen Interessen". Damit ist nicht nur Direktor Jörg Fehlner gemeint, sondern auch ein Unterstützerkreis des Klosters, der die Auflösung verhindern wollte. Konrad stoppte die Umbauarbeiten und löste Arbeits-, Miet- und Nutzungsverträge auf. Außerdem sichtete und erfasste die Apostolische Kommissarin Kunstgegenstände und bereitete Archivalien und Bücher für die Veröffentlichung vor. Zu den Klosterschätzen gehören auch mittelalterliche Antiphonarien, wertvolle Handschriften, die jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich werden sollen. Im vergangenen Sommer lag der Inventurbericht von Schwester Konrad im Vatikan vor. Jetzt besiegelte Rom das Schicksal des Klosters.

Sozialwohnungen im Sandgrubenfeld

Generalvikar Peter Beer sagte in der Pressekonferenz, dass die Erzdiözese für die Klostersanierung viel Geld in die Hand nehmen müsse. Er rechnet mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle (CSU) zeigt sich erfreut, dass der Besitz des Klosters in die Hände der Erzdiözese übergeht. Für die Weiterentwicklung des Klosters sei ein starker Partner für die Gemeinde wichtig. Erste Priorität habe jetzt aber das Baugebiet Sandgrubenfeld, das zum Teil dem Orden gehört. Dort sollen auch Sozialwohnungen entstehen. Die Gemeinde hat in die Planungen bereits eine Million Euro investiert. Wegen der ungewissen Zukunft des Klosters lag das Projekt lange auf Eis. Jetzt soll es zügig weitergehen.

Was die Zukunft der letzten Schwester im Kloster angeht, hat die Betroffene eigene Vorstellungen. "Ich habe jetzt 25 Jahre weitgehend allein im Kloster Altomünster gelebt, das Leben in einer neuen Gemeinschaft wäre schwierig", sagt Apollonia Buchinger. Sie will den Einflussbereich der Erzdiözese München-Freising verlassen, wegen der "insgesamt negativen Erfahrungen", wie sie sagt. Der Ordensreferent sei darüber nicht sehr erbaut gewesen. Als gebürtige Oberpfälzerin würde sie am liebsten in ihre alte Heimat gehen. Hier hat sie einen alten Pfarrhof im Auge. Ihre Präferenzen teilt sie Schwester Gabriele Konrad noch schriftlich mit. "Man sollte es den Betroffenen überlassen, wo sie hinwollen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: