Adventssingen:Die Zeit der leisen Töne

Adventssingen: Hat inzwischen auch schon Tradition: Kinder singen unter der Leitung von Jürgen Rothaug für den SZ-Adventskalender.

Hat inzwischen auch schon Tradition: Kinder singen unter der Leitung von Jürgen Rothaug für den SZ-Adventskalender.

(Foto: Archivfoto: Niels P. Jørgensen)

Am Wochenende finden zahlreiche Adventssingen statt, bei manchen sind die Besucher eingeladen, die Lieder selbst anzustimmen. Vom Aufleben einer Tradition, die in Wahrheit gar nicht so alt ist

Von Gregor Schiegl, Dachau

Jetzt braucht man wieder starke Nerven und gute Ohrenschützer. In den Radios läuft "Last Christmas", in den Läden dudelt "Jingle Bells", und in den Kaufhäusern brüllen einem elektrische Weihnachtsmänner ihr "Hohoho!" entgegen. Früher, als Dachau noch kein Pendlerlandkreis war, sondern Bauernland, gab es im Dezember nicht viel zu tun, Ruhe kehrte ein. Advent war eine Buß- und Fastenzeit. "Heute wird die Weihnachtszeit von den Discountern bestimmt", sagt Siegfried Bradl aus Altomünster. "Das Innehalten und die Ruhe sind weg. Wir leben in einer lauten Zeit." Doch der Mensch brauche auch leise Töne, und vielleicht erklärt das auch den wachsenden Zulauf zu den verschiedenen Adventssingen im Landkreis. "Für viele ist Leute das Adventssingen die einzige Stunde in der Vorweihnachtszeit, in der sie noch zur Ruhe kommen", sagt Bradl, der auch der Organisator des ältesten Adventssingens im Landkreis ist.

Das Adventssingen in Altomünster gibt es seit 36 Jahren. "Das hat dann irgendwann einen Dominoeffekt gegeben", sagt Bradl. Tatsächlich ist das Adventssingen ein Produkt der Nachkriegszeit. Als geistiger Vater gilt der österreichische Volksmusiker Tobias Reiser. Er hatte es sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufgabe gemacht, die alte Volksmusik wieder ins Leben zu rufen und knüpfte an die bäuerliche Tradition an, sich in der Adventszeit in der Stube zum gemeinsamen Singen zu treffen. 1946 lud er zum ersten Salzburger Adventssingen ein. Zur gleichen Zeit fand im zerbombten München das erste Adventssingen auf bayerischem Boden statt. Es wurde vom Volksmusiksammler Emanuel Kiem, besser bekannt, als Kiem Pauli, ins Leben gerufen und erfreut sich wachsender Beliebtheit. "Bei uns ist es seit Jahren immer bummvoll", sagt Bradl.

Dachau

Vor der Bäckerei Denk an der Münchner Straße findet am übernächsten Freitag, 22. Dezember, um 17 Uhr ein "Ansingen der Weihnacht" statt. Organisiert hat es der Dachauer Musiker Jürgen Rothaug. "Ich will, dass die Leute, die vorbeikommen, einfach mal stehen bleiben, um ein vorweihnachtliches Lied zu singen", sagt er. Das Ganze soll nur etwa eine halbe bis Dreiviertelstunde dauern. Gesungen werden bekannte Weihnachtslieder, begleitet vom Bläserensemble Sonatori Bella Fontana. Dazu wird Punsch ausgeschenkt, mit und ohne Alkohol, außerdem gibt es Gebäck, auch Spenden werden gesammelt. Sie kommen allesamt dem SZ-Adventskalender zugute.

Altomünster

"Weihnachtslieder selber singen" kann man auch in Altomünster. Dazu laden Siegfried Bradl, Volksmusikberater des Bezirks Schwaben im Landkreis Aichach-Friedberg, und seine Frau Gisela Kinder aller Altersstufen mit ihren Eltern, aber auch Großeltern, Männer und Frauen, sowie ungeübte und geübte Sänger ein. Bereits zum zwölften Mal findet die Aktion am dritten Adventssonntag, 17. Dezember, um 17.30 Uhr im Altohof statt. Die Veranstaltung dauert ungefähr eine Dreiviertelstunde. Um das Mitsingen zu erleichtern, wird das 32-seitige Liederheft "Alle Jahre wieder" zur Verfügung stehen, das man zu einem kleinen Unkostenbeitrag erwerben kann.

Die älteste und wahrscheinlich hochkarätigste Adventsveranstaltung am Wochenende ist das 36. Altbairische Adventssingen am Sonntag, 17. Dezember, um 13.30 Uhr in der Pfarr- und Klosterkirche Altomünster. Schon seit vielen Jahren zieht das Singen im festlichen kirchlichen Rahmen auch überregional Besucher an. Insgesamt verzeichneten die Veranstalter beim vergangenen Mal rund 16 500 Besucher. Die mitwirkenden Gruppen stammen allesamt aus Altomünster. In diesem Jahr sind mit dabei: die Bläsergruppe Josef Schweighart, die Hirangl-Musi, das Klarinettentrio der Pipinsrieder Musikanten, der Altochor und die Familie Kreppold. Die Leitung hat wie immer Siegfried Bradl.

Bergkirchen

Der Chor der Volkshochschule (VHS) Bergkirchen gibt aus Anlass seines 15-jährigen Bestehens ein Weihnachtskonzert mit Advent- und Weihnachtsliedern, mal traditionell, mal klassisch, mal swingig arrangiert. Das Konzert findet statt am Sonntag, 17. Dezember, um 17 Uhr (Einlass 16.15 Uhr) in der Aula der Schule Bergkirchen. Die Leitung hat Dagmar Kastl. Am Klavier begleitet sie Susanne Lurtz. Musikalische Gäste sind Alessandra Massi-Kluge (Querflöte) und Karlheinz Follner (Trompete, Klavier, Cajon). Karten im Vorverkauf zu zehn Euro bei der VHS Bergkirchen. Karten an der Abendkasse zu zwölf Euro.

Hebertshausen

Ein altbairisches Adventssingen und Musizieren findet auch am Freitag, 15. Dezember, um 19.30 Uhr im Pfarrheim Hebertshausen statt. Mitwirkende sind Bernard Dirndl mit Harfe, die Kleeblatt-Musi mit Okarina, die Schönbrunner Sänger und die Schönbrunner Stubnmusi. Der Eintritt kostet zehn Euro, Reservierungen bei Siegfried Rückert, Telefon 08131/204 83.

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