Aktion "Auf in den Schulwald":Lernen unter Bäumen

Schulwaldprojekt

Rasida von der Klasse 4e an der Karlsfelder Grundschule sagt: "Es macht Spaß, verschiedene Tiere zu entdecken."

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Erkunden, pflanzen und Hütten bauen: Karlsfelder Grundschüler verbringen manche Unterrichtsstunde im Grünen. Beim Auftakt der Aktion "Auf in den Schulwald" freut sich Staatsminister Brunner über die Begeisterung der Kinder

Von Moritz Köhler, Dachau

- In dem kleinen Wald am Wasserwerk in Karlsfeld zwitschern die Vögel. Die Sonne scheint auf die Besucher, während die Kinder im Schatten der Bäume die Natur erkunden. Pünktlich zur Eröffnung des Schulwalds zeigt sich der Frühsommer in seiner ganzen Pracht. Perfekte Bedingungen also, um den Schülern der Grundschule Karlsfeld die Liebe zu den heimischen Wäldern zu vermitteln. Denn das ist das Ziel der Aktion "Auf in den Schulwald", die der Landesverband Bayern der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) ins Leben gerufen hat. Schüler aus ganz Bayern sollen einen engen Bezug zum Naturraum Wald entwickeln, indem sie ein eigenes Gelände in der Nähe ihrer Schule bepflanzen und dort auf Erkundungstour gehen.

In Bayern beteiligen sich bisher 16 Schulen an der Aktion, weitere sollen folgen. Die SDW wirkt damit einer Entwicklung entgegen, die sie mit Sorge beobachtet: "War früher der Bezug zum Wald durch das Werben von Holz und das Verbringen eines Teils der Freizeit in den Wäldern selbstverständlich, so gibt es immer mehr Schulkinder in unserem Land, die überhaupt noch nie in ihrem Leben jemals in einem Wald waren", sagt Josef Miller, ehemaliger Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Heute ist Miller Vorsitzender der SDW im Landesverband Bayern. Für das mangelnde Interesse vieler Schüler am Wald macht Miller auch die neuen Medien verantwortlich: "Die Kinder wachsen in einer virtuellen Welt auf."

Beim Start der Aktion "Auf in den Schulwald" am Mittwoch in Karlsfeld darf sich Miller über die Begeisterung der Schüler freuen. Den Vormittag über toben die Kinder durch das kleine Waldstück und basteln aus Stöcken und Moos Unterschlüpfe für die Waldbewohner. Gemeinsam mit seinem Nachfolger im Amt des Staatsministers, Helmut Brunner, spaziert Miller zwischen den Bäumen umher. Brunner zeigt sich als euphorischer Unterstützer der Aktion: "Schulwälder sind besondere Wälder: Von Schülern selbst gepflanzt und gepflegt, als Lehr- und Spielwald genutzt. So entsteht eine enge und nachhaltige Beziehung der Menschen zu 'ihrem' Wald."

Auf dem Waldspaziergang plaudern der Staatsminister und sein Vorgänger mit den Kindern über die Tiere, die sich hier entdecken lassen. Zum Abschluss kann sich Miller einen kleinen Scherz nicht verkneifen: "Wo seid ihr denn jetzt lieber: im Schulgebäude oder im Wald?", fragt er lachend. Die Antwort der Nachwuchsförster ist eindeutig. "Im Wald", rufen sie im Chor. Warum das so ist, weiß Rasida Oral aus der Klasse 4e ganz genau: "Es macht Spaß, verschiedene Tiere zu entdecken: Im Wald gibt es Schnecken, Käfer und meine Lieblingstiere, die Vögel", sagt sie. Dabei ist die Zehnjährige auch wissbegierig: "Ich hoffe, dass wir im Schulwald mehr über die Bäume und Käfer lernen." Doch nicht nur die Schüler freuen sich über die Möglichkeiten, die ihnen die Aktion bietet. Auch die Klassenlehrerin der 4e, Barbara Sparr, ist von der Idee angetan. Für sie steht nicht nur der Lerneffekt der Schüler im Vordergrund, auch das soziale Verhalten im Wald ist ihr wichtig: "Die schüchternen Kinder werden hier mutiger und erfinderischer, während sich die anderen Schüler besser in die Gruppe eingliedern. Hier können alle ihrer Kreativität und Fantasie freien Lauf lassen."

Der Schulwald ist 20 Minuten von der Grundschule entfernt. In Zukunft werden die Kinder immer wieder das Gelände besuchen, um zu lernen und das Waldstück zu gestalten. Zudem sollen hier Klassen- und Schulfeste stattfinden. Letztlich hat der Schulwald in diesem Gebiet eine praktische Funktion: Er dient als Wasserschutz für das Wasserwerk nebenan. So profitiert auch die Gemeinde von der Aktion.

Zum Abschluss der Eröffnung pflanzen die Karlsfelder Schüler mit etwas Unterstützung zwei Linden. Die beiden Bäume dienen als Eingangsportal zu dem eineinhalb Hektar großen Gebiet, auf dem der Schulwald in den kommenden Jahren gedeihen wird. Dieses Gebiet werden die Schüler bepflanzen und pflegen: An zukünftigen Frühsommertagen dürfte es dann in der Grundschule des Öfteren heißen: "Auf in den Schulwald!"

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