ADFC-Umfrage:In Karlsfeld leben Radler riskant

Im Gefahren-Atlas der SZ haben Leser fünf kritische Stellen für Radfahrer ausgemacht. Der ADFC legt jetzt die Ergebnisse einer Umfrage vor: Im ganzen Gemeindegebiet gibt es sage und schreibe 63 Problempunkte.

Von Gregor Schiegl

Im kürzlich freigeschalteten interaktiven "Gefahren-Atlas" der SZ haben die Leser bis Dienstag fünf Stellen im Gemeindegebiet Karlsfeld markiert, die sie für Radler als gefährlich einstufen. Bald dürften einige mehr hinzukommen: Bei einer Umfrage unter seinen Mitgliedern hat der Karlsfelder Radverkehrsklub ADFC 63 Problempunkte im gesamten Gemeindegebiet ermittelt. Die kritischen Stellen konzentrieren sich an der Münchner Straße, die mit bis zu 45 000 Kraftfahrzeugen am Tag die am stärksten befahrene Durchgangsstraße des Landkreises ist. Handlungsbedarf sehen die Befragten auch in der Garten- und Krenmoosstraße sowie in den Ortsteilen Karlsfeld West und Nordost.

In Rücksprache mit der Verkehrsbehörde der Gemeinde hatte der örtliche ADFC im Dezember 2013 seine 30 Mitglieder befragt sowie ein Dutzend weiterer Radler aus dem privaten Bekanntenkreis. Die vom Club aufbereiteten Daten mitsamt eigener Lösungsvorschläge wurden der Gemeinde bereits übergeben. "Ich bin dankbar, dass der ADFC hier mitwirkt", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Die Ergebnisse der Umfrage würden in die Verkehrsplanung der Gemeinde mit einfließen. "Wir wollen alle Verkehrsarten erfassen und natürlich auch den Fahrradverkehr."

Besonders kritisch setzten sich die Befragten mit der Situation am Gesundheitszentrum und dem Einkaufszentrum "Karlsfelder Meile" an der Münchner Straße auseinander - beides zentrale Bauprojekte, die erst 2013 eröffnet wurden. So bemängeln die Befragten, dass der Fuß- und Radweg hier zu schmal ausgefallen sei. "Es hat mich sehr überrascht, dass die Gemeinde das so gebaut hat", sagt Peter Reiz vom ADFC. "Die Radler gehen dort irgendwie unter." Nicht nur der Platz fehlt ihnen, auch Stellplätze für ihre Fahrräder. "Jeder, der einmal mit dem Rad in München unterwegs war, weiß, um wie viel besser man es machen könnte", sagt Reiz. Nach wie vor haben an der Münchner Straße Autos ganz klar Vorrang. Erst auf Knopfdruck schalten die Ampeln für Radler und Fußgänger auf Grün. Das will der ADFC ändern. Er fordert, dass auch die Fußgängerampeln in Dauerbetrieb gehen.

An der Münchner Straße häufen sich die Mängel: Der gemeinsame Rad-und Fußweg Richtung Dachau sei wegen der vielen Ein- und Ausfahrten zwischen Krenmoos- und Hochstraße "unattraktiv und gefährlich", kritisieren die Befragten. An der Münchner Straße zwischen Hochstraße und Bürgerhaus Richtung München reicht ihnen der Platz nicht aus, dasselbe gilt für die Südost-Seite der Kreuzung Münchner Straße/Krenmoosstraße. Der ADFC macht dazu viele kleine Verbesserungsvorschläge, propagiert aber die Strategie, auf andere, sichere Wege zu verlagern und dazu beispielsweise die parallel zur Münchner Straße verlaufenden Fahrradwege weiterzuentwickeln und zu ergänzen. So könnte die Rathausstraße komplett zur Fahrradstraße umgewidmet werden.

Platzmangel lautet die Diagnose auch für die Krenmoos- und die Gartenstraße, an der gerade das neue Ortszentrum gebaut wird. Nicht nur die Einmündung der Gartenstraße in die Münchner Straße halten die Befragten für gefährlich. Den gemeinsamen Rad-und Fußweg an der Gartenstraße erklärten sie in ganzer Länge für " ungeeignet" zum Radfahren: Beide Fahrstreifen seien zu schmal. In der Krenmoosstraße das gleiche Bild: Der Radweg Richtung Schule: zu schmal. In Richtung Kirche fehlt er komplett. Dabei dürfen, ja sollen Radfahrer in der Tempo-30-Zone inzwischen auf der Straße fahren, weil dies Verkehrsforschern als sicherer gilt. Trotzdem: "Viele beharren darauf, die Wege zu benutzen", sagt Peter Reiz. Die Macht der Gewohnheit.

Im übrigen Gemeindegebiet lässt sich die Mängelliste noch lange fortsetzen: Der Angebotsstreifen für Radler in der Rotschwaige ist oft unterbrochen, der Radweg zu eng. Gleiches gilt für die Hochstraße am Karlsfelder See. An der Neuen Bayernwerkstraße stören sich die Befragten an zu hohen Übergängen, etwa beim M3-Fachmarktzentrum. Vermisst wird auch ein Radweg auf der Ostseite zum S-Bahnhof. Der Radweg an der Allacher Straße: verwirrend und gefährlich. Der ADFC rät daher dringend von einem Ausbau der Straße ab. Anregungen: eine klare Trennung von Rad- und Fußweg und eine Verbesserung der Radwege oder Angebotsstreifen - möglichst ohne Unterbrechung. Kommentar

Weitere Details zur Verkehrsumfrage in Karlsfeld auf der Seite www.adfc-dachau.de.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: