Ainhofen:39 Zentimeter tiefe Religiosität

Ainhofen: Die Maria lactans von Ainhofen kehrt in die dortige Wallfahrtskirche zurück.

Die Maria lactans von Ainhofen kehrt in die dortige Wallfahrtskirche zurück.

(Foto: Toni Heigl)

Kardinal Reinhard Marx kommt nach Ainhofen, um dort das älteste Marien-Gnadenbild der gesamten Diözese einschließlich der restaurierten Wallfahrtskirche wieder einzuweihen. Das Kunstwerk stammt aus dem Jahr 1130

Von Sonja Siegmund, Ainhofen

Mehr als fünf Jahre wurde die Wallfahrtskirche Zu Unserer Lieben Frau umfassend restauriert und saniert. Genauestens untersucht und restauriert haben Fachleute auch die romanische Skulptur einer stillenden Gottesmutter Maria lactans, die als das älteste Marien-Gnadenbild der Erzdiözese München-Freising gilt. Um den Anforderungen des II. Vatikanischen Konzil gerecht zu werden, wurde das Gotteshaus zudem mit einem neuen Altar ausgestattet. Bei einer Festmesse zelebriert Kardinal Reinhard Marx der Diözese München-Freising am Samstag, 16. Mai, die Altarweihe. Dabei wird auch die berühmte Ainhofener Madonna wieder in den barocken Hochaltar eingebunden.

Aufgrund der Bauarbeiten in der Kirche war das Gnadenbild aus Sicherheitsgründen im Kunstdepot der Erzdiözese aufbewahrt worden. Zuvor wurde die um 1130 entstandene Figur sorgfältig gereinigt und konserviert. Dabei hat man festgestellt, dass die gerade einmal 39 Zentimeter hohe Skulptur aus Weidenholz geschnitzt wurde. Bislang war man von Lindenholz ausgegangen, wie in den meisten Publikationen nachzulesen ist. Bis zur genauen Untersuchung vor zwei Jahren war das tatsächliche Alter nicht bekannt.

Dokumentiert ist immerhin ein Wundergeschehen von 1519 als Beginn der Wallfahrt zur Madonna von Ainhofen. Zu dieser Zeit war die Figur aus dem Kloster Indersdorf nach Ainhofen gekommen, wo sie seitdem als Gnadenbild verehrt wird. Zahlreiche Votivbilder und Wallfahrten im 17. Jahrhundert belegen dessen zunehmende Beliebtheit. Von 1732 an haben die Indersdorfer Pröbste das Bildnis in einem neuerrichteten Hochaltar in barocker Prachtkleidung als "Mater ter admirabilis" interpretiert. Seit den 1930er Jahren zeigte die Pfarrei die Skulptur ohne Behang in romanischer Gestalt.

Die Geschichte der Ainhofener Wallfahrtskirche beginnt bereits im frühen 13. Jahrhundert. In den Klosterurkunden ist erstmals 1229 ein Kirchenbau dokumentiert, dessen spätromanische Substanz teilweise noch erhalten ist. Die reich verzierte Stuckdecke von 1717 blieb bis heute weitgehend erhalten. Ende 2008 lösten sich im Kircheninneren Putzteile, sodass die Decke wegen Einsturzgefahr zunächst mit einer Holzkonstruktion abgesichert werden musste. Untersuchungen haben ergeben, dass durch Wind ausgelöste Erschütterungen über die Dachkonstruktion auf die historische Flachdecke übertragen wurden. Zur dauerhaften Erhaltung der Decke wurden beide Bereiche baulich getrennt, Stuck, Fresken, Innenputz saniert und Kanzel, Altar sowie Votivtafeln gereinigt. Die Restauration hat 730 000 Euro gekostet, wobei mehr als die Hälfte über öffentliche Zuschüsse sowie Privatspenden finanziert wurden.

Der barocke Hochaltar mit dem kostbaren Gnadenbild steht im Kontrast zur zurückhaltenden Formensprache der neuen Ausstattung. Insbesondere am Altar wurden klassische Gestaltungsmotive wie Pfeiler und Kanneluren in zeitgenössischer Weise interpretiert. Für den Entwurf ist der Münchner Architekt Florian Gierer verantwortlich, die Realisierung aus weißem Laaser Marmor hat der Freisinger Steinmetz Manfred Kozel übernommen. Die vorderen vier Pfeiler, auf denen die Altarplatte ruht, gewähren je nach Standpunkt verschiedene Durchblicke. In einer aus rotem Marmor bestehenden Bodenintarsie ist eine in der Osterzeit häufig gebetete Textstelle eingraviert (Philipper 2,8).

Während des Festgottesdienstes wird das Gnadenbild im barocker Prachtkleidung präsentiert. Künftig soll es jeweils von Ostersonntag bis Ende Mai bekleidet präsentiert werden, ebenso von Heiligabend bis Anfang des neuen Jahres. In der übrigen Zeit wird die Skulptur in der ursprünglichen romanischen Gestalt gezeigt. Musikalisch umrahmt wird die Festmesse durch das Quartett Anton Rast und Sängern der russisch-orthodoxen Auslandsgemeinde in München. Anschließend lädt die Kirchenverwaltung zu einem Fest der Begegnung ein.

Wiedereinweihung der Ainhofener Wallfahrtskirche und Präsentation der restaurierte Maria lactans am Samstag, 16. Mai, von zehn Uhr an. Den Festgottesdienst um zehn Uhr hält Kardinal Reinhard Marx der Erzdiözese München-Freising ab.

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